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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Das alte Osnabrück und seine Dächer
Zwischenüberschrift:
Blick vom Marienkirchturm zum Dombezirk in den 1930er-Jahren und heute
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der Blick vom Marien-Kirchturm nach Südosten bietet einige Ansatzpunkte des Wiedererkennens. Doch im Verlauf der vergangenen 80 Jahre hat sich vieles verändert. Zum Teil durch mehr oder weniger gelungen verschlossene Kriegswunden, zum Teil auch durch mehr oder weniger vorteilhafte Nachkriegsmodernisierungen.

Als Erstes springen auf dem historischen Foto die Domtürme ins Auge, der schlanke nördliche und der dicke südliche. Die in der Baugeschichte recht selten so krasse Ungleichheit der Türme der südliche ist doppelt so breit und doppelt so tief wie der nördliche besteht seit 1543. Damals wurde der südliche der romanischen Zwillingstürme abgerissen und durch einen in der Grundfläche viermal so großen im spätgotischen Baustil ersetzt.

Verschiedentlich kann man lesen, das massivere Bauwerk sei erforderlich geworden, um Gewicht und Schwingungen eines neuen, größeren Glockengeläuts aufnehmen zu können. Inzwischen wird eine andere Hypothese für wahrscheinlicher angesehen: Die Katharinenkirche hatte soeben mit ihrem 102 Meter hohen Turm die " Lufthoheit" über die Stadt errungen. Nachdem der Dom die Türme von St. Katharinen und St. Marien an Höhe nicht übertreffen konnte, sollte er als Mutterkirche des Bistums wenigstens an Masse die Nase vorn haben.

Der neue dicke Turm erhielt zunächst eine gotische Spitzhaube. Sie wurde 1772 zur 1000-Jahr-Feier des Bistums gegen eine aufwendige Barockhaube ausgetauscht, die dem neuen Kunstgeschmack entsprach. Der schlanke Nordwestturm war schon im Jahrhundert zuvor barockisiert worden. Damit hatte die Kathedralkirche das Aussehen erhalten, das bis zum 13. September 1944 Bestand hatte. Dann erlitten Dom und Domtürme schwerste Schäden durch Weltkriegsbomben.

Einerseits war es die Knappheit an Geld, Zeit und Baumaterial, die den Westtürmen des Doms 1946/ 47 nach den Kriegszerstörungen einfache Pyramidenhauben bescherte. Andererseits gab es die Strömung in der Denkmalpflege, bei der Rekonstruktion historischer Bauwerke auf den Ursprungsstil zurückzugehen und modische Veränderungen zwischenzeitlicher Baustile zu ignorieren.

Das fanden gerade die älteren Osnabrücker, die " ihren" Dom noch aus der Vorkriegszeit mit barocken Turmhelmen kannten, nicht gut und wandten sich gegen die " Notmützen". Doch längst haben sich die Gemüter beruhigt und die Augen an die Pyramidenhauben gewöhnt. Die neue Silhouette ist in stilisierter Form sogar zum Logo des Bistums geworden, als wäre sie schon immer so gewesen.

Ähnlich erging es den Türmen der Herz-Jesu-Kirche (rechts daneben im Hintergrund). Schon ihr Status als Filialkirche des Doms hätte nicht gestattet, ihr die rosettengeschmückten Turmgiebel und die Turmdächer in der alten Höhe wiederzugeben, wo der Dom selbst sich mit der Schmalhans-Ausführung zufriedengeben musste. In der zeitgenössischen Perspektive stört leider das zehngeschossige Hamburg-Mannheimer-Hochhaus am Berliner Platz, jetzt im Eigentum der Sparkasse, die Silhouette der Kirchtürme.

Auf der alten Aufnahme fällt rechts neben dem Dom die noch unversehrte Front der Nebengebäude auf, die Dombaumeister Alexander Behnes 1892/ 94 im neuromanischen Stil für Kreuzgang, Michaelskapelle, Margarethenkapelle, Domschatz und Domarchiv schuf. Rechts unterhalb erkennen wir die großen Rundbogenfenster der Rückfront des Alfahauses, das damals noch nicht durchgestylt und weiß getüncht war.

Das Bühnenhaus des Theaters am Domhof, auf dem alten Foto am rechten Bildrand, auf dem neuen etwa in der Mitte, besaß ehemals einen reich gegliederten Jugendstil-Giebel. Das Theater erlitt 1942 und 1945 schwere Bombenschäden. Der zum Dom weisende Schaugiebel war zwar beschädigt, aber er stand noch. Im Zuge des Wiederaufbaus wurde er leider ganz abgetragen und durch ein schlichtes Walmdach ersetzt. Eine Initiative des Osnabrücker Architekten- und Ingenieurvereins (AIV) hat sich zum Ziel gesetzt, den Jugendstilgiebel wiederherzustellen, hat aber bislang nicht genügend Sponsorengelder dafür sammeln können.
Bildtexte:
Osnabrücker Vorkriegs-Dachlandschaft mit Dom, Herz-Jesu-Kirche und Theater.
Vereinfachte Turmhauben stehen auf diesem etwa drei Jahre alten Bild für den Nachkriegswiederaufbau ebenso wie der kantige Aufsatz des Theater-Bühnenhauses anstelle der alten, geschwungenen Jugendstil-Dachform.
Fotos:
Privatarchiv Peter Berning, Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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