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1.
Erscheinungsdatum:
04.04.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Und Gisle schrieb ihn doch . . .
Zwischenüberschrift:
Wie heutige Fachkollegen Museumsdirektor Dolfen widerlegen
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Birgitten
oder
Zisterzienserinnen?
Diese
Frage
beschäftigte
die
Fachwelt
für
Jahrzehnte,
wenn
es
um
den
Codex
Gisle
ging.
Der
Osnabrücker
Priester
und
Geschichtsforscher
Christian
Dolfen
hatte
diese
bedeutendste
mittelalterliche
Bildhandschrift
Nordwestdeutschlands
wiederentdeckt
und
1926
teilweise
als
Faksimile
vorgelegt.
Dabei
war
das
aufwendige
Druckprojekt
keine
lokale
Initiative:
Neben
dem
Osnabrücker
Domkapitel
trug
auch
die
Provinz
Hannover
zu
seiner
Finanzierung
bei.
"
Beim
Anblick
der
herrlichen
Miniaturen
des
Codex
Gisle
ist
häufig
der
Wunsch
laut
geworden,
wenigstens
die
wichtigsten
Tafeln
weiteren
Kreisen
zugänglich
zu
machen"
,
heißt
es
in
der
Werbeschrift,
die
zum
Kauf
von
insgesamt
300
limitierten
und
nummerierten
Exemplaren
animieren
sollte:
Dabei
waren
die
Nummern
1
bis
10
in
Ganzpergament
gebunden
und
für
400
Reichsmark
(RM)
erhältlich,
während
die
Nummern
11
bis
300
in
Halbpergament-
Bindung
300
RM
kosteten.
Um
der
Kaufentscheidung
potenzieller
Subskribenten
nachzuhelfen,
kündigte
der
Verlag
Buchenau
&
Reichert
einen
nach
Erscheinen
wesentlich
höheren
Ladenpreis
an.
Hochwertigstes
Papier
für
Text-
und
Bildtafeln
lieferte
die
Feinpapierfabrik
Felix
Schoeller
jr.
in
Osnabrück-
Gretesch.
Die
Ausführung
der
Bildseiten
erfolgte
im
aufwendigen
Doppeltonlichtdruckverfahren,
wobei
für
die
sechs
farbigen
Tafeln
im
Faksimilelichtdruck
echtes
Gold
verwendet
wurde.
Während
noch
heute
die
ausgezeichnete
Druckqualität
beeindruckt,
erregte
vor
neun
Jahrzehnten
auch
der
wissenschaftliche
Kommentar
Christian
Dolfens
die
Gemüter.
Zwar
deuteten
verschiedene
Fakten
auf
eine
Entstehung
des
Codex
Gisle
um
1300
im
Zisterzienserinnenkloster
Rulle
bei
Osnabrück
hin,
doch
der
bischöfliche
Museumsdirektor
Dolfen
hielt
stattdessen
Birgittenschwestern
für
die
Auftraggeberinnen
und
eine
niederländische
Mal-
und
Schreibwerkstatt
für
den
Entstehungsort
der
prächtigen
Musikhandschrift.
Kronen
der
Birgitten?
Da
der
Orden
der
heiligen
Birgitta
erst
1346
gegründet
wurde
und
das
erste
Kloster
im
schwedischen
Vadstena
in
der
zweiten
Hälfte
des
Jahrhunderts
entstand,
konnte
der
Codex
frühestens
in
diese
Zeit
fallen.
Ein
Argument
waren
damals
die
Leinenkronen
auf
den
Schleiern
der
Nonnen,
die
Dolfen
eindeutig
den
Birgitten
zuordnete.
Immerhin
zeigen
drei
Bildinitialen
im
Codex
Schwestern
mit
diesen
Kronen,
von
denen
eine
zusätzlich
Applikationen
mit
den
fünf
Wundmalen
Christi
andeutet.
Wegen
seiner
souveränen
Beweisführung
aus
den
historischen
Quellen
hielt
sich
der
Widerspruch
gegen
Dolfen
in
Grenzen.
Zwar
hatte
dieser
bereits
ähnliche
Kronen
im
Heidekloster
Medingen
konstatiert,
doch
erst
die
Kunsthistorikerin
Renate
Kroos
führte
1973
den
endgültigen
Nachweis,
das
Zisterzienserinnen
im
Heidekloster
Wienhausen
und
andernorts
schon
um
und
nach
1300
entsprechende
Kopfbedeckungen
nutzten.
2006
verfasste
die
amerikanische
Kunsthistorikerin
Judith
Oliver
eine
ausführliche
Arbeit
in
englischer
Sprache
und
entfachte
damit
vor
allem
im
englischen
Sprachraum
neue
Diskussionen
um
den
Codex.
Keine
Zweifel
mehr
Als
der
Quaternio
Verlag
Luzern
2014
ein
vollständiges
Faksimile
einschließlich
des
mittelalterlichen
Einbandes
auflegte,
bat
er
die
Kunsthistoriker
Harald
Wolter-
von
dem
Knesebeck
und
Beate
Braun-
Niehr
für
den
Kommentarband
um
ihre
Expertisen.
Sie
sehen
die
im
Jahr
1300
verstorbene
Sangmeisterin
des
Klosters,
Gisela
von
Kerssenbrock,
als
Stifterin
und
Mitgestalterin
der
kostbaren
Schrift,
an
der
mindestens
drei
Schreiberinnen
und
zwei
Maler
gearbeitet
haben
sollen.
An
der
zisterziensischen
Urheberschaft
besteht
für
sie
kein
Zweifel:
Der
kleine,
zu
Giselas
Zeiten
lediglich
aus
sechs
Schwestern
bestehende,
eher
arme
Konvent
leistete
sich
demnach
zur
Weihe
des
ersten
Bauabschnitts
seiner
Kirche
um
1300
ein
herausragendes
Schmuckstück
westfälisch-
niedersächsischer
Buchkunst.
Verdienstvoller
Dolfen
Damit
scheint
Christian
Dolfens
wissenschaftliche
Beweisführung
endgültig
widerlegt.
Und
doch
klingt
der
Name
des
kreativen
Priesters
in
Osnabrück
auch
heute
nach.
Er
war
der
Motor
des
1918
gegründeten
Diözesanmuseums,
dessen
Gestaltung
ihm
in
den
1930er-
Jahren
höchstes
Lob
aus
ästhetischer
und
konservatorischer
Sicht
einbrachte.
Wegen
seiner
herausragenden
Verdienste
um
die
kulturhistorische
Erforschung
Osnabrücks
zeichnete
ihn
die
Stadt
1952
mit
der
Justus-
Möser-
Medaille
aus,
und
die
Universität
Göttingen
verlieh
ihm
1955
die
philosophische
Ehrendoktorwürde.
Der
Autor
Hermann
Queckenstedt
ist
promovierter
Historiker
und
Direktor
des
Diözesanmuseums
Osnabrück.
Bildtexte:
Für
Christian
Dolfen
fälschlicherweise
Birgitten:
der
Ruller
Zisterzienserinnenkonvent
mit
Sangmeisterin
Gisela
"
Gisle"
von
Kerssenbrock
(Ausschnitt
aus
der
Weihnachtsinitiale
des
Codex
Gisle)
.
Zum
Vergleich:
Die
Birgittenschwestern
in
Bremen
tragen
noch
heute
die
Leinenkrone
mit
den
fünf
Wundmalen
Christi
auf
ihren
Schleiern.
Andächtig
kniet
die
Nonne
Gisela
von
Kerssenbrock
auf
dem
Osterbild
des
Codex
Gisle
hinter
der
Gottesmutter
und
dem
siegreich
auferstehenden
Christus,
der
in
der
unteren
Hälfte
der
Initiale
seine
legendäre
Höllenfahrt
unternimmt.
Heute
sieht
die
Wissenschaft
Gisela
nicht
nur
als
Stifterin,
sondern
auch
als
Mitarbeiterin
an
der
bedeutenden
mittelalterlichen
Musikhandschrift.
Fotos:
Quaterino
Verlag
Luzern,
Diözesanmuseum
Osnabrück
Codex
Gisle
– "
Neuer
Klang
aus
alten
Noten"
Mit
seinen
53
prächtigen
Initialen
inspirierte
der
Codex
Gisle
die
Ruller
Zisterzienserinnen
über
fünf
Jahrhunderte
zu
engelsgleichen
Gesängen
in
den
Gottesdiensten.
Die
Sonderausstellung
"
Singen
wie
die
Engel"
über
den
Codex,
seinen
gestalterischen
und
theologischen
Reichtum
sowie
seine
kulturhistorischen
Hintergründe
ist
derzeit
im
Diözesanmuseum
Osnabrück
zu
sehen.
In
der
Bischofsmesse
am
Ostersonntag
ab
9.45
Uhr
wird
die
Choralschola
des
Osnabrücker
Jugendchores
Gesänge
aus
dem
Codex
Gisle
vortragen.
Unter
dem
Titel
"
Neuer
Klang
aus
alten
Noten"
beleuchten
das
Diözesanmuseum
und
der
Quaternio
Verlag
Luzern
das
Graduale
am
Donnerstag,
23.
April,
ganztägig
aus
kultur-
und
musikhistorischen
Blickwinkeln.
Ab
10
Uhr
wird
Museumsdirektor
Hermann
Queckenstedt
durch
Sonderausstellung
und
Domschatz
führen.
Nach
dem
Mittagessen
erläutert
Buchbinder
Hans-
Jörg
Steinbrener,
wie
der
Codex
Gisle
faksimiliert
wurde.
Anschließend
wird
Prof.
Franz-
Josef
Rahe
von
der
Abteilung
für
Gregorianik
der
Hochschule
für
Künste
in
Bremen
unter
dem
Titel
"
Vom
Schriftwort
zum
Klanggedächtnis"
über
das
Verhältnis
von
Text
und
Ton
im
Codex
sprechen.
Der
Tag
klingt
mit
einer
Fahrt
zum
ehemaligen
Zisterzienserinnenkloster
Rulle
aus,
wo
ab
17.30
Uhr
nach
einer
Führung
die
Choralschola
des
Osnabrücker
Jugendchors
Gesänge
aus
dem
Codex
intonieren
wird.
Der
Preis
liegt
einschließlich
Mittag-
und
Abendessen
bei
98
€Euro.
Infos
und
Anmeldungen
beim
Diözesanmuseum
unter
Telefon
05
41/
318-
481.
Autor:
Hermann Queckenstedt