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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Der Weinkeller von Osnabrück
Zwischenüberschrift:
Carl-Dütting-Straße im Hafen erinnert an den Kaufmann und IHK-Vizepräsidenten
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Wenn der Name Weinhaus Dütting fällt, denken viele Osnabrücker an das Gebäude neben dem Theater am Domhof, das 1995 abgerissen wurde, um dem letzten Theater-Anbau Platz zu machen. Weniger bekannt dürfte sein, dass es eine weitere, ältere Weinhandlung Dütting an der Großen Straße gab. Zwei Vettern tummelten sich in derselben Branche. Nach dem Inhaber des Weinhauses an der Großen Straße ist die Carl-Dütting-Straße im Stadtteil Hafen benannt.

In den späten 1960er-Jahren wurde das Gewerbegebiet Hafen-West zu beiden Seiten der umgebetteten Hase erschlossen. Wirtschaftsgrößen wie Klöckner, Dornier und Carl Stolcke stellten die Stadtväter Carl Dütting als Namenspatron einer der neuen Erschließungsstraßen an die Seite. Wenn es dort bisweilen verführerisch nach Kakao duftet, liegt es an der Schokoladenfabrikation der Firmengruppe Windel/ Farüchoc, Carl-Dütting-Straße 1.

Mit Genuss im weitesten Sinne hatten auch die Düttings zu tun. Carls Großvater Caspar Wilhelm Dütting (1775–1844) kaufte 1802 dem Bäckermeister Hermann Gösling das Haus Große Straße 62 ab und gründete dort eine Kolonialwaren- und Weinhandlung mit Probierstube. Nach einigen Jahren nahm er zusätzlich die Zigarren- und Tabakfabrikation auf und richtete 1830 im Garten hinter dem Haus eine Wachsbleiche ein.

In der nächsten Generation stieß Carl-Heinrich Dütting (1820–1901) alle Geschäftszweige ab, die nichts mit Wein zu tun hatten. Dafür dehnte er den Großhandel mit Wein ganz erheblich aus. So war es seinem ältesten Sohn Carl Dütting (1849– 1936) und damit sind wir endlich beim Namensgeber der Carl-Dütting-Straße schon in die Wiege gelegt, auch Weinkaufmann zu werden. Er besuchte zuerst das Carolinum, wechselte dann zur Noelle′schen Handelsschule und legte Ostern 1865 das " Einjährige" ab. Dieser mittlere Schulabschluss hatte seinen Namen daher, dass junge Männer damit statt des normalen dreijährigen Wehrdienstes nur ein Jahr abzuleisten brauchten. Offiziell hieß der Abschluss " Wissenschaftliche Befähigung für den Einjährig-Freiwilligen Militärdienst".

Doch bevor es so weit war, begann Carl eine Lehre im Familienunternehmen. 1869/ 70 schickte ihn der Vater als Volontär zu Weinhandelsfirmen in Bordeaux und Sète. Nicht ganz einfach muss es für den 21-jährigen Carl gewesen sein, als im Juli 1870 der Krieg gegen Frankreich ausbrach.

Das Land, das ihm über viele Monate großzügige Gastfreundschaft gewährt hatte, wurde plötzlich zum Feindesland, gegen das er kämpfen musste. Als Einjährig-Freiwilliger machte er bei den hannoverschen Dragonern den Feldzug mit.

Nach siegreichem Einsatz kehrte er nach Osnabrück zurück, wurde 1873 Prokurist und ab 1879 Mitinhaber der Weinhandlung C. Dütting. Geschickt führte er die Firma durch Höhen und Tiefen, sicherte sich den Alleinverkauf des Sekts " Henkell Trocken" für Osnabrück und erwarb eigene Kellereien in Trittenheim an der Mosel. Seine Kollegen wählten den angesehenen Kaufmann 1898 in die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer. Von 1916 bis 1931 war er deren Vizepräsident.

Familienältester

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs gründete er mit anderen die Osnabrücker Kriegs-Kreditbank und wurde zum ehrenamtlichen Vorstand berufen. Auch in der Großfamilie galt sein Wort. Der Dütting′sche Familienverband berief ihn zum " Familienältesten". Die Weinhandlung C. Dütting wurde bis in die 1920er-Jahre fortgeführt. Ab 1926 verkauften Max Markus und später Werner Schröder in dem schönen Barockbau Große Straße 62 Salamander-Schuhe.

Carl Düttings Onkel Johann Caspar (1830–1902) arbeitete ab 1852 für zwei Jahre in der Weinhandlung C. Dütting an der Großen Straße mit, kaufte dann aber 1854 das Hotel " Berg Aetna", Domhof 9 (heute: Pizza Hut) und gründete 1882 an der Kleinen Domsfreiheit 1 die Weinhandlung Johann Caspar Dütting. Das Hotel blieb bis 1915 im Besitz dieses Stammes der Familie Dütting. Die Weinhandlung an der Kleinen Domsfreiheit aber überlebte beide Weltkriege und existierte noch bis in die 1960er-Jahre. Später kaufte die Stadt das Haus im Hinblick auf die Theater-Erweiterung.
Bildtexte:
Der Stammsitz der Weinhandels-Dynastie Dütting ist das Haus Große Straße 62, später bekannt als Schuhhaus Salamander-Schröder.
Die Carl-Dütting-Straße liegt im Stadtteil Hafen im Gewerbegebiet Hafen-West.
Fotos:
Rudolf Lichtenberg (um 1910), Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks
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