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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
"Carl der Große" war eine Respektsperson
Zwischenüberschrift:
Im Stadtteil Fledder erinnert eine Straße an den erfolgreichen Osnabrücker Lebensmittelkaufmann Carl Lüer
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Carl Lüer galt seinen Zeitgenossen als " königlicher Kaufmann", der den einstigen Ruf Osnabrücks als " Stadt des Großhandels" mitbegründete und sich darüber hinaus in zahlreichen Ehrenämtern um seine Heimatstadt verdient gemacht hatte. Er bahnte dem Lebensmittelhandel, der sich nach dem Krieg in einer tiefen Strukturkrise befand, neue Wege. Die nach ihm benannte Carl-Lüer-Straße liegt in dem Teil des Stadtteils Fledder, der in den 1960er-Jahren als " Großhandelszentrum" aus der Taufe gehoben wurde.
Carl Lüer wurde am 6. Juni 1881 in Osnabrück geboren. Er besuchte das Gymnasium Carolinum und trat 1902 in die Firma seines Onkels Rudolf Lüer ein. Der betrieb im ehemaligen Neustädter Rathaus seit 1870 eine Handlung für Lebensmittel und Eisenwaren. Als Rudolf Lüer 1925 kinderlos starb, erbte Neffe Carl das Unternehmen. Er begann, neben dem Einzelhandel den Großhandel weiter auszubauen, und trennte zu diesem Zweck die Geschäftsbereiche Lebensmittel und Eisenwaren. Als nach dem Zweiten Weltkrieg das " Wirtschaftswunder" neue Konsummöglichkeiten eröffnete, gerieten die vielen kleinen " Tante-Emma-Läden" in Schwierigkeiten. Um möglichst viele von ihnen in die neue Zeit hinüberzuretten, gründete er den Einkaufsverbund " Fachring", dem die Einzelhändler sich freiwillig anschließen konnten und wo sie vereinfachte und günstige Bezugsmöglichkeiten genossen aus den Händen der Großhandlung Lüer. Nach amerikanischem Vorbild richtete er später die ersten " Cash & Carry"- Märkte für Wiederverkäufer ein.
Von privaten Schicksalsschlägen blieb Carl Lüer nicht verschont. 1947 kam er auf einer Geschäftsreise mit dem Auto durch Wallenhorst. Sein jüngster Sohn Kurt, soeben aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, saß am Steuer, Carl und seine Frau Clara saßen hinten. Ein englischer Militärlaster nahm ihnen die Vorfahrt und zermalmte den Wagen. Carl und Kurt überlebten schwer verletzt, Clara starb.
Doch damit nicht genug: Eben jener hoffnungsvolle Sohn Kurt, der inzwischen in die Geschäftsleitung aufgestiegen war und dem Handelshaus neue Impulse mit der Eröffnung von " SB-Märkten" gegeben hatte, starb 1963 bei einem Autounfall im Alter von nur 39 Jahren. Nachdem Carl Lüer schon seine Söhne Walter und Rudolf früh verloren hatte, war dies nun der dritte Sohn, den er zu Grabe tragen musste. Zwei Jahre später, am 3. November 1965, starb Carl Lüer selbst. Er war 84 Jahre alt geworden.
Carls einziger verbliebener Sohn Helmut (1917 bis 1993) führte die Unternehmensgruppe erfolgreich weiter. Mit seinem Namen ist die Gründung der EKZ-Märkte in Osnabrück-Hellern, Bramsche, Wallenhorst, Melle und Bersenbrück verbunden. Nach seinem Tode wurde die Unternehmensgruppe liquidiert. Lediglich das Haushaltswarengeschäft gegenüber von St. Johann existierte noch bis zum Jahr 2000.
Helmuts Witwe Grete Lüer hat lebhafte Erinnerungen an ihren Schwiegervater Carl Lüer. " Er war eine unbedingte Respektsperson. In der Familie hieß er nur ' Carl der Große', was durchaus liebevoll gemeint war. Denn er war wirklich ein Großer", erzählte die 91-jährige Dame. Nur sei er in den letzten Jahren sehr in sich gekehrt gewesen, was vielleicht mit den Schicksalsschlägen zu erklären sei. Er habe ganz für die Firma und seine Ehrenämter gelebt. Und das waren nicht wenige. Er bekleidete leitende Funktionen im Großhandelsverband, bei der Stadtsparkasse und im Marienhospital, um nur einige zu nennen. Am 21. Mai 1954, dem Tag der Einweihung des neuen IHK-Gebäudes, für das er sich als IHK-Vizepräsident so sehr eingesetzt hatte, bekam er das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen und 1961 noch einmal als Steigerung den Großen Verdienstorden.
Bildtext:
Carl Lüer 1954: In diesem Jahr wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Foto:
Rudolf Lichtenberg
Autor:
Joachim Dierks


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