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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
"Der Gemeinheit etwas Besseres gegenüberstellen"
Zwischenüberschrift:
Wer war Friedrich Vordemberge-Gildewart? (3): In der schweren Zeit des Exils gelingen die entspanntesten Bilder
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. " Mein Mann und ich haben Deutschland seinerzeit verlassen müssen, weil uns jede Verdienstmöglichkeit genommen war [. . .] ich. Jüdin und mit einem Bein immer im Konzentrationslager, mein Mann als , entarteter Künstler′ mit Arbeitsverbot." 1952 beschreibt Ilse Leda, Frau von Friedrich Vordemberge-Gildewart (VG), in einem Brief an einen Rechtsanwalt rückblickend die Situation des Künstlerpaares im Exil. Die Bilder des Osnabrücker Konstruktivisten mochten unpolitisch erscheinen, bei den nationalsozialistischen Machthabern eckte der Künstler dennoch an. Sie diffamierten die Bilder von " VG" mit ihrer verhöhnenden Präsentation in der Ausstellung " Entartete Kunst".
Vordemberge verliert, was er sich in den Zwanziger- und frühen Dreißigerjahren mit vehementer Energie aufgebaut hatte Ausstellungsmöglichkeiten, Netzwerke, Aufträge. Als Gründungsmitgliedschaft in der Pariser Avantgardegruppe " abstraction/ création" hat er gerade noch demonstriert, welchen Stellenwert er sich in der modernen Kunst erarbeitet hatte. Doch nach 1933 verliert er in Deutschland seine Basis. Vordemberge-Gildewart und seine Frau, die beiden heiraten 1932, gehen 1936 nach Berlin, ziehen dann 1937 weiter in die Schweiz und gehen schließlich 1938 in das Exil nach Amsterdam.
Dort werden sie bis 1945 bleiben. Dort macht " VG" auch die Bekanntschaft des Malers Max Beckmann, der den Osnabrücker Kollegen 1943 malen wird. Auf dem Gemälde " Les artistes mit Gemüse (Vier Männer um einen Tisch)" platziert Beckmann Vordemberge als Gast am Tisch des Exils, an dem Beckmann selbst Platz genommen hat. Das Kompliment, das Beckmann seinem stilistisch ganz anders arbeitenden Kollegen mit diesem Gemälde macht, trifft den Richtigen.
Denn Vordemberge leidet unter dem Exil, lässt sich aber nicht entmutigen. Seine Bilder seien " reine eilande in der grauenhaften wirrniss unserer Zeit", urteilt der Bildhauer Hans Arp über die Kunst von " VG". In der Tat. Denn Vordemberge-Gildewart setzt gegen Brutalität und Unterdrückung seine zartesten Bilder. Um 1940 entstehen sensibel austarierte Konstrukte aus Dreiecken und Linien, unfassbar gelöste, ja geradezu entspannte Symbole eines in der Realität längst verlorenen Gleichgewichts. " Dennoch sind es gerade die äusseren Umstände gewesen, die einem den élan gaben, fanatisch und ehrlich weiterzuarbeiten, um der gemeinheit etwas besseres [. . .] gegenüberzustellen", schreibt der Künstler über diese Jahre. Seine künstlerische Philosophie hat " VG" nicht verändert. Ähnlich wie der 1943 im Konzentrationslager Maidanek ermordete Maler Otto Freundlich verfeinert Vordemberge seine Kunst immer weiter, macht aus seinen Bildern Gegenentwürfe zu einer rohen, entgleisten Gegenwart.
Und " VG" bleibt initiativ. In Amsterdam gründet er die Edition Duwaar, gibt das Buch " millimeter und geraden" heraus. Sein Drucker Duwaar, der nicht nur Kunstbücher, sondern auch gefälschte Ausweise herstellte, wird von den Nazis hingerichtet. Die Gefahren sind in jener Zeit in Amsterdam ganz nah auch für Vordemberge-Gildewart.
Bildtext:
Meisterwerk: " K 35" von 1927.
Repro:
Museum Wiesbaden
Autor:
Stefan Lüddemann


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