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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
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Überschrift:
Eine Westumgehung mit Ecken und Kanten
Zwischenüberschrift:
Neue Pläne für die Entlastungsstraße West: Ob sie gebaut wird, sollen die Bürger entscheiden
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Eine neue Trasse, zwei Kreisel, mehr Ecken und Kanten: Die Stadt hat ihre Pläne für die Entlastungsstraße West modifiziert. Mit dem neuen Konzept soll eine Grundlage geschaffen werden für die Bürgerbefragung am Tag der Bundestagswahl im September 2013.

Die Entlastungsstraße West soll die Rheiner Landstraße mit der Natruper Straße verbinden. Um Kosten zu sparen, wurde im neuen Entwurf auf Brücken und Ampeln bewusst verzichtet.

Auch tiefe Einschnitte ins Gelände sind nicht mehr vorgesehen. Die neue Verbindung soll im Falle ihrer Realisierung ebenerdig verlaufen. Ihre Fahrbahn soll 7, 50 Meter breit werden, daneben ist ein einseitiger Geh- und Radweg vorgesehen. Rund 10 Millionen Euro werden für den Bau der neuen Straße veranschlagt.

Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt wies Stadtbaurat Wolfgang Griesert darauf hin, dass die neue Trassenführung auch gewählt wurde, um ökologisch wertvolle Areale zu umgehen. So wollen die Planer zum Beispiel die Allee am Carl-Cromme-Weg verschonen. Nach früheren Skizzen hätten für die Entlastungsstraße mehrere Linden gefällt werden müssen.

Die neue Westumgehung hält mehr Abstand zum Wohngebiet am westlichen Ende von Wilhelmstraße und Lieneschweg, rückt damit aber näher an das Klinikum heran. Das sei lärmtechnisch nicht bedeutsam, heißt es in der Vorlage für den Ausschuss, denn die Bettenhäuser seien auf der anderen Gebäudeseite angeordnet.

Probleme mit dem Lärm werden aber gleich an mehreren Stellen erwartet. Etwa an der Rheiner Landstraße, dem südlichen Ende der Entlastungsstraße. Dort war bislang vor den ehemaligen Britenhäusern am Voßkamp eine drei Meter hohe Lärmschutzwand geplant. Falls die Westumgehung gebaut wird, müsste sie um einen Meter erhöht werden.

Auch für die Bewohner der beiden Hochhäuser an der Mozartstraße würde sich der Lärmpegel erhöhen. Die Planer schlagen Schallschutzfenster vor. Weil die geplante Trasse südlich der Sedanstraße die " Komponistenhöfe" und die " Literatenhöfe" berührt, müssten dort zwei bis drei Meter hohe Schallschutzwände oder - wälle errichtet werden. Ähnliche Vorrichtungen werden auch für den nördlichen Streckenabschnitt empfohlen.

Für alle, die mit dem Auto zu den Wohnsiedlungen rund um den Lieneschweg oder zum Park-Hotel gelangen wollen, favorisieren die Planer einen Kreisverkehr westlich des Carl-Cromme-Weges. Ein weiterer Kreisel ist für den Knotenpunkt an der Sedanstraße vorgesehen.

Vor allem den Anwohnern von Mozartstraße, Lieneschweg, Händelstraße und Gluckstraße soll die neue Verbindung Entlastung verschaffen. Um den Durchgangsverkehr aus den Wohnstraßen herauszuhalten, wollen die Planer an der Gluckstraße sogar eine Sperre einbauen. Im Stadtentwicklungsausschuss war auch von einer Schranke die Rede, die sich nur für Busse öffnet.

Eine Prognose, die aus dem Masterplan Mobilität abgeleitet wird, sagt zugleich jedoch mehr Verkehr für bestimmt Straßenabschnitte voraus. Das gilt vor allem für den westlichen Lieneschweg. Bislang ist dieser Abschnitt wenig befahren und entsprechend ruhig. Mit dem Bau der Entlastungsstraße würde daraus ein Zubringer und die Zahl der Fahrzeuge pro Stunde würde sich fast verdreifachen.

In der neunseitigen Vorlage wird auch auf die Lufthygiene Bezug genommen. Eine Modellrechnung im direkten Trassenbereich habe ergeben, " dass an keiner Stelle die Grenzwerte für Stickstoffdioxid überschritten werden", heißt es dazu.

Positive Auswirkungen erwarten die Planer bei der Verkehrssicherheit, insbesondere für Fußgänger und Radfahrer. Damit sie unbehelligt die andere Seite der Entlastungsstraße erreichen können, sind für sie sechs Querungshilfen vorgesehen.

Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt wurden zwar Fragen zur Entlastungsstraße West gestellt und Einzelheiten präzisiert, die inhaltliche Diskussion soll erst in einer der nächsten Sitzungen stattfinden.

Kommentar
Jeder für sich

Für die Käufer vieler Britenhäuser am Heger Holz war es ein Vabanquespiel: Viele von ihnen haben darauf gebaut, dass die Entlastungsstraße West ein Hirngespinst der Verkehrsplaner bleibt. Jetzt bekommt das Millionenprojekt Hände und Füße. Da können die Anwohner der geplanten Trasse nur noch hoffen, dass die Stadt das Geld für die Westumgehung nicht aufbringen kann. Und bei der Bürgerbefragung in einem Jahr dagegenstimmen.

Andere werden begeistert ihr Kreuzchen für den Bau der Entlastungsstraße machen. Den meisten Autofahrern, die jeden Tag durch die Wohnstraßen am Westerberg rauschen, dürfte das Schicksal der Lärmbetroffenen an der Gluckstraße oder an der künftigen Entlastungsstraße egal sein. Hauptsache, sie kommen schnell an ihr Ziel.

Dieser Gegensatz wirft die Frage auf, was bei einer Bürgerbefragung überhaupt zählt. Im Zweifel wird die eine Interessengruppe von der anderen gnadenlos niedergestimmt. Es wäre zu wünschen, dass dabei das gesamtstädtische Wohl über dem Eigeninteresse steht.

Kosten der Umgehungsstraße: 10 Millionen Euro plus x
In ihrer Kalkulation für die Entlastungsstraße West sind die Planer knapp unter der magischen Grenze von 10 Millionen Euro geblieben. Grunderwerb, Lärmschutzeinrichtungen und landschaftspflegerische Kompensationsmaßnahmen sollen in der Summe von 9, 9 Millionen Euro enthalten sein. Die Kosten für die Planung und die Bauleitung müssten aber noch hinzugerechnet werden.
Für ein Projekt dieser Größenordnung kann die Stadt mit Zuschüssen von Bund und Land rechnen.
Unabhängig von der politischen Willensbildung ist noch offen, wann die finanziellen Spielräume der Stadt eine solche Investition erlauben. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden sich die Kosten bis zur Realisierung weiter erhöhen.

Bürgervotum zur Entlastungsstraße im September 2013
Soll die Entlastungsstraße West gebaut werden ja oder nein? Die Politik ist uneins in dieser Frage, deshalb sollen die Bürger entscheiden. Parallel zur Bundestagswahl im September 2013 will die Stadt alle Wahlberechtigten auffordern, ihr Votum abzugeben.
Neben der verkehrspolitischen Weichenstellung stellt sich aber auch die Frage der Finanzierung als größte Herausforderung.
Die Pläne, die jetzt bekannt werden, sind vor allem als Entscheidungshilfe für die Bürgerbefragung gedacht.
Das Meinungsbild in der Politik sieht bislang so aus: Die CDU ist für den Bau der Entlastungsstraße West, die SPD ist mit Vorbehalten dafür. Grüne, FDP, UWG und Linke lehnen das Projekt ab. Die Piraten haben sich noch nicht festgelegt.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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