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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Service mit Leichenwagen eingestellt
 
OSB stellt Transport von Leichen ein
Zwischenüberschrift:
Wenig Resonanz bei Bestattern
Artikel:
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Originaltext:
Ein neues Dienstleistungsangebot des Osnabrücker Servicebetriebs (OSB) wird wieder eingestellt: Der Transport von Leichnamen zum und Urnen vom Krematorium am Heger Friedhof mit einem Leichenwagen. Das Projekt wurde von der Politik wieder einkassiert. Die Anschaffung des Transporters diente dem Zweck, am Markt konkurrenzfähig zu bleiben, wie Eva Güse, beim OSB zuständig für Bestattungswesen und Friedhöfe, mitteilt. Einen Transportservice böten auch private Krematorien an, wie zum Beispiel ein Unternehmen in Minden, so Güse. Der OSB stehe mit seinem Krematorium in einer Wettbewerbssituation. Zwischen Juli 2014 und Januar 2015 rückte das Fahrzeug ganze sieben Mal zum Leichentransport aus. Einnahmen von 790 Euro standen Kosten von 14 000 Euro gegenüber.

Osnabrück. Da haben sich Osnabrücks Bestatter im vergangenen Jahr erst einmal erstaunt die Augen gerieben: Der Osnabrücker Servicebetrieb (OSB) präsentierte ihnen einen neuen Service. Der städtische Eigenbetrieb wolle nun auch Leichname zum und Urnen vom Krematorium am Heger Friedhof transportieren.

Nun, der OSB-Leichenwagen hatte nur ein kurzes Gastspiel. Das Projekt wurde von der Politik wieder einkassiert. Die Anschaffung des Transporters diente dem Zweck, am Markt konkurrenzfähig zu bleiben, wie Eva Güse, beim OSB zuständig für Bestattungswesen und Friedhöfe, auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt. Einen Transportservice böten auch private Krematorien an, wie zum Beispiel ein Unternehmen in Minden, so Güse. Der OSB stehe mit seinem Krematorium in einer Wettbewerbssituation. Zwar sei die Anlage am Heger Friedhof, die seit einem Jahr im Zweischichtbetrieb von 4 Uhr in der Früh bis 21 Uhr am Abend arbeitet, noch komfortabel ausgelastet, " es ist aber eine Lage, in der wir nicht abwarten wollten, bis es schlechter wird."

Man habe langjährige Kunden, also die Bestatter, an sich binden oder bereits abgewanderte Kunden zurückholen wollen, ergänzt OSB-Chef Axel Raue, und dabei auch im Auge gehabt, dass in mehreren Orten in unmittelbarer Nachbarschaft zu Osnabrück der Bau privater Krematorien diskutiert werde. Der Leichentransport sei als reines Serviceangebot zu verstehen gewesen. Güse unterstreicht, dass private Krematorien nicht nur den Transport der Verstorbenen als kostenlosen Service übernehmen, sondern durchaus auch Provisionen für Kremierungsaufträge an die Bestatter zahlen.

Davon ist das Osnabrücker Krematorium weit entfernt. Der OSB muss als kommunales Unternehmen den Bestattern den Transport in Rechnung stellen. Die hätten das Angebot interessant gefunden, so Güse, die im Vorfeld der Leichenwagen-Anschaffung und der Einrichtung einer befristeten Teilzeitstelle bei den Bestattern in und um Osnabrück per Telefon den Bedarf für einen Transportservice abgefragt hatte.

Allerdings hielt sich der Enthusiasmus dann wohl doch in Grenzen. Denn zwischen Juli 2014 und Ja nuar 2015 rückte das Fahrzeug ganze sieben Mal zum Leichentransport aus. Die aus diesen Fahrten resultierenden Einnahmen beliefen sich auf 790 Euro, während ihre Kosten vom OSB mit etwa 14 000 Euro beziffert werden.

Für Osnabrücks Bestatter ein durchaus absehbares Ergebnis. Man habe schließlich eigene Fahrzeuge und Mitarbeiter für den Transport von Verstorbenen, heißt es in den großen Häusern. Die vom OSB für die Fahrten aufgerufenen Preise seien im Vergleich unrealistisch gewesen. Es bestehe, zumindest für Bestattungshäuser mit eigenem Fuhrpark, schlicht nicht die Notwendigkeit, auf den OSB zurückzugreifen.

Dass das OSB-Transport experiment überhaupt gestartet wurde, ist der breiten Öffentlichkeit weitgehend verborgen geblieben. Der Entschluss wurde im OSB-Betriebsausschuss in nicht öffentlicher Sitzung gefasst und ebenso nicht öffentlich von der Politik wieder eingestampft.

Man habe die Mitbewerber auf die Osnabrücker Planungen nicht frühzeitig aufmerksam machen wollen, begründen Raue und Güse die Vorbereitungen im Stillen. Außerdem sei es auch um sensible Zahlen gegangen, so Raue, der aber gleichzeitig einräumt, lernfähig zu sein: Transparenz sei ihm wichtig, er wolle solche Themen deshalb in Zukunft im öffentlichen Teil der Betriebsausschusssitzungen behandeln.

Der Leichenwagen, der nach Raues Angaben " etwas mehr als 10 000 Euro" gekostet hat, ist noch bis Ende Juni im Einsatz. Dann läuft auch die eigens eingerichtete Stelle aus, und der kommunale Transportservice ist endgültig Geschichte. Wer nun Interesse an dem Fahrzeug hat: Das Auto, geeignet für den Transport von vier Verstorbenen, soll via Zollauktion im Internet verkauft werden.

Der Osnabrücker Servicebetrieb: Alles zu den Themen Straßen, Abfall und Grün auf noz.de/ osnabrueck
Bildtext:
Steht ab Juni im Internet zum Verkauf: Der Leichenwagen des Osnabrücker Servicebetriebs im Hof des Krematoriums.
Foto:
Gert Westdörp

Kommentar
Mehr Transparenz, bitte

Der Osnabrücker Servicebetrieb (OSB) hat es nicht leicht. Er wird von allen Seiten bedrängt, und er muss sich in Märkten behaupten, in denen sich private Anbieter viel geschmeidiger tummeln können, weil sie nicht an Ratsentscheidungen, Gebührensatzungen und Kommunalgesetze gebunden sind.

Freuen wir uns also, wenn findige Mitarbeiter sich den Kopf zerbrechen, wie sie denn die Einnahmesituation verbessern können. Da darf dann auch schon mal experimentiert werden auch mit dem Risiko, dass ein Plan nicht so funktioniert wie erhofft. Ob eine hausgemachte Telefonbefragung allerdings ausreicht, um den Transportbedarf bei den Bestattern valide zu ermitteln? Richtige Marktforschung ist das wohl nicht. Dass die Unternehmen einen Transportservice begrüßen, darf niemanden verwundern, ebenso wenig wie die Tatsache, dass sie sich am Ende für den günstigsten Anbieter entscheiden. Und da kann der OSB offenbar nicht mithalten.

Umso wichtiger ist es, dass solche Planungen transparent diskutiert werden. OSB-Chef Axel Raue gelobt in diesem Punkt Besserung. Die Politik wird es mit Wohlgefallen zur Kenntnis nehmen.
Autor:
Dietmar Kröger


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