User Online: 3 | Timeout: 10:54Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende  | AAA Zur mobilen Ansicht wechselnMobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Blick in eine andere Welt
Zwischenüberschrift:
Neubeginn zwischen Ruinen: Osnabrücker Nikolaiort um 1949
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der Anblick des Nikolaiorts vor 66 Jahren gleicht einem Blick in eine andere Welt. Vier Jahre nach Kriegsende ist der Schutt großenteils beseitigt, aber Häuser aus Stein sind noch nicht wiederaufgebaut. Barackenartige Behelfsbauten geben dem Neubeginn etwas Struktur. Sie zeigen an, was den Menschen wichtig war: etwa im Bildvordergrund die Zigarren-Bude von Fritz Oberfranke, der damit den alten Standort im jetzt zerstörten Eckhaus Nikolaiort 4 bis zu einem Neubau über die Zeiten retten möchte.

Oder die " Edelbaracke" dahinter mit dem hellen Dach, die eine Gaststätte beherbergt. Rechts daneben, jenseits der Einmündung der Schwedenstraße, schaut man in die Fensterhöhlen des früheren Kaiser-Cafés Nikolaiort 1/ 2 (heute McDonald′s). In die breiteste, etwa quadratische Öffnung hat man einen ausrangierten Straßenbahn-Beiwagen hineingeschoben. Man blickt auf die hell verkleidete Stirnseite des Wagens. " Das war ein provisorischer Aufenthaltsraum für das Straßenbahnpersonal", weiß der Chronist des Osnabrücker Straßenbahnwesens, Alfred Spühr, zu berichten. Hier, im Kreuzungspunkt der Linien 1 und 2, fielen immer mal Wartezeiten für das Personal an. Im alten " Beiwagen 68II" konnte es sich rund um einen Buller ofen etwas aufwärmen. Der Wagen blieb dort bis zum Abbruch der Ruine 1953 stehen.

Das Hotel " Kaiserhof" am anderen Ende der Herrenteichsstraße war, wie jedermann sofort richtig vermutet, nach dem in Berlin regierenden Hohenzollern-Kaiser benannt. Das " Kaiser-Café" am Nikolaiort aber nicht. Spühr erzählt gern die kleine Anekdote, dass Cafébesitzer Struchtrup seinem zuvor namenlosen Café in den 1930er-Jahren den Nachnamen seines allseits beliebten und stadtbekannten Oberkellners Kaiser gab. " Er war der Charmeur aller Kaffeetanten, er betüddelte die Damen von vorn bis hinten", erinnert sich Spühr an die markante Erscheinung des Herrn Kaiser, der noch bis in die 1950er-Jahre im später in der Herrenteichsstraße neu eröffneten Café Dienst tat.

Die Fensteröffnungen weiter rechts sind mit Werbeplakaten ausgefüllt. " Geigen? E. Schiffner, Geigenbauer, Eingang um die Ecke", heißt es da. Es folgen Hinweise auf ein Pferderennen, auf die " Hotelpension Harke gepflegtes Haus am Westerberg" und auf die " Central-Lichtspiele". Oberhalb sehen wir einen Turm der Herz-Jesu-Kirche. Dieser Turmhelm war erhalten geblieben, während sein Zwilling einen Bombentreffer abbekommen hatte. Man nahm später auch den erhaltenen Helm ab, um beide Turmstümpfe mit flachen Pyramidendächern in Anlehnung an die ebenso schlicht reparierten Domtürme zu bestücken.

In der rechten Bildmitte sieht man Arbeiter, die das Trümmerfeld des Hauses Nikolaiort 3/ 4 beräumen. Früher stand hier die Central-Drogerie Klostermann mit Zigarren Oberfranke, im wiederaufgebauten Haus war Woll-Kayser langjähriger Mieter und heute ist dort das Kundenzentrum der Stadtwerke.

Rätselhafte Ruine

Rätselhaft erschien zunächst die Ruine eines Sakralbaus, in die man oberhalb der Gaststättenbaracke hi neinschaut. War dies etwa die sagenhafte Nikolaikapelle, die dem Nikolaiort zu seinem Namen verholfen hat? Kann eigentlich nicht, denn in der Stadtchronik ist nachzulesen, dass die Nikolaikapelle schon vor 1800 restlos abgebrochen wurde, weil sie das Durchkommen der Kutschen von der Großen Straße zum Domhof behinderte. Sie wird also weiter vorne links neben dem späteren Theater gestanden haben, etwa dort, wo heute " Pizza Hut" ist.

Aufklärung liefert die Städtische Denkmalpflege. Teamleiterin Helena Ammerich zieht eine Handakte zum ehemaligen Hotel Dütting, Domhof 9. Das Hotel " Berg Aetna" des Johann Caspar Dütting stellte eine Nachnutzung der Domherrenkurie des Dompropstes Franz Freiherr von Weichs dar. Der Domherr hatte das prächtige Haus mit der Hauptfassade zum Domhof gegen Ende des 18. Jahrhunderts erbauen lassen unter Einbeziehung einer älteren Kapelle, die sich hinter dem Hauptbau entlang der Schwedenstraße erstreckte. Das Hotel nutzte den vormaligen Sakralraum als Festsaal.
Bildtext:
Die Ostseite des Nikolaiorts war um 1949 durch eine Abfolge von Ruinen und Behelfsbauten gekennzeichnet. Zwischen dem Theater am linken Bildrand und einem Turm der Herz-Jesu-Kirche ganz rechts erkennt man in der Bildmitte mit etwas Mühe die einmündende Schwedenstraße.
Etwas höher muss man schon klettern, um heute die Türme der Herz-Jesu-Kirche als optischen Anker ins Bild zu bekommen. Die bauliche Gestaltung zwischen Theater und Herrenteichsstraße hat sich mehrfach verändert. Die Schwedenstraße ist inzwischen überbaut und über die Durchfahrt links vom " Alex" zu erreichen.
Fotos:
Kurt Löckmann/ Archiv Alfred Spühr, Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


voriges Bild im Datensatz zeigen nächstes Bild im Datensatz zeigen Bild groß zeigen Datensatz dieses Bildes zeigen Schließen
Schließen
Bestandsbeschreibung
Schließen
?