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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Er lebte, dachte und träumte auf Plattdeutsch
Zwischenüberschrift:
Die Heinrich-Riepe-Straße erinnert an den Voxtruper Lehrer und Heimatdichter
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Wie ein Stück Schwarzbrot gesund und kräftig, zugleich zart und herzhaft. So hat einmal Dichterkollege August Hinrichs das Werk des Voxtruper Heimatdichters Heinrich Riepe beschrieben. Generationen von Schulkindern bekamen von Riepe das Abc beigebracht aber auch die Liebe zur Heimat. Die Heinrich-Riepe-Straße im Stadtteil Voxtrup hält die Erinnerung an den großen niederdeutschen Dichter wach.
Heinrich Riepe wurde am 26. November 1894 in Osnabrück " anne Koksken Straute" (an der Kokschen Straße) geboren. Sein Vater war Müller. Er arbeitete auf Gut Krebsburg bei Ostercappeln, in der Haster Mühle und in Engter, bis er schließlich Obermüller und Lagermeister der Neuen Mühle (gegenüber dem heutigen Alando Palais am Pottgraben) wurde. Riepe wuchs im damals ländlich geprägten Stadtteil Wüste auf. Im Pappelgraben fing er Stichlinge, genau wie ein anderer Osnabrücker Autor, der vier Jahre jünger war: Erich Maria Remarque.
Ebenso wie Remarque besuchte Riepe das katholische Lehrerseminar in Osnabrück. Noch Seminarist, meldete sich Riepe im August 1914 als Kriegsfreiwilliger und kämpfte an der Westfront. 1916 bekam er vertretungsweise die Lehrerstelle in Dörpen übertragen, 1919 die erste Vollanstellung in Lengerich bei Lingen.
Von 1920 bis 1946 unterrichtete er an der Volksschule Voxtrup. In der damals noch selbstständigen, bäuerlich geprägten Landgemeinde verbrachte Riepe die entscheidende Phase seines Lebens und Schaffens. Sein Herz schlug für das Plattdeutsche. Er lauschte seinen Mitbürgern auf der Diele des Hofes, draußen auf dem Felde und im geselligen Kreis ihren Sprachschatz ab, " op Kiärmße" oder " Hochtiet", zu " Wiehnachten" oder " Pingßen", und verdichtete ihn durch Verssprache und Rhythmus zu Meisterwerken der niederdeutschen Lyrik.
Freund Karl Kühling sprach von Riepes " handfestem, echten, ungeleckten" Platt. Schließlich habe er seine Eltern nie ein hochdeutsches Wort sprechen hören. " Er schreibt Plattdeutsch, weil das seine Muttersprache und damit der selbstverständliche Ausdruck seines tiefsten Innern ist, weil er in ihm lebt, denkt und träumt", so Kühling. Und der Oldenburger Komödienautor August Hinrichs schrieb über Riepe: " Da ist kein übersetztes Hochdeutsch, alles ist wie aus der Erde gewachsen, schlicht und wahr und ohne große Worte, doch voll tiefer Empfindung." Ein kurzes Beispiel, wie Riepe mit heiterer Frömmigkeit den Übergang vom alten zum neuen Jahr ausdrückte: " Goah hen, kumm her! Van ungefähr kümp nicks doaher, un Gott blieff de Här."
In einem Aufsatz für die Ortschronik des Bürgervereins Voxtrup hat Günther Flake beschrieben, wie Riepe zum Nationalsozialismus stand. Als " Aperigge" (Afferei) kennzeichnete Riepe später im Rückblick die NS-Zeit. Das mag verharmlosend klingen. Tatsächlich gehörte Riepe zu einem Kreis politisch Andersdenkender, die regelmäßig in der Voxtruper Gaststätte " Zur Spitze" um den Wirt Heinrich Hanfeld zusammenkamen. Am 22. August 1935 wurde spätabends bei Dunkelheit der gegenüber der Gaststätte aufgestellte Aushangkasten für das antijüdische Hetzblatt " Der Stürmer" zertrümmert. Wütend kündigte der Führer der SA-Standarte R 57 der " schwarzen Reaktion" Rache an: " Wer uns provoziert, den greifen wir an!" SA-Leute demolierten die Gaststätte und steckten Wirt Hanfeld in Untersuchungshaft. Alle Gäste, die am fraglichen Abend in der Kneipe waren, wurden einzeln verhört. Da aber alle Mitwisser konsequent schwiegen, blieb der Steinwerfer Heinrich Riepe unentdeckt. " Jau sau was he, use Riepen Heini!", schließt Flake die Schilderung dieser Episode.
Riepe förderte das Laienspiel und die Chormusik. Er dirigierte den Gesangverein " Melodia" und unterstützte seinen einstigen Schüler Georg Tiemeyer beim Aufbau der Plattdeutschen Spielgemeinschaft Voxtrup (PSV). PSV-Urgestein Helmut Broxtermann erinnert sich an die ersten Aufführungen im Saal Rahenkamp ab 1958, bei denen Heinrich Riepe das Publikum begrüßte und in die Stücke einführte auf Platt natürlich.
Am 22. März 1962 ereilte Heinrich Riepe ein plötzlicher Tod am Sonntagnachmittag beim Zuschauen auf dem Fußballplatz.
Bildtexte:
Heinrich Riepe (1894– 1962). Foto: Ortschronik Voxtrup
Die Heinrich-Riepe-Straße befindet sich dort, wo Heinrich Riepe lebte und wirkte: in Voxtrup.
Foto:
Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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