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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Ein Holzkreuz als Platzhalter
Zwischenüberschrift:
Die evangelische Thomasgemeinde im Stadtteil Dodesheide wird 50 Jahre alt
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Um der großen Wohnungsnot in der Nachkriegszeit zu begegnen, hatte die Stadt zusammen mit Wohnungsbaugenossenschaften ab 1959 die 37 Hektar große Fläche im Dreieck der Straßen In der Dodesheide, Haster Weg und Ellerstraße zum größten Siedlungsprojekt der Osnabrücker Nachkriegsgeschichte entwickelt. " In der Dodesheide entsteht praktisch eine kleine Stadt für sich. In ihr fehlt außer einer Sportanlage so gut wie nichts", frohlockte damals die Zeitung.

Wirklich nichts? Doch. Zunächst gab es noch keine Kirche. Die Katholiken gründeten 1961 einen Kirchenbausammelverein, um eine neue Gemeinde von der überlasteten Christus-König-Kirche in Haste abzulösen. 1963 wurde dann der Grundstein der Franziskuskirche gelegt, im August 1965 war die Weihe. Die Protestanten waren nicht ganz so fix. Sie hatten zwar auch erkannt, dass es keine tragbare Lösung sein würde, wenn die bestehende Kirche, in ihrem Fall die Matthäuskirche an der Moorlandstraße, auf Dauer den schnell wachsenden Stadtteil Dodesheide mit zu versorgen hätte. Doch hier reichten die Ressourcen zunächst nur für ein Gemeindehaus. Vor 50 Jahren, am 30. Mai 1965, übernahm die evangelisch-lutherische Thomasgemeinde das Flachbau-Geviert In der Dodesheide 46.

Um einen Innenhof herum waren der Gemeindesaal, Gruppenräume, die Küsterwohnung und ein Kindergarten angeordnet. Der Gemeindesaal bot mit 150 Sitzplätzen einen zunächst akzeptablen Rahmen für Gottesdienstfeiern. Eigentlich sollte sofort im Anschluss an die Fertigstellung des Gemeindehauses mit dem zweiten Bauabschnitt des Thomas-Gemeindezentrums, mit dem Bau der Kirche, begonnen werden. Vorgesehen waren ein 40 Meter hoher Pyramidenturm und ein Kirchenraum mit Zeltdach, übrigens nicht unähnlich der im Jahr zuvor geweihten Bonnuskirche an der Illoshöhe. Doch Gründungspastor Rudolf Junge sollte noch viele Jahre auf ein sumpfiges Stück Land schauen, wenn er aus dem Fenster des Pfarramtes den Bauplatz für die geplante Kirche in den Blick nahm.

Immerhin stand dort schon seit 1963 ein großes, wuchtiges Holzkreuz. Das hatte die in Gründung befindliche Gemeinde selbstbewusst ins Gestrüpp gesetzt, nach dem Motto: " Hier soll einmal unsere Kirche stehen!" Aber die erste Wirtschaftskrise der jungen Bundesrepublik im Jahr 1966, die Ölkrisen der 70er-Jahre und die daraus erwachsenen finanziellen Turbulenzen hatten zur Folge, dass die Realisierung des Kirchbaus immer weiter hinausgeschoben wurde. Das Holzkreuz, als temporärer Platzhalter gedacht, behauptete sich hartnäckig und musste sogar zwischenzeitlich neu gestrichen werden. Die Gemeinde feierte im Sommer fröhliche Open-Air-Gottesdienste unter dem Kreuz und gab die Hoffnung nicht auf, dass sie eines Tages doch ein richtiges Kirchendach über dem Kopf haben würde.

Junges Nachfolger im Pfarramt, Pastor Wolfgang Laue, beruhigte seine Schäfchen mit den Worten: " Eine Kirche ist kein fertiges Projekt, das einfach vom Himmel fällt. Sie soll wachsen in der Gemeinde und mit der Gemeinde. Wir schreiten vo ran manchmal nur im Trippelschritt, und manchmal treten wir auch auf der Stelle." Im September 2001, 36 Jahre nach der Fertigstellung des Gemeindehauses, wurde das Warten endlich belohnt. Der dritte Thomas-Pastor, Matthias Wille, bekam den Schlüssel zu einer " richtigen" Kirche überreicht wenn sie von manchen auch als " Einbaukirche" bekrittelt wurde.

Denn gegenüber den Plänen aus den 1960er-Jahren war sie deutlich kleiner und bescheidener ausgefallen. Dem Entwurf von Architekt Rüdiger Wormuth wurde dafür eine hohe Zweckmäßigkeit bescheinigt. So wächst der neue Kirchenraum " organisch" aus dem alten Gemeindehaus heraus, die Räume können zusammenhängend genutzt werden.

Dem letztlich verwirklichten Entwurf war eine teils hitzig geführte Debatte vo rausgegangen. Eine Gruppe in der Gemeinde hatte sich für einen traditionelleren Entwurf starkgemacht, der wiederum von anderen als " Backstein-Barock" abgetan wurde.

Die Thomaskirche ist wahrscheinlich für lange Zeit der letzte Kirchenneubau in der Hannoverschen Landeskirche gewesen. Die Zeichen stehen schon lange nicht mehr auf Expansion, sondern im Gegenteil auf Zusammenführung bislang eigenständiger Gemeinden.

Feier am 30. Mai

Am Samstag der kommenden Woche, 30. Mai, feiert die Thomasgemeinde ihr 50-jähriges Bestehen, beginnend um 14 Uhr mit einem Festgottesdienst mit der Landessuperintendentin Birgit Klostermeier.
Bildtexte:
Platzhalter für die spätere Thomaskirche war das 1963 errichtete Holzkreuz vor dem Rohbau fertiggestellten Thomas-Gemeindehaus - hier auf einer Aufnahme aus dem August 1964.
Mitten in die Natur pflanzte die in Gründung befindliche Thomasgemeinde ein Holzkreuz nach dem Motto: " Hier soll einmal unsere Kirche stehen!" Das Provisorium sollte deutlich länger halten als gedacht.
Weitaus bescheidener als ursprünglich geplant, dafür zweckmäßiger fiel der Neubau der erst 2001 geweihten Thomaskirche aus.
Fotos:
Archiv Walter Fricke, Archiv Thomasgemeinde, Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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