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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Osnabrücks älteste Einkaufsstraße im Abseits
Zwischenüberschrift:
Kaufleute in der Hasestraße beklagen mangelnde Investitionsbereitschaft
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Die Osnabrücker Innenstadt macht sich fein: Längst gehört die Kamp-Promenade mit ihren modernen Glasfassaden zum Stadtbild. Im ehemaligen Woolworth-Gebäude entsteht ein neues Geschäftshaus. Der Bau eines Einkaufscenters am Neumarkt oder an der Hase wird kontrovers diskutiert. Osnabrücks traditionsreichste Einkaufsstraße scheint dabei völlig aus dem Blickfeld der Politik verschwunden zu sein, beklagen Geschäftsleute an der Hasestraße.

Oliver Balke, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Hasestraße und Geschäftsführer der Busmann OHG (Bang & Olufsen), und sein Nachbar Ferdinand Osterhaus, Inhaber des gleichnamigen Herrenmodengeschäfts, beobachten den Niedergang ihrer Einkaufsstraße nun schon seit vielen Jahren und sind mit der Zeit bescheiden geworden. 2007 hatten sie noch auf eigene Initiative einen Stadtarchitekten zur Neuentwicklung ihres Quartiers engagiert. Doch die große Lösung des Architekten, die Straße vollständig in eine Fußgängerzone umzuwandeln, erwies sich als nicht durchführbar.

Alternative Vorschläge zur Verschönerung des Straßenbildes seitens der Stadt habe es nicht gegeben, erklärte Osterhaus. " Es geht in der Politik eher darum, sich mit dem Bau einer auffälligen Immobilie wie etwa der Osnabrückhalle oder jetzt dem neuen Einkaufscenter zu verewigen." Investitionen in kleinteilige, gewachsene Strukturen seien zu diesem Zweck weniger attraktiv.

Mittlerweile wären die Kaufleute schon froh, wenn die lange angekündigte Erneuerung der Straßenbeleuchtung sowie der Grünbepflanzung endlich realisiert würde. Entspannte Schaufensterbummel sind in der Hasestraße nämlich schwierig, da die alten Laternen auf den Gehsteigen in Kombination mit den Parkbuchten, den zahlreichen Fahrradständern und der durch Baumwurzeln aufgestemmten Pflasterung ständiges Ausweichen erfordern.

In der Broschüre von Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung zur Innenstadt heißt es über die Hase straße vollmundig: " Die Hasestraße ist die älteste Kaufmannsstraße der Stadt. Hier wechseln sich inhabergeführter Einzelhandel, Gastronomie und kulturelle Angebote miteinander ab. Besonders am Samstag verbinden die Kunden den Einkauf in diesem Quartier mit einem Bummel über den Wochenmarkt am Dom."

Originelle Mode

Doch die Realität sieht ganz anders aus, weiß auch Marita Wültener, die seit einem halben Jahr zusammen mit ihrem Mann das griechische Spezialitätengeschäft Igonia an der Hasestraße betreibt: " Anfangs hatte ich gedacht, dass durch den Altstadtbahnhof viel Laufkundschaft in unseren Laden kommt, aber die Leute scheinen die Hasestraße gar nicht mehr als Einkaufsstraße wahrzunehmen." Stattdessen eilten sie morgens und abends schnell an den Geschäften vorbei, um zur Arbeit oder zum Zug zu kommen.

Dabei hat die Hasestraße zwischen den Leerständen und schnell wechselnden Billiganbietern durchaus Besonderes zu bieten: In inhabergeführten Fachgeschäften findet man ausgesuchtes Kinderspielzeug, originelle Mode, Spezialitäten aus fernen Ländern und vieles mehr. Doch die wenigsten Passanten würden dieses Angebot erkennen, beklagt Ferdinand Osterhaus: " Die meisten folgen dem Strom der Masse und kaufen bei den großen Filialisten oder im Internet ein. Dafür machen sie sogar Abstriche bei der Qualität und fachkundigen Beratung." Die langjährige Stammkundschaft sterbe unterdessen langsam aus.

Im Verträglichkeitsgutachten für die Ansiedlung eines Shopping-Centers am Neumarkt (Cima-Gutachten) aus dem Jahr 2010 wird die Hasestraße als C-Lage bezeichnet. Von einer innerstädtischen Nebenlage habe sie sich mehr und mehr zu einer Nahversorgungslage entwickelt. Weiterhin heißt es darin: " Eine weitere Verschiebung des Handelsschwerpunkts in der Osnabrücker Innenstadt nach Süden kann dazu führen, dass weitere der noch verbliebenen Fachgeschäfte hier aufgeben werden. Die Hasestraße wird sich immer stärker von den Frequenzen der Innenstadt abkoppeln."

Die beschriebene Entwicklung sei neben dem mangeln den Interesse an der Hase straße seitens der Politik auch der Meinungsverschiedenheit unter den Kaufleuten geschuldet, so Oliver Balke. " Viele Häuser gehören mittlerweile Erbengemeinschaften, die zum großen Teil gar nicht mehr in Osnabrück leben. Die Vermieter sind häufig einfach froh, wenn sie ihre Immobilien vermietet haben, ganz gleich an wen." Dies habe dazu geführt, dass schnell wechselnde Ein-Euro-Läden sich ausgebreitet hätten. Für gemeinsame Marketing- und Verschönerungsaktionen seien diese Mieter nur schwer zu gewinnen.

Im Gegensatz dazu sei das Spezialitätengeschäft Igonia von Marita Wültener eine Wohltat für die Straße. Mit ihrem besonderen Angebot, den liebevoll gestalteten Schaufenstern und der neuen Fassadengestaltung habe das Quartier wieder an Attraktivität gewonnen. Aber von solchen engagierten Kaufleuten brauche es mehr, so ihr Nachbar Oliver Balke.

Weniger Verkehr

Ein Umzug in ein neues Shopping-Center käme für die drei Kaufleute aufgrund der höheren Mieten nicht infrage. Lieber wollen sie ihrer angestammten Straße treu bleiben. Um die Attraktivität der Hasestraße wieder zu erhöhen, haben sie ganz konkrete Wünsche an die Stadt: Neugestaltung der Bürgersteige und des Verkehrs. Die Überlandbusse und der Durchgangsverkehr sollen nicht mehr durch die Hase straße rollen. Außerdem sollten Touristenbusse am Altstadtbahnhof statt am Dom halten, damit Besucher von außerhalb auch einmal an ihren Geschäften vorbeikämen und nicht sofort in die Große Straße strömten. Für den Vitihof bräuchte es eine Lösung, ihn besser zur Hasestraße hin zu öffnen. Und Kunstwerke wie das Klöckner-Stahl-Denkmal aus Schiffskurbelwellen am Parkhaus Vitihof müssten besser in Schuss gehalten werden, denn derzeit diene es nur als wilder Müllablageplatz.

" Man sollte nicht nur Geld in Neues stecken, sondern auch werterhaltend agieren, mit Sinn für das historisch Gewachsene", schloss Marita Wültener.
Bildtexte:
Die Hasestraße verliert den Anschluss. Alle Pläne, die Straße neu zu gestalten, scheiterten bislang.
Wenig Laufkundschaft, wenig Investitionsbereitschaft. In der Hasestraße muss etwas passieren, sagen die Kaufleute.
Wollen aufrütteln: Ferdinand Osterhaus (Herrenmode), Marita Wültener (griechische Spezialitäten) und Oliver Balke (Bang & Olufsen), Vorsitzender der Werbegemeinschaft Hasestraße.
Fotos:
Elvira Parton
Autor:
Regine Bruns


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