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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Osnabrücker Stadtrat entscheidet über den Neumarkt
 
Ihrer Zeit voraus: Bürger als Gutachter
 
Der Wallring als vierspurige Einbahnstraße
 
Streifenbeton und Wasserfontänen
 
Tunnelabbruch geht schneller als geplant
 
Bleibt der Neumarkt für immer autofrei?
 
Hasehaus (fast) bis unters Dach vermietet
 
Wichtige Verkehrsader oder urbane Zone
 
Ohren zu und durch?
 
Der Neue Graben war eine schmale Gasse
 
Der Neumarkt bleibt noch jahrelang eine Baustelle
 
Der Traum vom Tunnel für Autos
Zwischenüberschrift:
So soll der Neumarkt der Zukunft aussehen
 
Baustelle wird fünf Monate früher geschlossen
 
Heute entscheidet der Rat: SPD, Grüne, Linke und UWG/Piraten wollen vorläufige Sperrung beschließen – CDU ist dagegen
 
Büro- und Praxisflächen statt Luxuswohnungen
 
Stellungnahmen zur Sperrung des Neumarkts
 
Mehr Lärm, mehr Schmutz, mehr Unmut: Wall-Anwohner kritisieren Sperrung
 
Einkaufszentrum, Baulos 2, neues Pflaster: Millioneninvestitionen geben dem Platz ein völlig neues Gesicht
 
Hohe Kosten, hohe Unfallgefahr – aber für viele faszinierend
Artikel:
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Originaltext:
Bleibt der Neumarkt autofrei? Die Abbrucharbeiten für den Neumarkttunnel gehen fünf Monate früher als geplant zu Ende. Nach Einschätzung der Planer hat die Umleitung über den Wallring während der bisherigen Bauarbeiten besser funktioniert als angenommen. Heute entscheidet der Rat, ob der Autoverkehr auch während der weiteren Bauarbeiten vom Neumarkt ferngehalten werden soll. Dabei geht es um den Bau des geplanten Einkaufszentrums, um ein weiteres Geschäftshaus vor dem Neumarkt-Carrée (Bildmitte) und um die Platzgestaltung mit Streifenbeton und Wasserfontänen. Eine große Mehrheit im Rat favorisiert die Sperrung von Osnabrücks zentralem Platz, als einzige Fraktion will die CDU für eine Freigabe für den Autoverkehr stimmen.
Foto:
Jörg Martens

OSNABRÜCK. Es war der ungewöhnlichste Versuch, ein Meinungsbild abzufragen: Im August 2001 lud die Stadt 129 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Männer und Frauen ein, sich vier Tage lang intensiv mit der Neumarkt-Problematik zu befassen und eine Lösung zu finden. Am Ende lag die Empfehlung auf dem Tisch, den Neumarkt autofrei zu gestalten. 80 Prozent der Teilnehmer standen dahinter.
In einem Crashkurs wurde den von ihrer Arbeit freigestellen Teilnehmern des Workshops das gesammelte Wissen über die unterschiedlichen Interessenlagen nahegebracht, dann ging es in verschiedenen Planungszellen an die Arbeit. Fachleute aus verschiedenen Disziplinen standen an allen vier Tagen zur Verfügung, Modelle wurden durchgerechnet. Ein breiter Konsens fand sich für folgende Empfehlungen:

- Fußgänger sollten auf dem Neumarkt Vorrang bekommen.
- Die Geschäfte aus dem damals noch genutzten Neumarkttunnel sollten nach oben verlagert werden.
- Sämtliche Bushaltestellen sollten sich im Bereich Grüner Brink konzentrieren.
- Am Kollegienwall, dort, wo heute das Hasehaus steht, sollte nicht gebaut werden, sondern ein zugang zur Hase entstehen, um den Fluss an diesem zentralen Platz erlebbar zu machen.
- Vor dem Landgericht sollte ein Platz mit Aufenthaltsqualität angelegt werden.

Das Bürgergutachten verschwand in der Schublade, nachdem bei der Kommunalwahl 2011 die Mehrheit im Rathaus wechselte.

Osnabrück. Soll aus dem gesamten Wallring eine vierspurige Einbahnstraße werden? Diesen Vorschlag brachte die FDP schon 1999 ein. Dahinter steht die Überlegung, dass der Wall mit dieser Verkehrsführung leistungsfähiger würde und somit die Sperrung des Neumarkts besser kompensieren könnte. Verkehrsplaner sehen die Idee jedoch kritisch, weil Autofahrer zu erheblichen Umwegen gezwungen wären. Ein Thema, das ebenfalls regelmäßig hochkocht, ist die grüne Welle, denn in Osnabrück ist die Ampelschaltung nicht auf dem neuesten Stand. Experten sagen aber, dass sich Staus und Wartezeiten wegen der Links- und Rechtsabbieger an den Kreuzungen nicht vermeiden ließen, auch wenn das System optimiert würde.

Osnabrück. Ein streifenförmiger Betonteppich soll die beiden " Ufer" des Neumarkts verbinden, Wasserfontänen dämpfen den Lärm von Bussen und vielleicht auch Autos, ein Carrée aus Bäumen macht aus dem Busbahnhof einen kleinen Hain. Das sind die wesentlichen Elemente aus dem Entwurf, mit dem die Landschaftsplaner Cornelia Müller und Jan Wehberg vom Berliner Büro Lützow 7 den Gestaltungswettbewerb für den Neumarkt gewonnen haben.
Autos sind auf den Simulationen von Lützow 7 nicht zu sehen, Busse auch nicht. Immerhin ist die Fahrbahn im Entwurf des Berliner Siegerteams deutlich von den Fußgängerbereichen abgesetzt. Bei der Präsentation im Dezember 2013 wurde betont, dass der Entwurf offen sei für unterschiedliche Verkehrskonzepte, also für die Frage, ob Autos über den Neumarkt rollen dürfen oder nicht.
Zu den Vorgaben des Wettbewerbs gehörte eine zweispurige Fahrbahn, die an das Landgericht herangezogen werden sollte. Damit bleibt an der sonnigeren Nordseite Platz, auf dem sich Straßencafés ausbreiten können. Großkronige Bäume sollen dieser neu geschaffenen Aufenthaltszone ein grünes Dach geben. Um die Café gäste vom Verkehr ein wenig abzuschirmen, setzen Müller und Wehberg auf ebenerdig sprudelnde Wasserfontänen. Sie sollen die " akustische Wahrnehmung" verändern und ein angenehmes Gefühl entstehen lassen.
Auch dem Busbahnhof am Grünen Brink wollen Cornelia Müller und Jan Wehberg städtebaulichen Glanz einhauchen. Schutzdächer aus blank poliertem Edelstahl und weitere Bäume sollen für eine moderne Optik sorgen.
Bildtext:
Mit oder ohne Autos? Der preisgekrönte Entwurf zur Neumarktgestaltung.
Foto:
Lützow 7

Osnabrück. Der Auftrag lautete: Abbruch der restlichen Neumarkt-Passage von Juni 2014 bis Ende Oktober 2015. Nun ist der ehemalige Fußgänger- und Einkaufstunnel im Herzen von Osnabrück bereits fünf Monate früher verschwunden Ergebnis einer handwerklichen und logistischen Meisterleistung.
" Wir sind am Aufräumen", teilte Projektleiter Lutz Vorreyer vom städtischen Fachdienst Straßenbau unserer Redaktion am Montag auf Nachfrage mit. Mit Ausnahme eines Stutzens vor H& M, der im September verfüllt werden soll und dem Modeladen bis dahin als Fluchtweg dient, sei der Rückbau erledigt. Was jetzt noch folge, seien Arbeiten der Stadtwerke an unterirdischen Versorgungsleitungen. Diese könnten sich bis Anfang Juli hinziehen, schätzt Vorreyer.
Der etwa 2, 5 Millionen Euro teure Tunnelabbruch selbst fand in mehreren Durchgängen statt. Begonnen wurde im Juni 2013 vor dem Landgericht. Binnen 17 Wochen entfernten die Bauarbeiter mehrerer Firmen damals den Ostteil der Neumarkt-Passage und bauten darüber eine neue Straße. Im Sommer 2014 setzten sie ihr Werk im deutlich größeren westlichen Abschnitt fort. Und legten ein unerwartetes Tempo vor auch, weil die Stadt für die erste von zwei geplanten Bauphasen eine Prämie ausgelobt hatte. Diese fiel umso höher aus, je schneller die bis zum Stichtag 31. Januar 2015 vorgesehene Arbeit vollbracht wurde. Am Ende war mit 30 000 Euro 1000 pro Tag die Höchstsumme fällig.
Und das " Team für den Neumarkt", wie sich die drei eingespielten Unternehmen Hofschröer (Lingen), Dieckmann (Osnabrück) und Moß (Lingen) gemeinsam nannten, ließ nicht nach. Es steigerte den Zeitgewinn in der zweiten Bauphase sogar. Zwar gebe es dafür keinen Bonus mehr, erklärt Vorreyer. Aber das vorzeitige Abrücken erlaube es den Firmen, auf anderen Baustellen Geld zu verdienen.
Bildtext:
So stellte sich der Passagen-Rückbau am Fuße des Neumarkt-Carrées Anfang April dar.
Foto:
Jörn Martens

Osnabrück. Vielleicht bleibt er ja für immer autofrei. Wenn der Rat heute über den Neumarkt entscheidet, geht es zwar vordergründig um die nächsten drei oder vielleicht vier Jahre. Aber die Akteure haben das Ziel, daraus eine Dauerlösung zu stricken. Jedenfalls, wenn sich in weiteren Verkehrsuntersuchungen herausstellt, dass der Wall die Mehrbelastung verträgt, die sich durch die Neumarkt-Sperrung ergeben.

Seit knapp einem Jahr dürfen nur noch Radler, Busse und Baustellenfahrzeuge Osnabrücks sensible Mitte überqueren. Die Planer sind überrascht, dass sich dieser weitreichende Eingriff in das Verkehrssystem der Stadt so problemlos auffangen ließ. Am Wall ist das befürchtete Chaos ausgeblieben. Verkehrszählungen während der Nachmittagsspitze belegen, dass die Belastung an einigen Kreuzungen sogar zurückgegangen ist.

Es gibt allerdings auch Abschnitte, die stärker frequentiert sind als vor der Neumarkt-Sperrung. Vor dem Heger Tor hat der Verkehr um 17 Prozent zugenommen, fast ebenso viel am Johannistorwall. Anwohner finden das alarmierend, die Stadt wollte ihnen entgegenkommen und besonders belastete Teilstücke mit Flüsterasphalt entschärfen.

Doch dafür fehlt nun das Geld. Jetzt wird erwogen, mit Tempo 30 den Geräuschpegel zu reduzieren. Eine Vorstellung, die viele Autofahrer auf die Palme bringt.

Die Sperrung des Neumarkts für den motorisierten Individualverkehr hat viele Gegner, vor allem Landkreisbewohnern ist die Verkehrspolitik der Ratsmehrheit ein Dorn im Auge. Ihre Statements beginnen oft mit dem einleitenden Satz, sie seien nun einmal auf ihr Auto " angewiesen", so als ob es keine Alternative dazu gäbe. Auch der Einzelhandel, das Handwerk und die Industrie- und Handelskammer fordern freie Fahrt über den Neumarkt.

Gegner der Sperrung argumentieren zuweilen, die Reglementierung des Autoverkehrs provoziere Umleitungen und Staus. Dadurch würde sich die Schadstoffbelastung in der Osnabrücker Luft erhöhen. Der Fachbereich Umwelt und Klimaschutz hält dagegen. Wenn das zutreffe, hätten sich die Schadstoffwerte an der Messstation am Schlosswall erhöhen müssen. Das Gegenteil sei aber der Fall. Nach der Neumarkt-Sperrung habe sich ein leichter Rückgang eingestellt.

In der Politik werden solche Argumente unterschiedlich gewichtet. Im Stadtrat bekennt sich die CDU-Fraktion zur bedingungslosen Freigabe des Neumarkts. SPD, Grüne, Linke und UWG/ Piraten sympathisieren mit der Sperrung auch über die Bauzeit hinaus. Damit könnte der Neumarkt zum Wahlkampfthema für die nächste Kommunalwahl im September 2016 werden. Denkbar ist auch, dass es zu einer Bürgerbefragung kommt wie vor einem Jahr zur Westumgehung.

Das Bürger-Votum vom Mai 2014 könnte ein Indiz für die These sein, dass ein wachsender Teil der Stadtbevölkerung dem Autoverkehr Zügel anlegen will. Auch wenn die Mehrheiten im Landkreis möglicherweise autofreundlicher verteilt sind.

Der Neumarkt im Liveticker: Um 17 Uhr beginnt die Ratssitzung. Wir berichten aktuell auf noz.de
Bildtext:
Busse und Radler frei: Ein Jahr lang war der Neumarkt Baustelle - und jetzt ist nichts mehr wie vorher. Müssen die Autos draußen bleiben?
Foto:
David Ebener

Osnabrück. Mehr als ein halbes Jahr nach dem Einzug der ersten Mieter ist das Hasehaus am Neumarkt in Osnabrück nahezu vollständig vermarktet. Frei ist nach wie vor eine kleinere Gastronomiefläche im Erdgeschoss. Dafür werden mittlerweile sogar die beiden als Luxuswohnungen geplanten höchsten Stockwerke gewerblich genutzt.
Eine Reihe von Firmen unterschiedlicher Branchen und Größe residiert heute unter der Adresse Neumarkt 1. Abgesehen vom Restaurant L′Osteria im Erdgeschoss, beherbergt das Hasehaus Büros und Praxen bis unters Dach. Nur leben will in dem spektakulären Hochhaus offenbar keiner. Das Penthouse-Konzept mit Nobelapartments im fünften und sechsten Obergeschoss wurde jedenfalls verworfen.
" Die Nachfrage nach Büro- und Praxisflächen an diesem Standort ist größer als die nach Wohnungen", erklärte Jörg Brüggenolte von der für die Vermarktung zuständigen Sparkasse Osnabrück unserer Redaktion am Montag auf Nachfrage. Investor Hoff und Partner, ein Industriebau-Unternehmen aus Gronau, bestätigt: Um keinen Leerstand zu provozieren, sei man vom ursprünglichen Vorhaben abgewichen. Zudem hätten die Bauarbeiten am Neumarkt die Suche nach Wohnungsmietern erschwert. Was die freie Gastrofläche im Erdgeschoss angeht, gebe es " einige Zusagen" von Interessenten. Hoff und Partner habe jedoch noch keine Entscheidung treffen wollen.
Das Hasehaus am Ostende des Neumarkts, eingebettet zwischen der Straße Kollegienwall und dem namensgebenden Flüsschen Hase, wurde am 1. Oktober 2014 nach 14 Monaten Bauzeit eröffnet. Es gibt dem zentralen, aber architektonisch-ästhetisch in die Jahre gekommenen Platz der Innenstadt ein modernes Gesicht. Besonders auffällig sind seine schrägen, nach hinten zu kippen scheinenden Außenmauern, die bunte Verglasung und der hängende Garten.
Bildtext:
Koloss mit Charisma: das Hasehaus am östlichen Ende des Osnabrücker Neumarkts.
Foto:
David Ebener

Osnabrück. Die Neumarkt-Frage polarisiert wie kein zweites Thema in Osnabrück. Vor allem der Einzelhandel und die Kammern sprechen sich gegen die Sperrung aus, Verkehrsinitiativen treten für einen autofreien Neumarkt ein.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Handelsverband Osnabrück-Emsland halten den Neumarkt für eine wichtige Verkehrsader und treten dafür ein, dass der motorisierte Individualverkehr wieder zugelassen wird. IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf weist auf den Ratsbeschluss für eine zweistreifige Verkehrsführung für Pkw hin und bezeichnet einen abweichenden Beschluss als einen " reinen Schnellschuss". Die gute Erreichbarkeit der Innenstadt sei ein hohes Gut.
Ohne ein neues Verkehrsgutachten lasse sich nicht beurteilen, welche Auswirkungen die angedachte Sperrung auf die ohnehin bereits überlasteten Knoten am Wall haben werde. Und ohne feste Zusagen der privaten Investoren bezüglich des Beginns ihrer Bauarbeiten lasse sich auch kein Bauzeitenplan ableiten, vermerkt Graf.
Überhaupt sei erst noch zu prüfen, ob der Abriss des Kachelgebäudes, der Neubau des Einkaufszentrums sowie die Errichtung des Bauloses 2 tatsächlich eine Fortsetzung der temporären Sperrung erforderten.
Gegen die Sperrung spricht sich auch die Baugewerbe-Innung aus. Der Umweg über den Wall sei zeitraubend, heißt es in einer Stellungnahme von Obermeister Christian Staub. Er fordert, " die bewährte und zeitsparende Verkehrsführung über den Neumarkt wiederherzustellen.
Der Kreisverband Osnabrück des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) begrüßt zwar die Überlegung, aus dem Neumarkt einen autofreien Platz zu machen, äußert aber zugleich Kritik an der Planung für den öffentlichen Nahverkehr. Ein Manko sei, dass die Bussteige künftig noch weiter auseinanderlägen als bisher, sagt VCD-Sprecher Jörn Keck. Umsteigezeiten von vier Minuten seien dann häufig nicht mehr zu schaffen.
Zufrieden äußert sich die Stadtbahn-Initiative über den Umbau des Neumarkts. Ein autofreies Stadtzentrum biete die Chance, für Fußgänger eine bessere Verbindung zwischen Alt- und Neustadt zu schaffen. Die Sperrung für den motorisierten Individualverkehr mache es möglich, dass die Busse, aber auch eine Stadtbahn ungehindert durch das Zentrum verkehren können.
Kritisch sieht die Stadtbahn-Initiative die Entscheidung für das Baulos 2. Ein solcher Baukörper würde die Durchfahrtsmöglichkeit für eine Straßenbahn behindern.

Osnabrück. Früher ist Rolf Mehrmann mit seinen Rollschuhen den Wall entlang gelaufen. In den 50ern waren Bänke entlang des Kaiserwalls, so nannte sich der Wall an der Hasemauer damals, aufgestellt. Mütter saßen mit ihren Kindern an der Straße, es wurde getratscht und gespielt. Heute schlängeln sich hier Autos entlang, Lastwagen donnern an seinem Haus vorbei. " Wir sehen Staubwolken", sagt seine Frau Marlene Mehrmann.
Staub kennen auch die Unlands, die nur zwei Kilometer entfernt wohnen. Mehr als 50 Jahre leben sie am Johannistorwall. An der weiß gestrichenen Tür des Ladengeschäfts, das zu ihrem Haus gehört, lässt sich eine dicke graue Staubschicht finden, erzählt Wilhelm-Friedrich Unland. Trotz der Lärmschutzfenster mit Doppelverglasung ist der Verkehr in ihrem Wohnzimmer zu hören. Ein Umstand, der seit der Sperrung des Neumarkts schlimmer geworden sei. Nun gibt es von allem mehr: Mehr Lärm, mehr Schmutz, mehr Unmut.
Bereits in den frühen Morgenstunden, gegen vier Uhr, würde der Verkehr anwachsen. Vor allem zu den Zeiten des Berufsverkehrs sei es kaum auszuhalten. Zumal sich diese verlängert hätten. " Drei Stunden reihen sich die Autos am Wall morgens aneinander", sagt Heike Unland, die Tochter des Ehepaares, die in zweiter Wallreihe lebt. Viele Anwohner der Hauptverkehrsstraße fühlen sich übergangen. Genau wie andere Bürger hätten doch auch sie einen Anspruch auf saubere Luft. Doch seit der Neumarkt-Sperrung haben sie das Gefühl, alle Schadstoffe der Innenstadt zu tragen. Die Idee einer dauerhaften Sperrung kritisieren sie daher stark. Nicht nur mehr Lärm und Schmutz seien die Folgen. Auch der Wall als Wohnort werde immer unbeliebter. " Aus vielen Wohnungen in unserer Ecke wurden schon Büros gemacht", sagt Rolf Mehrmann. Auch eine Kneipe musste schließen. Bier wird hier nicht mehr gezapft, stattdessen an Bildschirmen gearbeitet. Je mehr die Straße veröde, desto mehr werde sie zum sozialen Brennpunkt.
Die Anwohner möchten nicht bemitleidet, sondern gehört werden. Politik und Verwaltung würden entscheiden, am Wall blicken, ließe sich aber niemand. Vor einigen Jahren sei zuletzt eine Abordnung der Stadt vor Ort gewesen. Gemeinsam kämpfte ihre Initiative " Leben am Wall" um einen Kurzhalteparkplatz zum Be- und Entladen. Damals hatte ihr Engagement Erfolg. Doch heute habe sich die Situation verschärft. Der Neumark sei die einzige Ost-West-Verbindung innerhalb der Stadt. Ihr Wegfall treffe sie sofort.
Daher wünschen sie sich mehr Lebensqualität. " Anwohnerparkplätze, eine Grundsteuerbefreiung und weitere Be- und Entlademöglichkeiten", zählt Ursula Uland auf. Ein Straßenrückbau, ähnlich wie an der Bremer Straße, gilt als Vorbild.
An den Verkauf ihrer Häuser und einen Umzug haben sie noch nie gedacht. " Wir leben hier in dritter oder vierter Generation", sagt Wilhelm-Friedrich Unland. " Das ist unsere Heimat." So bleibt den Anwohnern neben ihrem Engagement nur noch die Hoffnung. Hoffnung, dass die Stadt bei der Entscheidungen auch ihre Situation bedenkt. Und bis dahin bleiben die Fenster in Richtung Straße zu. " Außer Sonntagmorgens", sagt Ursula Unland. Das sei der einzige Moment während der Woche, in der sie ihr Wohnzimmer lüften könne.
Bildtext:
Mit dem lauten Verkehr am Wall wollen sich die Anwohner nicht abfinden.
Foto:
Egmont Seiler

Bis zum Zweiten Weltkrieg war der Neumarkt ein nach Westen abgeschlossener Platz. Die Häuserreihe in der Bildmitte bildete eine fast durchgängige Brücke von der Johannisstraße (links) zur Großen Straße (rechts). Deshalb ist der Neue Graben auf diesem Foto kaum zu erkennen. Wer vom Neumarkt zum Schloss oder zur Martinistraße wollte, nahm den schmalen Durchgang, der unterhalb des Schornsteins der Schnapsbrennerei Gosling zu erahnen ist. Erst nach dem Krieg wurde die breite Schneise für den Auto- und Busverkehr geschlagen, die heute das Bild des Neumarkts bestimmt.
Foto:
Archiv

Osnabrück. Das Hasehaus ist fertig, der Neumarkttunnel ist Geschichte, jetzt wird oben weitergebaut. Drei große Projekte werden nach und nach das Gesicht von Osnabrücks zentralem Platz verändern. Wie lange der Neumarkt Baustelle bleibt, lässt sich derzeit noch nicht absehen.
Neumarkt-Arkaden
Im September sollen die Abbrucharbeiten für das 125 Millionen Euro teure Einkaufszentrum beginnen. Bauherr ist der Essener Investor mfi. Die Neumarkt-Arkaden, so der offizielle Arbeitstitel, sollen sich über die Seminarstraße hinaus bis zur Großen Rosenstraße erstrecken. Die Verkaufsfläche ohne Gastronomie und kundennahe Dienstleistungen wurde von der Stadt auf 16 500 qm begrenzt. 475 Parkplätze wurden dem Investor zugebilligt. Darunter befinden sich 50 baulich getrennte Dauerstellplätze.
Die Pläne für die Shopping-Mall stammen aus dem Aachener Architekturbüro Kadawittfeld. Eine aus verschieden großen Schachteln zusammengesetzte Fassade soll dem Neumarkt ein neues Gesicht geben. Vorher muss großräumig abgerissen werden. Mit dem ehemaligen Wöhrl-Kaufhaus, dem grünen Kachelhaus und den Gebäuden im Nordwesten der Johannisstraße wissen die Planer nichts anzufangen. Alles muss raus. Von der Seminarstraße aus werden sich die Bagger mit der Betonschere langsam in Richtung Neumarkt vorarbeiten.
Im kommenden Jahr ist mit der Grundsteinlegung für die Neumarkt-Arkaden zu rechnen. Ende 2017 soll das Einkaufszentrum fertig sein. Falls es zu Verzögerungen kommt, darf es laut Vertrag auch ein Jahr später werden.
Baulos 2
Ende 2017 soll auch das sogenannte Baulos 2 fertig sein, ein neues Geschäftshaus auf der Fläche vor dem Neumarkt-Carrée (mit H& M). Nach dem Willen der Stadtplaner soll es den Neumarkt räumlich vom Neuen Graben absetzen und damit die historische Platzkante wieder herstellen.
Die Stadt hat das 750 Quadratmeter große Grundstück zum 1. April verkauft, um mit den Einnahmen die Gestaltung des Neumarkts zu finanzieren. Der Osnabrücker Immobilienkaufmann Theodor Bergmann will das Projekt gemeinsam mit der Hamburger Immobiliengruppe Büll und Liedtke (B& L) realisieren.
Die Stadt legt Wert darauf, dass die Investoren einen Architektenwettbewerb für diese städtebaulich sensible Stelle ausloben. Bis Ende dieses Jahres soll dessen Ergebnis feststehen.
Neues Pflaster
2017 will die Stadt die Neumarkt-Oberflächen neu gestalten. Die Mittel stehen zur Verfügung. Vorher muss allerdings noch ein Kanal von der Johannisstraße bis zur Lyrastraße gebaut werden. Maßgeblich für die Gestaltung ist der Entwurf, mit dem das Berliner Büro Lützow 7 den Wettbewerb gewonnen hat. Vor der Realisierung drängen die Planer auf eine Antwort, ob der Neumarkt autofrei bleiben oder zusätzliche Fahrspuren bekommen soll.
Bildtexte:
Baubeginn im September: die Neumarkt-Arkaden.
Auf dieser Fläche soll das Baulos 2 entstehen.
Fotos:
kadawittfeld, David Ebener

Osnabrück. Der Neumarkttunnel ist Geschichte, aber ein Tunnel für Autos ist immer noch der Traum vieler Osnabrücker. 1996 brachte der Immobilienkaufmann Theodor Bergmann diesen Vorschlag ins Gespräch und legte später detaillierte Pläne vor. Das Vorhaben scheiterte aber nicht nur an den Kosten, die auf 100 Millionen Mark geschätzt wurden, sondern auch an verkehrstechnischen Unzulänglichkeiten.
Ein Verkehrsgutachter des Planungsbüros Gevas führte aus, die für einen Tunnel unverzichtbaren Rampen brächten ein hohes Unfallrisiko mit sich. Links- und Rechtsabbieger würden sich in die Quere kommen, wenn sie den Tunnel hinter sich lassen. Schon ein Auffahrunfall würde zum Rückstau mit sehr kritischen Situationen führen. Für maßgebliche Planer und Politiker war das von vielen gefeierte Tunnelvorhaben damit gestorben.
Bildtext:
Autos unter die Erde: eine Idee von 1996.
Foto:
Büro Ohnesorge
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert, sst, Sarah Engel
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