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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Grüne wollen autofreien Sonntag
 
Autofrei an einem Sonntag im Jahr?
Zwischenüberschrift:
Grüne wollen mit Ratsantrag Sensibilität für Klimaschutz stärken
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Am kommenden Dienstag wollen die Osnabrücker Grünen gemeinsam mit der SPD einen Vorstoß im Stadtrat wagen mit dem Ziel, im kommenden Jahr einen autofreien Sonntag einzuführen weitere Wiederholungen in den da rauffolgenden Jahren bei Erfolg des Prototyps durchaus erwünscht.
Mit ihrer Initiative will die Zählgemeinschaft nicht nur dem städtischen Ziel der CO 2 - Minderung näher kommen, sondern vielmehr auch das Bewusstsein der Osnabrücker für ihre Stadt und ein Leben mit weniger Individualverkehr schärfen.
So soll der erste autofreie Sonntag im kommenden Jahr begleitet von einem umfangreichen Rahmenprogramm unter anderem zeigen, wie viel städtischer Lebensraum vom Verkehr den Bürgern zur eigenen Entfaltung entzogen wird.

Osnabrück. " Ach Kinder, wisst ihr noch damals, als wir am Sonntag nicht mit dem Auto fahren durften", dürfte sich der eine oder andere beim Lesen der Tagesordnung für die Ratssitzung am kommenden Dienstag erinnern. Denn da wollen Grüne und SPD dem Rat die Zustimmung zu einem autofreien Sonntag im kommenden Jahr abringen oder zumindest den Auftrag an die Verwaltung, die Durchführung eines ebensolchen zu prüfen.
Allerdings haben sich die Vorzeichen für einen autofreien Sonntag deutlich verändert. Waren es Anfang der 70er die Scheichs, die den bundesdeutschen Autofahrern den Spaß am sonntäglichen Ausflug in der Familienkarosse versauten, weil sie den Spritpreis in die Höhe trieben und sich die Nation nur noch per Regierungsdekret der Erpressung aus Nahost zu erwehren wusste, steht den Grünen der Sinn nach mehr Umweltschutz mittels Bewusstseinsveränderung. Sensibler soll der Osnabrücker Autofahrer werden, für seine Stadt, seine Luft und auch für die sich zunehmend verändernden Grundlagen der Mobilität. " Wir wollen den Osnabrückern den Stadtraum wiedergeben, der durch den Verkehr in Anspruch genommen wird", nennt Jens Meier von den Grünen ein Argument für den Vorstoß im Rat.
" Ein autofreier Sonntag schafft eine Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung und ist ein wichtiges Werbemittel dafür, wie man Mobilität auch ohne Auto in der Stadt gestalten kann", heißt es in der Vorlage. Andere Städte würden ein solches Konzept schon mit großem Erfolg umsetzen. Wie andernorts wollen die Grünen auch in Osnabrück nicht den gesamten Verkehr innerhalb der Stadtgrenzen lahmlegen. Vielmehr sollen an ausgewählten Orten und Straßen die Autos außen vor bleiben. " Das macht nur Sinn, wenn man den autofreien Sonntag mit einem Programm begleitet." Meier sieht den abgasfreien Feiertag als einen Eventtag, der Lust auf mehr im Alltag machen soll. Ein buntes Rahmenprogramm soll den autofreien Tagen den Pepp verleihen, den es braucht, um die Autofahrer zur Aufgabe ihres Gefährts und zur Hinwendung an andere Fortbewegungsformen zu bewegen. Einen ganzen Tag lang mit Inlinern über die Wälle rollen, mit dem Fahrrad ohne störende Pkw den Neumarkt kreuzen und dabei vielleicht ein kurzweiliges Bühnenprogramm genießen so könnte nach Auffassung des verkehrspolitischen Sprechers der Grünen ein autofreier Sonntag aussehen. Mit an Bord sein müssten nach Vorstellung Meiers auch das Osnabrück Marketing, die Stadtwerke, Kulturschaffende, Sportvereine und andere dem Thema nahestehende Akteure. Aber auch Nachbarschaften könnten den autofreien Tag nutzen, um zum Beispiel ihre Straßenfeste zu organisieren. Vor allem in den Köpfen soll sich etwas bewegen: " Der Fuß- und Radverkehr wird insbesondere bei kürzeren Wegen immer noch erheblich unterschätzt. Die Auslastung von Bussen und Bahnen kann ebenfalls noch gesteigert werden. Mit weiteren Maßnahmen für diese umweltverträgliche Mobilität und zur weiteren Senkung der CO 2 - Emissionen im Straßenverkehr ist ein autofreier Tag ein wichtiger Anstoß, durch noch stärkeres Engagement für den Klimaschutz, häufiger auf das Fahrrad und den ÖPNV umzusteigen oder zu Fuß zu gehen."

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Bildtext:
Mit Rollschuhen über den Neumarkt - das war im November 1973. Die Grünen planen eine Neuauflage für 2016.
Foto:
Archiv

Erster autofreier Sonntag am 25. November 1973
Die erste und folgenreichste Ölkrise wurde im Herbst 1973 anlässlich des Jom-Kippur-Krieges (6. bis 26. Oktober 1973) ausgelöst. Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) drosselte die Fördermengen um etwa fünf Prozent, um die westlichen Länder bezüglich ihrer Unterstützung Israels unter Druck zu setzen.
Am 17. Oktober 1973 stieg der Ölpreis von rund drei US-Dollar pro Barrel (159 Liter) auf über fünf Dollar. Dies entspricht einem Anstieg um etwa 70 Prozent.
Im Verlauf des nächsten Jahres stieg der Ölpreis weltweit auf über zwölf US-Dollar. Dieses Ereignis ging auch unter dem Namen " Ölembargo" in die Geschichte ein. Die Drosselung der Fördermengen war Kalkül und politisches Druckmittel der Opec-Staaten, die mit der Politik einiger erdölimportierender Staaten betreffend den Jom-Kippur-Krieg nicht einverstanden waren.
Am Embargo nahmen Algerien, Irak, Katar, Kuwait, Libyen, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate teil. In der Bundesrepublik Deutschland wurde als direkte Reaktion auf die Krise ein Energiesicherungsgesetz erlassen, auf dessen Grundlage für vier aufeinanderfolgende Sonntage, beginnend mit dem 25. November 1973, ein allgemeines Fahrverbot verhängt sowie für sechs Monate generelle Geschwindigkeitsbegrenzungen eingeführt wurden. Dies hatte keinen nennenswerten Spareffekt. Im darauffolgenden Jahr musste die Bundesrepublik für ihre Ölimporte rund 17 Milliarden DM mehr bezahlen als im Jahr zuvor.
Quelle: Wikipedia

Kommentar
Warum nicht?

Die Grünen wollen sich nicht als die Scheichs des 21. Jahrhunderts gerieren. Sie wollen dem Autofahrer auch nicht generell den Spaß am Verbrennungsmotor verderben sie wollen zum Nachdenken anregen. Das ist ein Ziel, das nun wirklich niemand schlechtreden kann. Ein spaßiger autofreier Sonntag ist da mal ein netter Ansatz. Aber leider auch nicht viel mehr.

Die Schadstoffbelastung in Osnabrück lässt sich nicht mit einem einzigen Tag ohne Autos aus der Welt schaffen. Verkehrskonzepte müssen her, die das Autofahren in der Stadt unattraktiv machen, sei es für Einpendler, Einkäufer oder vor allem auch für den Transitverkehr. Der Lebensraum Stadt muss aufgewertet werden, und diese Aufwertung muss täglich und dauerhaft erlebbar sein.

Beim Thema Neumarkt spielt der Baustellenzufall der Politik in die Hände. Hier ist zu erleben, dass geht, was vor der derzeit stattfindenden praktischen Beweisführung für undenkbar gehalten wurde: Der Neumarkt ist seit Monaten für den Individualverkehr dicht und die Stadt ist nicht kollabiert. Wenn die Politik an dieser Stelle das Kreuz durchdrückt und den Neumarkt weiter sperrt, ist ein wirklicher Anfang hin zu einer anderen Verkehrspolitik gemacht.

Dieses Zeichen ist sichtbarer und erlebbarer als jeder autofreie Sonntag. Den kann es auch geben, warum auch nicht. Wirkungsvoller aber ist eine konsequente Verkehrspolitik.
Autor:
Dietmar Kröger


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