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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Stromnetz in schlechtem Zustand
Zwischenüberschrift:
Bundesnetzagentur legt drei Trassen endgültig fest – Eine geht durchs Emsland
Artikel:
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Originaltext:
Bonn. Die Probleme mit dem Stromnetz in Deutschland nehmen zu, gleichzeitig kommt der Ausbau kaum voran, und die Kunden müssen deutliche Preiserhöhungen verkraften, heißt es im Monitoring-Bericht der Bundesnetzagentur und des Bundeskartellamtes. Zusätzlich zu den geplanten Hochspannungsleitungen in Wechselstromtechnik hat die Bundesnetzagentur drei Korridore für die Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ) festgelegt, einen davon durch das Emsland.

Die Verbraucher sollen ihre Stromversorger wechseln, um 2013 nicht drastisch erhöhte Rechnungen zahlen zu müssen, empfehlen Bundeskartellamt und Bundesnetzagentur in ihrem gestern vorgelegten ersten Bericht zum Strom- und Gasmarkt. 2011 sei die Zahl der Kunden, die den Stromlieferanten wechselten, um 27 Prozent auf 3, 8 Millionen gestiegen. " Vor dem Hintergrund weiterer für 2013 angekündigter Strompreiserhöhungen sollten alle Verbraucher prüfen, ob nicht günstigere Angebote verfügbar sind", sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann. Mit einem Wechsel könnten die Kunden den Wettbewerbsdruck auf die Versorger erhöhen, ergänzte Kartellamtspräsident Andreas Mundt. Nach einer Erhebung des Verbraucherportals Toptarif wollen auch Gasversorger ihre Preise in die Höhe schrauben. Mindestens 105 Versorger planten Preiserhöhungen von durchschnittlich 6, 6 Prozent, hieß es.

Das Stromnetz in Deutschland befindet sich wegen der Energiewende und der Abschaltung von acht Atomkraftwerken in einer kritischen Lage. Zwar sei die Versorgungsqualität weiter hoch, aber die Zahl kurzfristiger Abschaltungen und Eingriffe in das Netz habe sich stark erhöht, heißt es in dem Bericht. Das Netz müsse dringend ausgebaut werden, wichtige Projekte hätten erheblichen Zeitverzug. Von geplanten 1834 Kilometern Leitungen seien erst 214 Kilometer (knapp zwölf Prozent) realisiert. Im laufenden Jahr kämen 35 Kilometer hinzu. Von 24 Neubauprojekten hätten 15 einen Zeitverzug von einem oder mehreren Jahren.

Die Anliegen der Landwirte seien von der Bundesnetzagentur unzureichend berücksichtigt worden, erklärte der Deutsche Bauernverband gestern in Berlin. Die Entschädigungen für den Leitungsbau seien zu gering. Statt einer einmaligen Zahlung sollten die Bauern dauerhaft Geld kassieren, schließlich seien auch die Einschränkungen durch Masten und Leitungen zeitlich unbegrenzt.

Bei den Planungen für die erste von zwei neuen Höchstspannungsleitungen von der Emsmündung zum Niederrhein ist mit Rücksicht auf den Naturschutz und Siedlungen der einen Kilometer breite Suchkorridor für das Planfeststellungsverfahren vorwiegend über landwirtschaftliche Flächen gelegt worden. Dies heißt für die Bauern, dass sie entweder Strommasten umkurven müssen oder bei unterirdischer Verlegung Flächen wegen der Verbindungsbauwerke verlieren.

Kommentar
Lasten sind ungleich verteilt

Der Unmut über den Preis der Energiewende wird wachsen. 2007 hat die deutsche Regierung mit den Partnern in der Europäischen Union vereinbart, mehr erneuerbare Energien für die Stromerzeugung einzusetzen. Für die Versorgungssicherheit muss deshalb das europäische Stromverbundnetz ausgebaut werden. In Deutschland wird viel geplant und wenig gebaut.

Dass es auch anders geht, zeigt ein Blick in die Niederlande. Es gab nach 2007 eine zügige Bestandsaufnahme der Netze und des Kraftwerksparks. Dessen Modernisierung und der Netzausbau laufen bereits, außerdem ist mit dem Gleichstromkabel vom niederländischen Eemshaven nach Norwegen eine Anbindung der dortigen Pumpspeicherkraftwerke geschaffen, die einen Ausgleich von Stromproduktion und - bedarf leisten.

Wie durch eine schlechte Informationspolitik Unmut aufkommt, zeigt sich im Emsland. Hier wird zusätzlich zur dort in Nord-Süd-Richtung laufenden Höchstspannungsleitung derzeit eine zweite Leitung geplant. Jetzt ist die dritte angekündigt worden. Netzbetreiber halten zwei weitere für notwendig. Der Bevölkerung in der Region wird nur in kleinen Portionen das Ausmaß der Neubaupläne enthüllt. Eine Debatte über die ungleiche Verteilung der Lasten in Deutschland kann damit verschoben, aber nicht vermieden werden.
Autor:
Manfred Fickers, dpa, Reuters


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