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1
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1.
Erscheinungsdatum:
16.05.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Wie auf Flügeln
Zwischenüberschrift:
Deutschlands ältestes Klavierhaus steht in Osnabrück: 225 Jahre Rohlfing Musikland
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Ein
Klavier
hat
88
Tasten:
52
weiße
und
36
schwarze.
Seinem
Klang
dennoch
viele
Farben
zu
geben
ist
echte
Handwerkskunst.
In
Deutschland
beherrscht
sie
keiner
so
lange
wie
das
Unternehmen
der
Gebrüder
Rohlfing
aus
Osnabrück.
Gegründet
1790,
feiert
es
am
16.
Mai
sein
225-
jähriges
Bestehen.
Allerdings
nur,
weil
mit
den
Tammens
heute
eine
andere
Osnabrücker
Familie
den
Ton
angibt.
"
Musik
ist
Leben."
Ein
Satz,
drei
Wörter,
dreizehn
Großbuchstaben,
blutrot
in
die
weiße
Wand
tätowiert,
dick
unterstrichen.
Firmenphilosophie
fortissimo
–
direkt
vor
der
Tür
des
Chefs.
Dagegen
wirkt
das
Büro
von
Wilfried
Tammen
ganz
piano,
wenngleich
es
gespickt
ist
mit
Klavierkitsch:
Spiegel
und
Zettelklammer
in
den
Umrissen
eines
Flügels,
hier
ein
verziertes
Notenblatt
von
Otto
Siegls
"
Morgenandacht"
,
dort
ein
Kunstdruck,
der
die
berühmte
"
Play
it
again"
-
Szene
aus
dem
Film
Casablanca
zeigt.
Prunkstück
ist
ein
Leuchtrahmen
hinter
dem
Schreibtisch:
Auf
Knopfdruck
erhellt,
erzählen
historische
Fotos
und
Zeichnungen
sowie
ein
Stammbaum
von
Gründern,
Standorten
und
Modellklassikern
der
Firma
Rohlfing.
Und
auf
225
Jahren
Firmengeschichte
könnte
man
schier
endlos
herumklimpern.
Die
Kurzfassung
geht
so:
Ostfriesischer
Orgelbauer
gründet
1790
in
Quakenbrück,
Heimat
seiner
Ehefrau,
eine
Instrumentenwerkstatt.
Tochter
heiratet
Gesellen
namens
Johann
Christian
Rohlfing.
Enkel
Anton
Heinrich
Rohlfing
zieht
mit
der
Firma
1846
nach
Osnabrück
und
beteiligt
seine
Brüder
Friedrich
und
Hermann.
Seit
1865
firmierend
als
"
Gebrüder
Rohlfing"
,
erlangen
ihre
Orgeln
und
Klaviere
Weltruf.
Tradition
Ende
des
19.
Jahrhunderts
bauen
sie
eine
Fabrik
an
der
Großen
Straße.
Das
Unternehmen
blüht,
wird
vererbt,
doch
Erster
Weltkrieg
und
Weltwirtschaftskrise
setzen
ihm
zu.
Abspaltung
der
Orgelsparte
in
den
1920er-
Jahren,
parallel
zur
Klavierherstellung
Aufbau
eines
Musikhandels.
Ende
des
Zweiten
Weltkriegs
liegt
der
Betrieb
in
Trümmern.
Zusammen
mit
seinem
Vater
baut
ihn
Hermann
Albert
Friedrich
Rohlfing
neu
auf.
Rohlfing-
Klaviere
werden
danach
in
Osnabrück
allerdings
nicht
mehr
gefertigt
–
sie
kommen
heute
aus
China.
Stattdessen
liegt
das
Gewicht
in
den
Nachkriegsjahren
auf
Wartung
und
Reparatur,
auf
dem
Handel
mit
Instrumenten
sowie
zunehmend
auch
auf
dem
Verkauf
von
Schallplatten
und
Rundfunkgeräten.
So
steigt
Rohlfing
rasch
wieder
zum
"
ersten
Musikhaus
am
Platze"
auf,
wie
es
in
einer
Firmenchronik
von
1990
heißt,
das
Schallplattenlager
soll
sogar
"
eines
der
größten
in
Norddeutschland"
gewesen
sein.
Zeiten
in
Dur.
Doch
die
folgenden,
vielleicht
bedeutsamsten
Einschnitte
in
der
Jahrhunderte
währenden
Firmengeschichte
können
sie
nicht
verhindern.
Wilfried
Tammen,
heute
60,
ist
acht,
neun
Jahre
alt,
als
er
anfängt,
Klavier
zu
spielen.
Vor
die
Berufswahl
gestellt,
liebäugelt
der
Sohn
eines
Kirchenorganisten
–
dem
Handwerk
nicht
minder
zugeneigt
als
der
Musik
–
mit
Klavierbau.
Um
sich
restlos
dafür
zu
begeistern,
bedarf
es
jedoch
des
eindeutigen
Beweises,
dass
man
davon
auch
leben
kann.
Eines
Mercedes
280
SE
zum
Beispiel.
Meister
Otto
Twiehaus,
der
damals
regelmäßig
zum
Stimmen
vorbeikommt,
fährt
ein
solches
Auto.
"
Da
dachte
ich,
so
schlecht
kann
das
Klavierbau-
Geschäft
nicht
sein!
",
erinnert
sich
Wilfried
Tammen.
Also
geht
er
1971
bei
Twiehaus
in
die
Lehre.
Und
verliebt
sich
in
seine
Arbeit.
"
Es
ist
die
Vielseitigkeit,
die
ich
am
Klavierbau
so
schätze:
der
Umgang
mit
Holz
und
Metall,
das
Künstlerische
beim
Gestalten
von
Tönen
und
Klangfarben.
Ich
habe
das
auf
Anhieb
richtig
schön
gefunden."
Nach
der
Ausbildung
verfeinert
Tammen
in
Bielefeld
seine
Fertigkeiten
im
Stimmen
("
Das
A
und
O
für
jeden
Klavierbauer"
).
1980
kehrt
er
nach
Osnabrück
zurück
–
und
heuert
als
Werkstattleiter
bei
Rohlfing
an.
Wo
er
mehr
als
drei
Jahrzehnte
später
zum
großen
Hoffnungsträger
werden
sollte.
Wo
er
aber
zunächst
hautnah
jene
Schrumpfkur
miterlebt,
der
sich
der
Familienbetrieb
kurz
darauf
unterzieht.
Denn
es
ist
die
Zeit,
in
der
aufkommende
Selbstbedienungsmärkte
im
Bereich
der
Unterhaltungselektronik
traditionellen
Einzelhändlern
die
Kunden
abjagen.
Ab
Mitte
der
1980er-
Jahre
kann
und
will
sich
Rohlfing
der
wachsenden
Konkurrenz
nicht
länger
stellen.
Die
Firma
trennt
sich
von
Brauner
Ware,
entlässt
viele
Dutzend
Mitarbeiter,
siedelt
über
an
den
Neuen
Graben
17.
Um
sich
dort
unter
dem
Namen
"
Rohlfing
Musikland"
auf
das
Geschäft
mit
Klavieren
und
anderen
Musikinstrumenten
zu
besinnen.
Auch
die
Klavierwerkstatt
bleibt
erhalten.
Seit
1992
in
der
Schepeler
straße,
ist
sie
bis
heute
das
wichtigste
Standbein.
Wo
auch
immer
in
und
um
Osnabrück
ein
Klavier
verstimmt
ist,
ein
Pedal
quietscht
oder
ein
Flügel
transportiert
werden
muss:
Rohlfing
ist
zur
Stelle.
Hochschule,
Stadthalle
und
Theater
schwören
auf
das
Können
des
Traditionsunternehmens,
und
Privatkunden
nehmen
zig
Kilometer
Anreise
in
Kauf,
um
sich
im
Rohlfing
Musikland
beraten
zu
lassen.
Denn
bei
Preisen
zwischen
3000
und
35
000
Euro
kauft
man
Klaviere
nicht
nebenbei.
Wilfried
Tammen:
"
Das
Klaviergeschäft
ist
ein
sehr
langfristiges
Geschäft.
Wir
begleiten
unsere
Kunden
durch
das
halbe
Leben,
wenn
nicht
das
ganze."
Mit
manchen
würden
"
schöne
Bindungen"
entstehen,
einige
seien
sogar
"
freundschaftlich"
.
Die
Gleichung
von
Musik
und
Leben
scheint
also
aufzugehen
bei
Rohlfing.
Erst
recht
seit
dem
30.
Juni
2003,
als
eine
Ära
endete
–
und
eine
neue
begann.
Seit
diesem
Tag
ist
Wilfried
Tammen
der
Inhaber
von
Rohlfing
Musikland.
Weil
die
Gründerfamilie
in
ihren
eigenen
Reihen
keinen
Nachfolger
mehr
fand,
legte
sie
das
Unternehmen
in
seine
Hände.
Nach
213
Jahren.
"
Das
war
für
mich
sehr
überraschend,
und
eigentlich
wollte
ich
das
auch
nie"
,
gesteht
Tammen.
"
Aber
ich
bin
froh,
dass
es
so
gelaufen
ist.
Sonst
wäre
die
Firma
nicht
mehr
existent."
Nun
besteht
der
Laden
weiter
und
mit
ihm
die
geschichtsträchtige
Marke
Rohlfing
–
wie
Schimmel,
Sauter
oder
Grotrian-
Steinweg
eine
der
klangvollsten
im
deutschen
Klavierbau.
Alles
"
Tammen"
zu
nennen
sei
für
ihn
nie
eine
Option
gewesen.
"
Das
brauche
ich
nicht
für
mein
Ego."
So
bleibt
der
Benz,
den
sich
der
Chef
wie
einst
Meister
Twiehaus
heute
leistet
(wenngleich
als
GLK)
,
vielleicht
das
einzig
sichtbare
Statussymbol.
Innovation
Überhaupt
sagt
Wilfried
Tammen:
"
Tradition
ist
wichtig,
aber
dafür
kann
ich
mir
nichts
kaufen.
Innovation
ist
wichtiger."
Gelegentlich
zeigt
sich
der
Hang
zum
fröhlichen
Experimentieren
sogar
im
Schaufenster:
wie
bei
der
Fußball-
WM
2014,
als
das
Rohlfing
Musikland
Ukulelen
im
Oranje-
Look
verschleuderte
und
Klaviere
in
den
Deutschland-
Farben
anbot.
Vor
allem
aber
erneuert
sich
der
Betrieb
hinter
den
Kulissen.
Denn
mit
den
Tammens
wächst
eine
ganz
neue
Klavierbauer-
Dynastie
in
Osnabrück
heran.
Dabei
hilft,
wo
die
Gene
nicht
genügen,
die
Liebe
nach:
So
heiratete
Wilfried
Tammens
Sohn
Andreas
(31)
,
der
seine
Meisterprüfung
2012
als
Jahrgangsbester
in
ganz
Deutschland
abschloss,
seitdem
Werkstattleiter
bei
Rohlfing
ist,
nun
sogar
stellvertretender
Geschäftsführer
und
für
den
Vater
"
designierter
Nachfolger
als
alleiniger
Chef"
,
mit
Kirsten
(32)
ausgerechnet
eine
Klavierbauerin.
Wie
auch
Tammens
Tochter
Annika
(28)
,
bei
Rohlfing
zuständig
für
die
Buchhaltung,
dem
Klavierbauer
Max-
Ole
(28)
das
Jawort
gab.
Der
wiederum
der
erste
Lehrling
seines
Schwagers
Andreas
war.
Wilfried
Tammen
ist
begeistert:
"
Vier
Klavierbauer
in
der
Familie
–
das
ist
höchst
selten.
Ich
wüsste
nicht,
dass
es
das
schon
einmal
gegeben
hat!
"
Sicher,
es
habe
auch
Bedenken
gegeben,
ob
das
gut
gehe.
Viele
hätten
ihn
gewarnt,
sagt
Tammen.
Und
sogar
intern
herrschten
Zweifel:
"
Ich
habe
lange
über
den
Einstieg
in
die
Firma
nachgedacht"
,
räumt
Schwiegertochter
Kirsten
Tammen
ein.
Jetzt
genieße
sie
es,
ein
Teil
des
Familienbetriebs
zu
sein.
"
Die
Zusammenarbeit
klappt
super,
sie
ist
ein
Geschenk.
Und
wir
mögen
uns
auch
nach
Feierabend."
Musik,
Leben.
Spannende
Einblicke
in
die
Klavierwerkstatt
von
Rohlfing
Musikland
und
Hintergründiges
über
die
Firmengeschichte
liefern
ein
Video
sowie
eine
Bildergalerie
auf
www.noz.de
/
os
Bildtexte:
Die
Osnabrücker
Marke
Rohlfing
hat
weltweit
einen
guten
Klang
im
Klavierbau.
In
Deutschland
kann
kein
Hersteller
auf
eine
längere
Unternehmensgeschichte
zurückblicken.
2015
besteht
die
Firma
seit
225
Jahren.
Familie
Tammen
führt
das
1790
von
den
Rohlfings
gegründete
Geschäft
weiter.
Unser
Bild
zeigt
(von
links)
Max-
Ole,
Annika,
Andreas,
Wilfried
und
Kirsten
Tammen
in
der
Klavierwerkstatt
an
der
Schepelerstraße.
Liebe
zum
Detail
ist
Klavierbauern...
...
wohl
angeboren,
wie
man
im
Büro
sieht.
Hier
werden
die
Saiten
eines
Klaviers
gespannt.
Blick
ins
Innere
eines
Klaviers.
Der
Handel
mit
Musikinstrumenten
ist
seit
Mitte
der
1980er-
Jahre
das
Kerngeschäft
von
Rohlfing.
Wilfried
Tammen
ist
seit
2003
Inhaber
von
Rohlfing
Musikland.
Angefangen
hat
er
als
Klavierwerkstattmeister.
Verkäufer
Albert
Kloos
führt
eine
Trompete
vor.
Denn
Service
und
Beratung
gehören
bei
Rohlfing
zum
guten
Ton.
Fotos:
Michael
Gründel
Autor:
Sebastian Stricker