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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Hommage an eine Kaufmanns- und Künstlerfamilie
Zwischenüberschrift:
Der Wiemansweg in Fledder erinnert an die Vorfahren der Geigerin Agnes Wieman-Charpentier
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Wiemanns mit zwei " n" sind keine Seltenheit. Sie bringen es auf zehn Einträge im Osnabrücker Telefonbuch. Der Name Wieman mit einem " n" hingegen bezeichnet eine seltene Spezies. Agnes Wieman-Charpentier ist ihres Wissens zumindest hier in der Region die letzte verbliebene Namensträgerin der bedeutenden Kaufmanns- und Künstlerfamilie. Der Wiemansweg, eine Verbindung zwischen Meller und Bozener Straße im Stadtteil Fledder, hält die Erinnerung an ihre Vorfahren wach.
Vielen Osnabrücker Musikliebhabern ist die heute 81-jährige Geigerin Agnes Wieman-Charpentier als langjährige Leiterin des " Kammermusikkreises Wieman" bekannt, der zwischen 1960 und 2000 das Osnabrücker Musikleben wesentlich bereichert hat. Die Musikalität hatte sie gleich von zwei Seiten geschenkt bekommen: von ihrer Mutter Ingeborg, ebenfalls Violinistin und Musikerzieherin, und von ihrem Vater Bernard.
Amtsgerichtsrat Bernard Wieman (1872–1940) war ein Multitalent. Er ist als " Dichter und Richter" in die Osnabrücker Geistesgeschichte eingegangen. Neben seiner dichterischen Begabung er verfasste Novellen, Charakterstudien, Reisebeschreibungen und geschichtliche Abhandlungen war er ebenfalls ein großer Musikfreund und aktiver Cellist. Zusammen mit dem Kunstmaler Franz Hecker und Ökonomierat Siegfried Jaffé musizierte er regelmäßig auf Gut Sandfort. 1927 gründete er den Schlossverein, um den baulichen Erhalt des Schlosses zu fördern und es gleichzeitig zu einem Ort der Kultur, besonders der Kammermusik, zu machen. Sein Wohnhaus Johannisstraße 90b gegenüber von St. Johann war ein kulturelles Zentrum der Stadt. Hermann Hesse und Max Planck gehörten zu seinen Gästen. Das Haus wurde im Krieg zerstört und nicht wiederaufgebaut.
Vielleicht der bekannteste Spross der Familie war Agnes Wieman-Charpentiers Vetter, der Theater- und Filmschauspieler Mathias Wieman (1902–1969), der von seiner Vaterstadt 1958 die Möser-Medaille verliehen bekam. Von Max Reinhardt 1925 entdeckt, spielte er später große Rollen an allen bedeutenden Bühnen des deutschen Sprachraums. Ersten Leinwandruhm errang er 1933 mit der Verkörperung des Hauke Haien im " Schimmelreiter". Nach dem Krieg trat er häufig als Rezitator etwa von Goethe- oder Hölderlin-Versen auf. Mehrfach besuchte er seine Heimatstadt. Im Oktober 1949 sprach " der berühmteste Osnabrücker unserer Tage", wie die Neue Tagespost (NT) ihn titulierte, in der Blumenhalle über " Goethes Leben im Gedicht", im März 1953 trug er in der Aula des Ratsgymnasiums Passagen aus Hemingways damals neuem Werk " Der alte Mann und das Meer" vor.
Gelegentlich war er auch im Werbegeschäft tätig. Mit seiner markanten Stimme " von baritonalem Wohllaut" (NT) machte er den Nachkriegs-TV-Spot " Wenn einem also Gutes widerfährt, das ist schon einen Asbach Uralt wert" zu einem Dauer-Erfolg. Dass er durch diese künstlerisch völlig unbedeutende Nebentätigkeit stärker in der allgemeinen Erinnerung verhaftet ist als durch seine vielen großen Rollen vom Faust bis zum Nathan, gehört wohl zu den Ungerechtigkeiten des Medienzeitalters.
Mathias Wieman und dessen Onkel Bernard waren aber nicht die ersten und einzigen bekannten Familienmitglieder. Die Wiemäner mit einem " n" sind seit 1746 in Osnabrück ansässig. Senator Franz Mathias Wieman (geboren 1774) gehörte zur Krankenhaus-Kommission und kämpfte für ein neues Stadtkrankenhaus vor dem Heger Tor. Dessen Enkel Carl Philipp Wieman (1827–1908) lernte bei seinem Vater an der Süsterstraße Lohgerber und baute danach ein Lederhandel-Imperium auf. Die weltweiten Handelsbeziehungen pflegte er mit eigenen Schiffen, die den Namen seiner Vaterstadt Osnabrück über die Weltmeere trugen. Mit seinem nicht unbeträchtlichen Vermögen unterstützte er zwischen 1870 und 1900 zahlreiche soziale Einrichtungen in der Stadt. Und er gehörte zu den Gründern der Osnabrücker Actien-Bierbrauerei. Sie hat die Zeitläufte leider nicht überlebt.
Bildtexte:
Der Familienname verbindet heute Meller und Bozener Straße im Stadtteil Fledder früher verband er Musikalität, Schauspieltalent und Geschäftstüchtigkeit der Mitglieder der Familie Wieman.
Bernard Wieman: bekannt als Richter und Dichter.
Mathias Wieman wurde unfreiwillig zur Werbeikone.
Foto:
Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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