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1.
Erscheinungsdatum:
07.04.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Der Retter aus dem Apparat des Todes
Zwischenüberschrift:
Der Osnabrücker CDU-Politiker Mathias Middelberg hat ein Buch über Hans Calmeyer geschrieben
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Anne
Franks
beste
Freundin
überlebte
den
Holocaust.
Jaqueline
van
Maarsen,
eine
Mitschülerin
aus
Amsterdam,
war
zwar
ebenfalls
Jüdin,
aber
ihre
Familie
wurde
gerettet,
weil
ein
deutscher
Behördenleiter
ein
zweifelhaftes
Dokument
anerkannte.
Hans
Calmeyer,
ein
Jurist
aus
Osnabrück,
bewahrte
Tausende
niederländische
Juden
vor
den
Gaskammern
der
Nazis.
Ihm
hat
der
Bundestagsabgeordnete
Mathias
Middelberg
(CDU)
ein
Buch
gewidmet,
dessen
Titel
Calmeyers
Dilemma
auf
den
Punkt
bringt:
"
Wer
bin
ich,
dass
ich
über
Leben
und
Tod
entscheide?
"
Der
1903
geborene
Jurist
war
alles
andere
als
ein
Nazi,
aber
ein
Zufall
machte
ihn
1941
zum
Leiter
der
Entscheidungsstelle
für
Abstammungsfragen
im
besetzten
Den
Haag.
Im
Zweifel
entschied
er,
ob
ein
Mensch
als
Jude
oder
"
Mischling"
zu
behandeln
sei,
ob
er
nach
Auschwitz
deportiert
wurde
oder
in
den
Niederlanden
bleiben
durfte.
Calmeyer
nutzte
seine
Position
im
NS-
Apparat,
um
Anträge
zu
bewilligen,
die
ein
linientreuer
Funktionär
mit
einem
Federstrich
vom
Tisch
gewischt
hätte.
Er
riskierte
sein
Leben,
und
mehr
als
einmal
waren
ihm
die
Schergen
der
SS
nah
auf
den
Fersen.
Als
Sohn
eines
Richters
war
Calmeyer
in
einem
konservativen
Milieu
aufgewachsen.
Im
Ersten
Weltkrieg
hatte
er
seine
beiden
älteren
Brüder
verloren
und
sich
als
junger
Mann
nationalistischen
Gruppierungen
angeschlossen.
Nach
dem
Hitler-
Putsch
1923
schlug
er
aber
eine
andere
politische
Richtung
ein.
Schon
1933
kam
er
mit
den
Nazis
in
Konflikt,
weil
er
als
"
marxistisch-
kommunistisch"
denunziert
wurde
und
eine
jüdische
Mitarbeiterin
in
seiner
Anwaltskanzlei
beschäftigte.
Zehn
Monate
lang
wurde
ihm
ein
Berufsverbot
auferlegt.
Er
passte
sich
an
und
mied
die
Konfrontation
mit
den
braunen
Machthabern.
Als
Hitler
1939
den
Zweiten
Weltkrieg
vom
Zaun
brach,
nahm
Calmeyer
am
Einmarsch
in
die
neutralen
Niederlande
teil.
Er
landete
in
der
Verwaltung
des
deutschen
Reichskommissariats
in
Den
Haag
und
stieg
in
der
Hierarchie
auf,
ohne
Mitglied
der
NSDAP
zu
sein.
Und
er
nutzte
seine
Stellung
im
Apparat
des
Bösen,
um
Menschen
vor
der
Mordmaschine
zu
retten.
Mathias
Middelberg
beschreibt
in
seinem
Buch
an
Einzelfällen,
wie
bereitwillig
Calmeyer
gefälschte
Abstammungsunterlagen
akzeptierte
und
wie
kreativ
er
die
Bestimmungen
auslegte,
um
aus
"
Volljuden"
"
Halb"
-
oder
"
Vierteljuden"
zu
machen.
Die
wurden
wegen
ihrer
Abstammung
zwar
diskriminiert,
aber
nicht
deportiert.
Mit
zwei
jüdischen
und
zwei
"
arischen"
Großeltern
fiel
Anne
Franks
Freundin
Jaqueline
van
Maarsen
in
die
Kategorie
"
J2"
,
und
das
hätte
schon
Deportation
bedeutet
–
für
sie,
ihre
ältere
Schwester
Christiane
und
ihre
Eltern.
In
dieser
fast
ausweglosen
Situation
traute
sich
die
Mutter
der
beiden
Mädchen
in
die
Höhle
des
Löwen.
Sie
sprach
bei
der
SS
vor
und
behauptete,
sie
sei
Christin,
und
ihr
jüdischer
Mann
habe
die
Kinder
ohne
ihr
Wissen
in
der
israelitischen
Gemeinde
angemeldet.
Eline
van
Maarsen
wurde
an
die
Entscheidungsstelle
zur
Klärung
"
rassischer
Zweifelsfälle"
verwiesen,
sie
schrieb
an
den
"
hochwohlgeborenen
sehr
gelehrten
Herrn
Dr.
Calmeyer"
(der
gar
keinen
Doktortitel
hatte)
und
bat
ihn,
den
Status
für
ihre
Töchter
zu
ändern.
Einen
Monat
später
hielt
sie
das
erhoffte
Dokument
in
der
Hand,
unterzeichnet
von
Calmeyer.
Der
hatte
seine
Entscheidung
auf
ein
wohlwollendes
Urteil
des
Landgerichts
Amsterdam
gestützt.
Hätte
er
kritisch
nachgefragt
oder
die
Akten
aus
der
Synagogengemeinde
beschlagnahmen
lassen,
wie
es
die
Nazis
von
ihm
verlangten,
dann
wäre
die
ganze
Familie
van
Maarsen
ans
Messer
geliefert
worden.
So
aber
schützte
das
Dokument
nicht
nur
Jaqueline
und
ihre
Schwester,
sondern
auch
Samuel
van
Maarsen,
den
jüdischen
Vater,
der
als
Partner
in
einer
"
Privilegierten
Mischehe"
nicht
deportiert
wurde.
Er
überlebte
den
Holocaust
–
im
Gegensatz
zu
seinen
Geschwistern.
Jaqueline
van
Maarsen
ist
heute
87
Jahre
alt.
Middelberg
hat
mit
ihr
gesprochen.
In
vielen
Fällen
war
mit
einem
Bekenntnis
zum
Christentum
allerdings
nichts
zu
machen.
Wer
vier
jüdische
Großeltern
hatte,
galt
als
"
Volljude"
oder
"
J4"
–
nach
den
Nürnberger
Gesetzen
ein
Todesurteil.
Nur
ein
Umbau
der
Ahnentafel,
so
schreibt
Middelberg,
konnte
da
noch
Rettung
bringen.
Calmeyer
half.
Er
akzeptierte
es,
wenn
behauptet
wurde,
dass
ein
Spross
gar
nicht
das
Kind
des
jüdischen
Ehepartners,
sondern
das
Ergebnis
einer
Affäre
mit
einem
"
Arier"
sei.
Diese
"
Seitensprung-
Arisierung"
wurde
mit
Fotos
vom
angeblichen
Erzeuger
belegt,
manchmal
auch
mit
Gutachten
und
Blutgruppen-
Nachweisen.
Gentests
gab
es
zum
Glück
noch
nicht.
Calmeyer
war
nicht
allein.
In
seiner
Dienststelle
hatte
er
zuverlässige
Verbündete,
die
ihm
halfen,
den
Holocaust
zu
sabotieren.
Als
gewiefter
Jurist
schaffte
er
es,
die
Bestimmungen
in
den
Niederlanden
judenfreundlicher
auszulegen
als
im
benachbarten
Reichsdeutschland.
Der
Schwindel
mit
der
"
arischen"
Abstammung
blieb
dem
Terrorapparat
der
Nazis
nicht
verborgen.
Immer
wieder
wurden
Kontrollen
angeordnet
und
Aufpasser
angesetzt.
Aber
Calmeyer
hatte
Glück.
Einmal
wurde
ein
niederländischer
SS-
Offizier
von
seinen
deutschen
Kollegen
nicht
ernst
genommen,
einmal
zerstörten
Fliegerbomben
die
Akten,
die
überprüft
werden
sollten,
und
schließlich
kam
der
wirklich
gefährliche,
mit
der
Nachprüfung
beauftragte
Genealogie-
Experte
nicht
mehr
zum
Zuge,
weil
die
Alliierten
vorrückten.
Wie
viele
Menschen
Calmeyer
ihr
Leben
verdanken,
ist
nicht
zweifelsfrei
zu
ermitteln.
Die
israelische
Holocaust-
Gedenkstätte
Yad
Vashem,
die
dem
1972
verstorbenen
Juristen
posthum
den
Ehrentitel
"
Gerechter
unter
den
Völkern"
verliehen
hat,
geht
von
mindestens
3000
Geretteten
aus.
Buchautor
Middelberg
spricht
von
"
vielleicht
4000"
.
Und
der
inzwischen
verstorbene
Calmeyer-
Biograf
Peter
Niebaum
hat
Dokumente
zitiert,
in
denen
noch
größere
Zahlen
genannt
werden.
Als
sicher
gilt,
dass
kein
anderer
Deutscher
so
viele
Juden
vor
den
Gaskammern
der
Nazis
bewahrt
hat.
Aber
Hans
Calmeyer
musste
Menschen
über
die
Klinge
springen
lassen,
wenn
er
andere
in
Sicherheit
bringen
wollte.
Middelberg
zieht
das
Fazit,
dass
der
Osnabrücker
Jurist
als
"
Rassereferent"
Teil
der
Vernichtungsmaschine
war:
"
Das
war
ihm
bewusst
und
hat
ihn
bis
zu
seinem
Tod
nicht
losgelassen.
Aber
wäre
er
nicht
Teil
des
Systems
geblieben,
hätte
er
niemandem
helfen
können.
Er
tat
mit,
um
zu
retten,
und
blieb
ratlos,
wem
er
helfen
sollte."
Retter
wie
Calmeyer
verdienten
unsere
Erinnerung,
schreibt
Middelberg,
"
nicht,
weil
sie
Übermenschen
gewesen
wären,
sondern
weil
sie
Menschen
geblieben
sind
in
einer
Zeit,
in
der
schon
das
eine
Leistung
war."
Mathias
Middelberg:
"
Wer
bin
ich,
dass
ich
über
Leben
und
Tod
entscheide?
"
Wallstein-
Verlag,
272
Seiten,
19,
90
Euro.
Erinnerung
an
Hans
Calmeyer:
weitere
Hintergründe
auf
noz.de
Bildtexte:
Alles
andere
als
ein
Nazi:
Hans
Calmeyer
als
junger
Rechtsanwalt.
Jaqueline
van
Maarsen
war
die
Freundin
von
Anne
Frank.
Sie
überlebte.
Anne
Frank
wurde
in
ihrem
Versteck
verraten.
1945
starb
sie
in
Bergen-
Belsen.
Mathias
Middelberg
hat
das
Buch
über
Hans
Calmeyer
geschrieben.
Fotos:
Nds.
Landesarchiv,
privat,
dpa,
Pentermann
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert
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