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1.
Erscheinungsdatum:
04.04.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
"Kameraden, für uns ist der Krieg zu Ende"
Zwischenüberschrift:
Heute vor 70 Jahren: Augenzeugen erinnern sich an die Besetzung Osnabrücks durch alliierte Truppen
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Heute
vor
70
Jahren
endete
für
die
Osnabrücker
der
Zweite
Weltkrieg.
Am
4.
April
1945
erreichte
die
britische
Armee
die
Stadt.
Drei
Zeitzeugen
erinnern
sich
–
an
die
Angst,
als
das
Panzerdröhnen
lauter
wurde,
und
das
Gefühl
der
Erleichterung.
An
der
Front
im
Hüggel
Karl-
Heinz
Städler,
95
Jahre.
"
Ich
war
damals
Oberleutnant
und
Batterieoffizier
bei
einer
motorisierten
Flak-
Einheit.
Wir
lagen
im
Hüggel.
Unsere
Einheit
war
bereits
stark
dezimiert.
Nach
Palmsonntag
gab
es
keinen
Luftalarm
mehr.
Stattdessen
hörten
wir
Geschützfeuer
von
der
näher
rückenden
Landfront.
Mit
den
genau
13
Granaten,
die
wir
noch
hatten,
mussten
wir
mit
unseren
Flakgeschützen
zum
Landkampf
ausrücken.
Wir
zogen
zur
Lengericher
Landstraße
bei
Natrup-
Hagen
und
positionierten
unsere
Geschütze
dort
im
Straßengraben.
Wir
hatten
die
Strecke
Richtung
Lengerich
im
Visier.
Es
muss
am
3.
April
gewesen
sein.
Da
tauchte
ein
Verband
britischer
Panzer
auf.
Unser
Kommandant
befahl
"
Feuer"
.
Unser
vorderstes
Geschütz
"
Anton"
traf
tatsächlich
den
vorausfahrenden
Panzer,
der
anschließend
liegen
blieb.
Der
nachfolgende
Panzer
schob
ihn
einfach
beiseite,
wie
wir
durchs
Fernglas
beobachten
konnten,
und
feuerte
nun
seinerseits
auf
uns.
Unser
Richtkanonier
wurde
tödlich
getroffen.
Das
war
ein
Schock
für
uns
alle
und
kam
uns
grausam
unnötig
vor,
denn
allen
war
klar,
dass
wir
nichts
mehr
ausrichten
konnten.
Gott
sei
Dank
sah
das
auch
unser
Kommandant
so.
Er
sagte:
‚
Kameraden,
für
uns
ist
der
Krieg
zu
Ende.
Seht
zu,
dass
ihr
nach
Hause
kommt.′
Wir
machten
die
Geschütze
unbrauchbar
und
verdünnisierten
uns
zu
unserem
Lager
im
Hüggel.
Da
mussten
wir
uns
erst
noch
um
einen
verletzten
Kameraden
mit
Beindurchschüssen
kümmern.
Wir
transportierten
ihn
zu
einem
Bunker
nach
Hasbergen,
von
dem
wir
wussten,
dass
dort
ein
Arzt
war.
Wir
trugen
alle
weiße
Armbinden,
zum
Zeichen,
dass
wir
den
Kampf
aufgegeben
hatten.
In
Hasbergen
wurden
wir
vom
Engländer
gestellt
und
kamen
in
Gefangenschaft."
"
Uns
war
mulmig"
Heinz
Ahlert,
85
Jahre.
"
Uns
war
mulmig,
als
es
hieß,
die
Engländer
kommen.
Man
hatte
uns
vorher
Schauergeschichten
erzählt,
Osnabrück
wäre
angeblich
zur
Festung
erklärt
worden,
und
deshalb
würden
die
Engländer
auf
alles
schießen,
was
sich
bewegt,
mit
dem
Flammenwerfer
in
die
Bunker
hineingehen
und
so
weiter.
Wir
verkrochen
uns
trotzdem
im
Redlinger
Bunker,
denn
noch
mehr
Angst
hatten
wir
vor
einem
Granatenbeschuss.
Im
Bunker
waren
neben
den
Zivilisten
ein
paar
versprengte
Soldaten
und
ungefähr
20
Polizisten.
Die
wollten
alle
nicht
mehr
kämpfen.
Sie
hatten
ihre
Gewehre
und
Pistolen
auf
einen
Haufen
geworfen,
und
wir
Hitlerjungen
sollten
die
zerstören.
Das
ging
ganz
einfach:
Man
nahm
den
Verschluss
heraus,
schlug
ein
paar
Mal
auf
einen
Stein,
dann
war
das
verbogen
und
unbrauchbar.
Die
Engländer
kamen
mit
Panzern
gar
nicht
in
die
Innenstadt
hinein,
denn
da
lag
noch
alles
voller
Trümmer
und
Schutt.
Nach
dem
Palmsonntagsangriff
war
das
öffentliche
Leben
ja
weitgehend
zusammengebrochen
gewesen,
da
wurde
nichts
mehr
weggeräumt.
Es
waren
britische
Fußtruppen,
die
zu
uns
an
den
Bunker
kamen
und
uns
herausholten.
Soweit
ich
mich
erinnere,
fiel
kein
einziger
Schuss.
Es
war
günstig,
dass
die
Engländer
den
Haufen
mit
den
zerstörten
Waffen
sahen.
Die
letzten
Wehrmachtsoldaten,
die
noch
unter
Befehl
standen,
hatten
ja
schon
ein
oder
zwei
Tage
vorher
die
Stadt
Richtung
Belm
verlassen.
Deshalb
waren
ja
auch
die
Lagerhäuser
des
Heeresverpflegungsamtes
am
Hafen,
ungefähr
da,
wo
heute
Kaffeepartner
ist,
nicht
mehr
bewacht.
Das
sprach
sich
wie
ein
Lauffeuer
in
der
ganzen
Stadt
herum.
Am
Tag
vor
dem
Einmarsch
noch
waren
wir
mit
unserem
Handwagen
zum
Hafen
hin
und
haben
zugesehen,
dass
wir
auch
Beute
machten,
einen
Sack
Mehl,
Sauerkraut,
Konservendosen
mit
vorgekochten
Erbsen,
Büchsenfleisch
–
es
war
paradiesisch,
was
da
alles
zu
holen
war.
Auch
anderswo
in
der
Stadt
wurde
geplündert.
Bei
der
Schnapsbrennerei
Gosling
an
der
Seminarstraße
hatten
befreite
Zwangsarbeiter
sich
über
die
Bestände
im
Keller
hergemacht.
Jemand
hatte
wohl
in
ein
Fass
hineingeschossen,
Schnaps
lief
aus
und
stand
knöcheltief
im
ganzen
Keller.
Da
gab
es
eine
Explosion.
Ein
Bekannter
von
uns
ist
dabei
verbrannt.
Mit
dem
Einmarsch
der
Engländer
war
es
mit
den
Plünderungen
bald
vorbei.
Wir
machten
uns
vom
Redlinger
Bunker
aus
auf
den
Heimweg.
Dabei
wurden
wir
nicht
großartig
kontrolliert.
Ich
dachte,
mit
meiner
Hitlerjungen-
Uniform,
das
ist
nicht
so
günstig.
Aber
ich
wurde
nicht
behelligt.
Ich
durfte
mit
meiner
Mutter
nach
Hause
gehen.
Unser
provisorisches
Zuhause
war
bei
meiner
Cousine
in
der
Parkstraße.
Unsere
eigene
Wohnung
in
der
Heinrichstraße
war
zweimal
ausgebombt.
Meine
gesamte
Kleidung
war
verbrannt.
Ich
besaß
nichts
außer
der
HJ-
Uniform,
die
ich
am
Leibe
trug.
Erst
Wochen
später
bekam
ich
auf
Bezugsschein
eine
zivile
Hose.
Und
jemand
anders
schenkte
mir
eine
Uniformjacke.
Die
durfte
nicht
feldgrau
bleiben,
die
wurde
umgefärbt,
und
alle
Knöpfe
kamen
ab.
In
den
nächsten
Tagen
gingen
die
Engländer
von
Haus
zu
Haus
und
durchsuchten
jeden
Raum,
ob
sich
Soldaten
versteckt
halten,
ob
alles,
was
abgabepflichtig
war
wie
Waffen,
Fotoapparate
und
so
weiter
auch
wirklich
abgegeben
war.
Wer
größere
Mengen
an
Bettwäsche
hatte,
musste
sie
auch
abgeben.
Das
wurde
für
andere,
die
gar
nichts
hatten,
beschlagnahmt.
Bei
uns
war
aber
nichts
mehr
zu
holen.
Sicher,
der
Krieg
war
nun
verloren,
und
alles
war
kaputt.
Aber
im
Großen
und
Ganzen
war
man
doch
froh,
dass
Ruhe
einkehrte,
dass
es
keinen
Fliegeralarm
mehr
gab,
dass
man
nachts
durchschlafen
konnte.
Und
wir
waren
erleichtert,
dass
Osnabrück
praktisch
kampflos
übergeben
wurde,
dass
die
Gerüchte
von
der
‚
Festung′
nicht
stimmten.
Man
musste
jetzt
immer
die
Plakatanschläge
mit
den
ständigen
Befehlen
der
Besatzungsmacht
lesen.
Am
einschneidendsten
war
die
Sperrstunde.
Ein
Bekannter
von
uns
war
morgens
zu
früh
mit
dem
Fahrrad
unterwegs,
noch
innerhalb
der
Sperrzeit.
Der
wollte
nun
wirklich
keinen
Aufstand
machen,
der
wollte
nur
zu
seinem
Garten.
Aber
es
half
nichts,
er
musste
vier
Wochen
ins
Gefängnis."
Ein
furchtbarer
Irrtum
Dr.
Udo
Goedecke,
84
Jahre.
"
Den
Einmarsch
hatten
wir
erwartet.
Es
war
eine
endlose
Kolonne,
die
sich
durch
die
Lotter
Straße
schob.
Das
hörte
überhaupt
nicht
auf.
Wir
bekamen
so
richtig
vor
Augen
geführt,
welche
gewaltige
Materialübermacht
die
Engländer
aufbieten
konnten.
Erst
kamen
Kampftruppen
und
dann
Versorgungseinheiten,
die
gleich
durchmarschierten
Richtung
Norden.
Das
Ganze
passierte
weitgehend
kampflos.
Organisierten
Widerstand
gab
es
wohl
überhaupt
nicht.
Aber
die
Briten
fürchteten
einzelne
fanatische
Heckenschützen.
Und
so
kam
es
zu
diesem
schrecklichen
Missverständnis
in
der
Werderstraße.
Da
stand
der
Herr
Schreck
auf
dem
Balkon,
ehemals
Stadtdirektor
von
Bad
Ems,
der
wegen
seiner
Anti-
Nazi-
Haltung
frühzeitig
in
den
Ruhestand
gegangen
war.
Er
winkte
den
einmarschierenden
Truppen
begeistert
zu.
Die
deuteten
das
falsch,
sahen
nur
jemanden
mit
den
Armen
herumfuchteln
und
erschossen
ihn.
Viele
Mitbürger,
die
sich
in
den
Luftschutzräumen
und
Bunkern
verkrochen
hatten,
kamen
hervor
und
schwenkten
weiße
Handtücher.
Die
Engländer
taten
ihnen
nichts,
man
ging
zurück
in
die
Wohnungen,
das
war
alles
recht
unproblematisch.
Zu
den
ersten
Anordnungen
gehörte,
dass
außen
am
Haus
Zettel
anzubringen
waren
mit
den
Namen
aller
Bewohner.
An
den
Folgetagen
kamen
Durchsuchungstrupps.
Wir
mussten
alle
Schränke
und
Türen
aufsperren.
Die
haben
nach
Waffen
gesucht.
Sicher,
der
eine
oder
andere
Fotoapparat
ging
dabei
wohl
auch
hops.
Meiner
Tante
erging
es
allerdings
schlechter.
Ihr
Haus
an
der
Mozartstraße
wurde
beschlagnahmt.
Warum
ausgerechnet
ihres,
weiß
ich
nicht.
Zehn
oder
zwölf
Engländer
hausten
in
ihrer
Wohnung
und
haben
die
ziemlich
verwüstet
und
manches
entwendet,
während
sie
selbst
im
Keller
eingesperrt
war.
Wie
wir
hinterher
hörten,
war
das
aber
eine
Ausnahme
und
nicht
typisch
für
das
Verhalten
der
Engländer.
Das
öffentliche
Leben
kam
recht
schnell
wieder
in
Gang.
Man
wusste,
was
zu
tun
war.
Jeder
hatte
Schutt
wegzuräumen
und
etwas
zu
reparieren.
Ich
wurde
zum
Holzhandel
Stracke
&
Menke
geschickt,
um
Fußboden-
Dielen
zu
besorgen.
Die
habe
ich
mit
dem
Fuchsschwanz
zurecht
gesägt
und
in
unsere
Fensteröffnungen
genagelt.
Denn
an
Glasscheiben
war
so
schnell
nicht
zu
denken.
Später
haben
wir
dann
in
der
Praxis
meines
Vaters
verglaste
Bilder
von
den
Wänden
genommen
und
das
Bilderglas
zurechtschneiden
lassen
für
einzelne
Fensterflächen,
um
wieder
mehr
Licht
in
die
Zimmer
zu
bekommen.
Wir
Jungen
sind
durch
die
Altstadt
gestreift
und
haben
uns
die
Zerstörungen
angeguckt.
Ich
weiß
noch,
was
das
für
ein
schockierender
Anblick
war,
dass
man
vom
Eingang
der
Bierstraße
auf
den
Turmstumpf
der
Marienkirche
einen
völlig
freien
Blick
hatte.
Alle
Häuser
dazwischen
hatten
keine
Dachstühle
mehr,
oder
es
standen
nur
noch
Torsos.
Wir
schauten
den
britischen
Räumpanzern
zu,
die
die
Straßen
freiräumten,
damit
die
eigenen
Verbände
schneller
durchmarschieren
konnten.
In
die
entgegengesetzte
Richtung,
also
Richtung
Lotte,
fuhren
bald
Lkws
mit
deutschen
Kriegsgefangenen
auf
der
offenen
Pritsche.
Die
riefen
manchmal
den
Passanten
ihre
Namen
zu
und
baten,
dass
man
ihren
Angehörigen
ein
Lebenszeichen
übermittelt.
Ich
erinnere
mich,
dass
wir
uns
amüsierten,
wie
schnell
alle
Männer
umgelernt
hatten
und
auf
der
Straße
den
Hut
zum
Gruße
zogen
und
‚
Guten
Tag′
sagten
anstelle
von
‚
Heil
Hitler′
und
dem
‚
Deutschen
Gruß′.
Ein
Engländer
gab
uns
eine
Armeezeitung.
Da
waren
Abbildungen
drin
von
den
abgemagerten
Leichen
in
Bergen-
Belsen,
schreckliche
Fotos.
Ich
wusste
zwar,
dass
es
Konzentrationslager
gab,
aber
hielt
die
für
Straflager
für
Leute,
die
etwas
ausgefressen
hatten.
Man
ahnte,
dass
die
dort
nicht
mit
Samthandschuhen
angefasst
würden,
aber
dass
Menschen
dort
durch
Arbeit
und
Hunger
oder
wegen
ihrer
Rasse
planmäßig
vernichtet
wurden,
lag
außerhalb
meines
Vorstellungsvermögens.
Als
die
große
Befreiung
habe
ich
den
Einmarsch
der
Briten
damals
nicht
empfunden.
Man
war
irgendwie
gespalten.
Einerseits
brach
die
Welt
zusammen,
an
die
ich
bis
dahin
als
kleiner
Pimpf
doch
mehr
oder
weniger
geglaubt
hatte.
Geländespiele,
Lagerfeuer,
Kameradschaft
–
ich
hab
gern
beim
Jungvolk
mitgemacht.
Auch
die
Blitzsiege
am
Anfang
des
Krieges
hatten
mich
schwer
beeindruckt.
Das
war
nun
alles
perdu.
Andererseits
war
man
froh,
dass
endlich
die
Fliegeralarme
vorbei
waren
und
die
Chance
zum
Neustart
gegeben
war.
So
richtig
ans
Nachdenken
über
all
das,
was
passiert
war,
kam
man
gar
nicht.
Man
schob
das
beiseite,
weil
es
ja
zunächst
ums
eigene
Durchkommen
ging.
Bildtext:
Es
ist
vorbei:
Britische
Soldaten
bergen
Osnabrücker,
die
Schutz
in
einem
Keller
gesucht
hatten.
Foto:
Imperial
War
Museum
Autor:
Joachim Dierks
Themenlisten:
L.05.22SL. Lotterstr « L.05.22K. Katharinenviertel allgemein