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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Wo Hitler landete und Böll diente
Zwischenüberschrift:
Die Winkelhausenstraße erinnert an Kasernen-Kommandeur
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Die Winkelhausenstraße im Stadtteil Hafen erschließt geschichtsträchtigen Boden. Vor 1911 robbten die Schützen des Infanterieregiments 78 durch die sandigen Gestrüpp flächen des Übungsgeländes Netter Heide. Es war jenes Regiment, dem von 1913 bis zu seinem Tod auf dem Schlachtfeld 1914 Oberst Carl Wilhelm Winkelhausen als Kommandeur vorstand.
1911 kamen die tollkühnen Flieger in ihren halsbrecherischen Flugkisten. Sie machten die Netter Heide zu Osnabrücks erstem Verkehrslandeplatz, der zwischen 1925 und 1933 sogar Linienverkehr mit mehrmotorigen Maschinen erlebte. Etwa im Verlauf der heutigen Winkelhausenstraße landete Adolf Hitler 1932 mit einer dreimotorigen Junkers JU 52, um eine Wahlkampfrede auf dem Klushügel zu halten.
1934 wurde der Flugbetrieb eingestellt. Die Wehrmacht übernahm das Gelände und begann mit dem Bau neuer Kasernen, die sie nach Oberst Winkelhausen benannte, um damit ihn und alle im Ersten Weltkrieg gefallenen " 78er" zu ehren.
Zehn Jahre hatte die deutsche Wehrmacht das Kommando über das 31 Hektar große Kasernengelände einschließlich des Heeresverpflegungslagers am Kanal, bis es 1945 die britische Besatzungsmacht übernahm und in " Roberts Barracks" umtaufte.
Mit dem Abzug der Briten 2008 endete auch diese Ära. Eine zuvor namenlose Kasernenstraße wurde zur öffentlichen Nord-Süd-Erschließungsachse des konvertierten Militärgeländes. Mit dem architektonisch herausgehobenen Sitz der Firma Kaffee-Partner gelang eine spektakuläre Gewerbeansiedlung.
Die weitere Vermarktung an Gewerbetreibende und öffentliche Dienstleister schreitet voran. Zwischen Winkelhausenstraße und der Straße An der Netter Heide, der früheren 78er-Straße, werden in den ehemaligen Mannschaftsunterkünften Landesdienststellen wie das Finanzamt Osnabrück-Land, die Polizei und Schulbehörden untergebracht.
An der Westfront
Das Transportunternehmen Nosta, eine VGH-Vertretung und ein Spielparadies für Kinder haben den Betrieb aufgenommen, Tiefbauunternehmen Clausing hat sich südlich des denkmalgeschützten Flugzeug-Hangars Erweiterungsflächen gesichert. In der ehemaligen Heeresbäckerei und im Offizierskasino bringt die Hochschule Unternehmungen der Kreativwirtschaft zur Entfaltung.
Carl Wilhelm Winkelhausen kam am 24. Oktober 1860 in Preußisch Stargard (Westpreußen) zur Welt. Wie viele seiner Vorfahren schlug er die Offizierslaufbahn ein. Seine Stationen: 1887 Leutnant bei den Füsilieren in Köln, dann Kriegsakademie und Generalstabsausbildung, 1895 Hauptmann in Mainz, bis 1903 Kompaniechef in einem Grenadierregiment in Liegnitz, anschließend Bataillonskommandeur und Major in Königsberg. Zum 1. Oktober 1913 folgten die Beförderung zum Oberst und die Versetzung an die Spitze des Infanterie-Regiments " Herzog Friedrich von Braunschweig (Ostfriesisches) Nr. 78". Das Regiment lag mit dem Stab und zwei Bataillonen in Osnabrück, mit dem dritten Bataillon in Aurich.
Gleich in den ersten Kriegstagen rückte das Regiment an die Westfront aus. Winkelhausen fiel nach nur fünf Wochen am 4. September 1914 in Verneuil an der Marne, als er " aufrecht stehend den Sturm leitete", wie es in der Regimentsgeschichte heißt. Und weiter: " In der Schützenlinie am Bahndamm stehend, hatte den allseits verehrten und geliebten Regiments-Kommandeur Oberst Winkelhausen das tödliche Blei schwer verwundet niedergestreckt. Im Schlosse Verneuil erlag er in der folgenden Nacht der Verwundung. Mit ihm übergab das Regiment 3 Offiziere, 3 Unteroffiziere und 32 Mann dem Schoß der Erde."
Der Bürgerverein Eversburg hat die Namensgebung Winkelhausenstraße in erster Linie zur Erinnerung an die aufgegebene Kaserne vorgeschlagen, weniger zur Ehrung des Menschen Winkelhausen, der für die Lokalgeschichte keine überragende Bedeutung hat, da er nur ein knappes Jahr in Osnabrück stationiert war. In der Winkelhausenkaserne hingegen leisteten zahlreiche Osnabrücker ihren Militärdienst. Und übrigens auch ein Kölner: Heinrich Böll.
Bildtext:
Die Winkelhausenstraße im Stadtteil Hafen ist unter anderem die Adresse der von der Pagenstecherstraße hierhin umgezogenen Polizeiwache.
Foto:
Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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