User Online: 4 | Timeout: 15:26Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Tödliche Kritik
Zwischenüberschrift:
Nationalsozialisten ermordeten Wilhelm Johann Küsters im KZ
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Es geschah mitten im Zweiten Weltkrieg. Während eines Streits innerhalb der Verwandtschaft beschimpfte Wilhelm Johann Küsters die Nationalsozialisten als " braune Pest", mit der er nichts zu tun haben wolle. Kurz darauf verhaftete ihn die Gestapo. Etwa zwei Monate später kam der Denunzierte im Konzentrationslager Sachsenhausen ums Leben.

Anfang 1933, gleich nach ihrer Machtübernahme, richteten die Nationalsozialisten ihren Hass auf alle, die nicht ihre Ansichten teilten. Adolf Hitlers Geheime Staatspolizei (Gestapo) begann, politische Gegner zu beobachten und zu bekämpfen. Kritik an den neuen Machthabern schürte und befeuerte Konflikte ob am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft oder in der eigenen Familie. Zwölf Jahre lang ließen sich Ungezählte dazu verleiten, die Gestapo sogar über Äußerungen von Verwandten zu informieren. Die Beamten legten wenigstens eine Karteikarte an. Oder sie verhafteten die Beschuldigten gleich, misshandelten oder folterten sie. Und sie entschieden über die Verschleppung ins Konzentrationslager.

Wilhelm Johann Küsters, den seine Familienmitglieder und Freunde Hans nannten, war 1894 geboren worden. Er lebte an der Großen Rosenstraße 36. Es ist überliefert, dass die Polizei ihn mehrmals wegen Eigentumsdelikten verhaftet hat. Darauf wiesen auch die beiden Paten des Stolpersteins bei der Verlegung hin: Bettina Charlotte Belker und Michael Tiaden sind Sozialarbeiter mit Herz für Jugendliche, " die vom Weg abgekommen sind", wie sie erläuterten. Dieses Verständnis lag den Nationalsozialisten fern. Wilhelm Johann Küsters mögen auch seine Konflikte mit dem Gesetz zum Verhängnis geworden sein.

Im Februar 1942 muss es bei einem Treffen von Familienmitgliedern laut zugegangen sein. Wilhelm Johann Küsters äußerte seinen Unmut über die Nationalsozialisten. Den Riss durch die Familie dokumentiert die Äußerung eines Schwagers, der sich acht Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg so erinnerte: " Meine Frau und ich verließen sehr bald die Wohnung, weil mein Schwager uns in übelster Weise als Nazischweine und so weiter beschimpfte."

Offenbar ein anderes Mitglied der Familie meldete ihn daraufhin bei der Gestapo, die ihn sofort festnahm und in den Keller des damaligen Hotels Schaumburg sperrte. Währenddessen soll sein Denunziant in einer Gaststätte gesagt haben: " Ich habe einen von der Großen Rosenstraße hochgehen lassen." Diese Szene beschrieb ein Zeuge nach dem Krieg.

Zu einer Verhandlung kam es nicht. Nationalsozialisten verschleppten Wilhelm Johann Küsters ins Konzentrationslager Sachsenhausen und ermordeten ihn dort im April 1942.

Weitere Zeugen berichteten, Wilhelm Johann Küsters sei ein scharfer Gegner des Nationalsozialismus gewesen. Jetzt erinnert ein Stolperstein an ihn.
Bildtext:
Große Rosenstraße 36: Hier lebte bis 1942 Wilhelm Johann Küsters. Er beschimpfte die Nationalsozialisten und musste deshalb sterben.
Foto:
Jörn Martens

Stolpersteine
Die in den Gehwegen verlegten Stolpersteine aus Messing erinnern an Opfer des Nationalsozialismus jeweils vor den Wohn- oder Wirkstätten der Juden, Sinti, Deserteure, Menschen, die aus politischen und religiösen Gründen, wegen ihrer sexuellen Orientierung, einer psychischen Erkrankung oder einer Behinderung verfolgt und ermordet wurden. Der Kölner Künstler Gunter Demnig ist Initiator des Projekts, dem sich mehrer Hundert Kommunen angeschlossen haben: außer in Deutschland auch in Ländern wie Österreich, Ungarn, Italien, Tschechien, Belgien, Norwegen, den Niederlanden und der Ukraine. Paten des Stolpersteins an der Großen Rosenstraße 36 sind Bettina Charlotte Belker und Michael Tiaden. Verlegt haben ihn die Schüler Nando Christ und Timo Rosenbusch vom Berufsschulzentrum am Westerberg. Das Büro für Friedenskultur nimmt für weitere Gedenktafeln gern Hinweise über das Schicksal von Opfern des NS-Regimes entgegen. Die Telefonnummer lautet 0541/ 323-2287.
Autor:
Jann Weber


Anfang der Liste Ende der Liste