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1.
Erscheinungsdatum:
11.05.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Die dunkle Seite des Fritz Frömbling
Die dunkle Seite des großen Sohns der Stadt
Zwischenüberschrift:
Ein Historiker deckt auf, wie der Osnabrücker Unternehmer Fritz Frömbling Juden aus dem Sportverein OTV drängte
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Fritz
Frömbling
war
ein
geachteter
Unternehmer.
Ein
Historiker
hat
nun
aufgedeckt,
dass
der
Gründer
der
Seifen-
Fabrik
Frömbling
schon
1924
als
1.
Vorsitzender
des
Osnabrücker
Turnvereins
(OTV)
dafür
sorgte,
dass
Juden
den
Verein
verlassen
mussten.
Osnabrück.
Er
war
einer
der
großen
Osnabrücker
Industriellen.
Fritz
Frömbling
legte
mit
seiner
Seifenfabrik
den
Grundstein
für
den
späteren
"
Seifen-
Platz"
,
aus
dem
die
Drogeriekette
"
Ihr
Platz"
wurde.
Was
weniger
bekannt
ist:
Der
Patriarch
war
ein
scharfer
Rechtsex
tremist
und
Antisemit.
Nach
Recherchen
des
Historikers
Henry
Wahlig
nutzte
er
seine
Macht
im
größten
Osnabrücker
Sportverein
OTV
schon
1924,
um
Juden
auszuschließen.
Die
Anteilnahme
beim
Begräbnis
war
riesig.
Dicht
gedrängt
umstanden
Trauernde
die
Osnabrücker
Villa
der
Familie,
um
dem
aufgebahrten
Fritz
Frömbling
die
letzte
Ehre
zu
erweisen.
Ein
Jagdunfall.
Ein
Schuss,
versehentlich
abgefeuert
aus
der
eigenen
Büchse,
war
dem
geachteten
Fabrikanten
am
5.
Januar
1931
im
Alter
von
63
Jahren
zum
Verhängnis
geworden.
Zur
Beerdigung
kam,
was
Rang
und
Namen
hatte:
Vertreter
des
Staates,
der
Stadt,
der
Kaufmannschaft,
der
Turnvereine,
der
Schützenvereine,
des
nationalistischen
Soldatenverbandes
"
Stahlhelm"
.
Die
Osnabrücker
Presse
–
darunter
Vorläufer
unserer
Zeitung
–
überschlug
sich
mit
Würdigungen
des
Mannes,
der
Osnabrück
als
Eigentümer
der
Seifenfabrik
Arbeitsplätze
schenkte
und
dem
Osnabrücker
Turnverein
(OTV)
als
1.
Vorsitzender
Ansehen
und
Einfluss.
Die
andere
Seite
des
Fritz
Frömbling
hat
Henry
Wahlig
entdeckt,
und
das
eher
zufällig.
Während
seiner
Recherche
für
ein
Buch
über
Juden
im
Sport
unter
der
Nazi-
Herrschaft
stieß
der
Sporthistoriker
an
der
Universität
Hannover
auf
Notizen
des
Osnabrücker
Lehrers
Ernst
Sievers.
Schlimm
sei
das,
wie
Frömbling
seine
Macht
im
OTV
einsetze,
um
Juden
aus
dem
Verein
auszuschließen,
schrieb
Sievers.
Unter
den
Ausgeschlossenen
war
auch
der
Kaufmann
Philipp
Nussbaum,
Vater
des
Malers
Felix
Nussbaum.
Für
Sievers
als
überzeugten
Sozialdemokraten
Grund
genug,
aus
dem
OTV
auszutreten.
Ausschluss
von
Juden
schon
1924?
"
Da
hat
es
bei
mir
geklickt,
da
wurde
ich
neugierig"
,
sagt
Wahlig,
dem
aufgefallen
war,
dass
sich
in
Osnabrück
1924
ein
jüdischer
Turnverein
gegründet
hatte.
Wahligs
Verdacht,
dass
dies
etwas
mit
Veränderungen
im
OTV
zu
tun
hatte,
nahm
Konturen
an.
Der
Forscher
ging
in
die
Archive
und
wälzte
Akten.
Im
Vereinsregister
des
Amtsgerichts
Osnabrück
wurde
er
fündig:
Mit
einer
Satzungsänderung
wurde
im
Jahre
1924
verfügt,
dass
nur
noch
"
vaterländisch
gesinnte
Personen"
im
OTV
geduldet
wurden.
Wer
dieser
Definition
entsprach,
konnten
Frömbling
und
sein
Vorstand
eigenmächtig
entscheiden.
Auch
altgediente
Mitglieder
konnten
auf
dieser
Grundlage
nun
ausgeschlossen
werden.
Wahlig
erfuhr
auch,
dass
Frömbling
im
OTV
bereits
Anfang
der
Zwanzigerjahre
eine
geheime
Abteilung
für
rechtsextreme
Freikorps
eingerichtet
hatte.
Der
aus
Münster
stammende
Wahlig
hatte
eine
Lis
te
sämtlicher
noch
lebenden
jüdischen
Osnabrücker,
die
die
Zeit
des
Nationalsozialismus
miterlebt
hatten.
Wissend,
dass
23
Prozent
der
Juden
Osnabrücks
nach
1924
dem
Jüdischen
Sportverein
Osnabrück
beigetreten
waren,
schrieb
er
die
Zeitzeugen
an,
fragte
sie
nach
ihren
Kenntnissen
über
Juden
in
Sportvereinen
der
Zeit.
Lea
Levy
antwortete
ihm.
Die
Tochter
eines
der
damaligen
Eigentümer
des
heutigen
Kaufhauses
L+
T
lud
ihn
ein,
sie
in
Israel
zu
besuchen.
Wahlig
reiste
hin,
und
das
Treffen
mit
der
94-
Jährigen
im
Kibbuz
Mizra
wurde
zum
emotionalsten
Erlebnis
seiner
bisherigen
Wissenschaftlerkarriere.
Die
Zeitzeugin
Lea
Levy
"
Sie
war
ganz
klein
und
zierlich
und
hatte
sich
fein
gemacht"
,
erinnert
er
sich
an
den
ersten
Moment
mit
Levy
in
ihrem
kaum
20
Quadratmeter
großen
Zimmer
eines
Bungalows.
"
An
ihrer
Wand
hatte
sie
eine
Stadtansicht
von
Osnabrück.
Lea
Levy
war
Osnabrück
immer
noch
sehr
zugetan"
,
gibt
Wahlig
seinen
Eindruck
von
der
alten
Dame
wieder.
1934,
im
Alter
von
20
Jahren,
war
die
Osnabrückerin
geflohen.
Seitdem
lebte
sie
in
dem
Agrarkollektiv
nahe
der
Stadt
Haifa,
in
dem
Wahlig
sie
2009
besuchte.
"
Ich
hatte
mich
sorgfältig
vorbereitet"
,
sagt
der
Sporthistoriker,
"
denn
ich
wusste:
Ich
bin
jetzt
Botschafter
eines
jungen,
anderen
Deutschland."
Levy,
die
inzwischen
verstorben
ist,
erzählte
ihm,
wie
ihre
Eltern
sie
als
Kind
nicht
mehr
zum
Sport
in
den
OTV,
sondern
in
den
neuen
Jüdischen
Sportverein
schickten.
An
Fritz
Frömbling
selbst
erinnerte
sie
sich
nicht,
aber
an
die
zunehmende
Präsenz
von
Nationalsozialisten.
Und
an
den
von
Frömblings
OTV
zum
Jüdischen
Sportverein
gewechselten
Übungsleiter
Sievers,
wie
Wahligs
Interview-
Abschrift
zu
entnehmen
ist:
"
Er
hat
Hilfe
stellung
gegeben
auf
eine
Weise,
dass
ich
jede
Übung
gemacht
habe
–
ohne
Angst"
,
sagte
Levy.
"
Denn
Herr
Sievers
stand
am
anderen
Ende,
und
keiner
fiel.
Er
war
fantastisch."
Zurück
in
Deutschland,
konzentrierte
sich
Wahlig
wieder
auf
seine
Recherchen
zu
Fritz
Frömbling.
In
alten
Dokumenten
entdeckte
er
einen
weiteren
Hinweis
da
rauf,
dass
Frömbling
mit
rechtsradikalen
Kreisen
in
der
Weimarer
Republik
Umgang
pflegte.
Der
Name
des
Industriellen
fand
sich
in
Ermittlungsakten
zu
dem
politisch
motivierten
Mord
an
dem
Zentrumspolitiker
Matthias
Erzberger
im
Jahr
1921:
Frömbling
stand
den
Akten
zufolge
in
Verdacht,
gemeinsam
mit
anderen
Rechtsradikalen
aus
Osnabrück
einem
Tatverdächtigen
zur
Flucht
ins
Ausland
verholfen
zu
haben.
Kurzfristig
war
Frömb
ling
deshalb
inhaftiert.
"
Eine
Mittäterschaft
oder
Mitwisserschaft
konnte
man
ihm
nicht
nachweisen"
,
sagt
der
34-
jährige
Historiker,
"
aber
die
Dokumente
belegen,
wie
nahe
er
diesen
Kreisen
stand."
Für
Wahlig
fügt
sich
all
das
zu
einem
schlüssigen
Bild:
Fritz
Frömbling,
Mitglied
der
Deutschnationalen
Volkspartei
(DNVP)
,
tat
sich
mit
der
frühen
Satzungsänderung
beim
Osnabrücker
Turnverein
als
besonders
beflissener
Antisemit
hervor:
"
Die
meisten
Sportvereine
schlossen
jüdische
Mitglieder
erst
ab
1933
aus"
,
erläutert
Wahlig.
"
Der
OTV,
der
es
bereits
1924
tat,
war
die
große
Ausnahme,
und
Fritz
Frömbling
hat
das
entscheidend
vorangetrieben."
Die
Taten
und
die
Gesinnung
des
großen
Sohns
der
Stadt
sind
in
Osnabrück
bisher
nur
wenig
bekannt
–
selbst
unter
seinen
Nachkommen:
"
Wir
wussten
um
seine
nationale
Gesinnung,
aber
dass
er
Antisemit
war,
war
im
kollektiven
Gedächtnis
unserer
Familie
nicht
vorhanden"
,
sagt
Heinrich
Frömbling,
der
Urenkel
des
Fabrikanten.
Indizien
ergänzen
das
Bild:
Im
ledergebundenen
damaligen
Gästebuch
der
Familie
haben
ehemalige
Militärs
Widmungen
hinterlassen.
Ein
Generalleutnant
schließt
seinen
Eintrag
mit
"
Front
Heil"
,
dem
Gruß
der
Organisation
"
Stahlhelm"
,
die
der
jungen
Demokratie
der
Weimarer
Republik
den
Kampf
angesagt
hatte.
Konfrontiert
mit
dem
antisemitischen
Eifer
seines
Urgroßvaters
im
Osnabrücker
Turnverein
und
dem
Verdacht
gegen
ihn
im
Erzberger-
Mord,
sagt
der
56-
jährige
Heinrich
Frömbling:
"
Das
ist
sehr
unheimlich.
Da
läuft
es
einem
kalt
den
Rücken
runter."
Fritz
Frömbling
habe
sich
bei
seinem
Vorgehen
wohl
einer
breiten
Unterstützung
bürgerlicher
Schichten,
die
traditionell
den
OTV
trugen,
sicher
sein
können.
"
Seine
Unternehmungen
–
eine
Seifenfabrik,
eine
Stärkefabrik,
ein
Steinbruchbetrieb
–
auch
mit
Geschäftskontakten
ins
Ausland,
standen
jedoch
auf
einem
ganz
anderen
Blatt"
,
differenziert
der
Urenkel.
Die
zum
150-
jährigen
Bestehen
im
Jahre
1999
herausgebrachte
Vereinschronik
des
heutigen
Osnabrücker
Sportclubs
(OSC)
,
des
Nachfolgers
des
OTV,
beschreibt
die
Vereinnahmung
des
Vereins
durch
die
Nationalsozialisten
nach
1933.
Sie
führt
auch
den
"
Arierparagrafen"
der
1935
geänderten
Satzung
auf
und
erwähnt,
dass
der
OTV
von
der
Schließung
des
jüdischen
Sportvereins
profitierte,
indem
er
dessen
Tennisplatz
übernahm.
Lobend
erwähnt
Dass
Fritz
Frömbling
in
Sachen
"
Arisierung"
schon
zehn
Jahre
zuvor
vorgeprescht
war,
benennt
die
Abhandlung
jedoch
nicht,
sondern
schildert
lobend
seine
Verdienste.
Auch
auf
der
OSC-
Homepage,
die
auf
die
Vereinsgeschichte
eingeht,
ist
das
rechtsextreme
Denken
und
Handeln
des
26
Jahre
lang
amtierenden
Vereinschefs
kein
Thema.
Nach
Angaben
des
früheren
OSC-
Vorsitzenden
und
Mitautors
der
Chronik,
Günter
Wienhold,
hat
der
Verein
erst
seit
Kurzem
Hinweise
auf
die
antisemitische
Seite
Frömblings.
Henry
Wahlig
hat
seine
Forschungsergebnisse
inzwischen
in
einer
Dissertation
und
in
dem
Buch
"
Sport
im
Abseits
–
Die
Geschichte
der
jüdischen
Sportbewegung
im
nationalsozialistischen
Deutschland"
veröffentlicht.
Dafür
recherchierte
er
auch
im
Archiv
des
OSC.
Wahligs
Eindruck:
"
Dieses
Kapitel
der
Vereinsgeschichte
ist
dort
nicht
präsent."
Er
fand
keine
Hinweise
auf
eine
kritische
Auseinandersetzung
mit
dem
früheren
1.
Vorsitzenden
Fritz
Frömbling
und
der
Ausgrenzung
der
jüdischen
Vereinsmitglieder.
Der
Zweite
Weltkrieg
in
der
Region:
noz.de/
zweiter-
weltkrieg
Bildtexte:
Henry
Wahlig,
Sporthistoriker,
Uni
Hannover.
Geachteter
Fabrikant:
Fritz
Frömbling
pflegte
Kontakte
zu
rechtsradikalen
Kreisen.
Die
Seifen-
Fabrik
Frömbling
in
Osnabrück
war
Grundstein
des
späteren
Handelsunternehmens
"
Seifen-
Platz"
,
aus
dem
die
Drogeriekette
"
Ihr
Platz"
wurde.
Nationalistische
Anteilnahme:
die
Todesanzeige
der
DNVP
nach
Frömblings
Tod
durch
einen
Jagdunfall.
Bodenständig
ging
es
zu
im
Hause
Frömbling:
Der
Patriarch
(Foto)
hielt
in
einem
Gehege
bei
der
Familienvilla
Rehe.
Fotos:
privat
Reproducktion:
Michael
Gründel
Autor:
Christian Schaudwet