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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Sinti berichten über Diskriminierungen im Alltag
Zwischenüberschrift:
Diskussion über die Situation in Osnabrück – Wegen der Herkunft keine Realschulempfehlung erhalten?
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Die Ausstellung " Aus Niedersachsen nach Auschwitz die Verfolgung der Sinti und Roma in der NS-Zeit" nahm der Vorsitzende des Niedersächsischen Verbands Deutscher Sinti, Manfred Böhmer, jetzt zum Anlass, zu einer Diskussion über die aktuelle Situation von Sinti in Deutschland ins Gemeindehaus der Baptisten-Gemeinde einzuladen.
Dorthin waren neben Lehrern verschiedener Schulen und Kommunalpolitikern unter anderem auch einige Sinti-Familien gekommen, um über ihre aktuelle Situation zu sprechen.
Zu Beginn wies Boris Erchenbrecher, freier Mitarbeiter der Niedersächsischen Beratungsstelle für Sinti und Roma, darauf hin, dass sich verschiedene Studien mit der Situation der Sinti beschäftigten, deren Ergebnissen sich unter anderem hinsichtlich der sozialen Lage und Bildungsteilhabe der Sinti ähnelten: Fast alle Sinti seien " bildungsenttäuscht". Sie hätten also gerne einen Abschluss oder einen höheren Abschluss. Die meisten von ihnen hätten entweder einen Hauptschul- oder gar keinen Schulabschluss. Als einen der Gründe nannte Erchenbrecher generationenübergreifende Diskriminierungserfahrungen. Diese seien mitverantwortlich dafür, dass " Sinti nicht so optimistisch in die Schulen reingehen".
Im Laufe des folgenden Erfahrungsaustausches erinnerte Manfred Böhmer an die " Zigeunerbank", auf der Sintis früher ganz hinten im Klassenraum sitzen, aber nichts sagen durften. Außerdem erklärte August Atsch, eines seiner Enkelkinder habe keine Realschulempfehlung erhalten, obwohl es die gleichen Noten gehabt habe wie ein anderer Schüler. Und die Lebenspartnerin eines Sinto erklärte: " Wir haben wegen der Diskriminierung nie standesamtlich geheiratet." Dennoch sei sie bei Elternabenden stets geschnitten worden.
Eine weitere Erfahrung, die viele Sinti gemacht haben: Ihre Kinder werden nicht zu den Geburtstagen anderer eingeladen. Und ein Vater erzählte: Sein Sohn sei ein guter Fußballstürmer und total geknickt, denn seitdem der Trainer wisse, dass er Sinto sei, sitze er nur noch auf der Ersatzbank. " Der Trainer hat gesagt, er hätte Angst vor einer Eskalation die Deutschen, die hier sitzen, kennen so etwas nicht", war sich der Mann sicher.
In der Diskussion stellte sich allerdings auch heraus, dass es wahrscheinlich mehr Sinti mit einem Real- oder Gymnasialschulabschluss gibt, als bekannt ist. Denn nicht wenige Sinti versuchten, ihre Herkunft zu verheimlichen. Dies konnte Michael Hoffmann, ein Lehrer der Alexanderschule in Wallenhorst, bestätigen: " Viele Schüler trauen sich nicht, uns zu sagen, dass sie Sinti sind", so seine Erfahrung. Und Mario Franz bestätigte: " Viele sind praktisch undercover aus Angst."
" Wir wollen nicht mehr Rechte als jeder andere deutsche Staatsbürger, aber auch nicht weniger", erklärte Böhmer, und er stellte fest: " Bildung wäre unsere Chance." Er hoffte, dass sich beispielsweise eine Initiative gründen könne, die " sich an einen Tisch setzt und schaut, wo die Probleme sind".
Erchenbrecher wiederum schlug vor, vor dem Schulwechsel " präventiv" den Kontakt zur neuen Schule zu suchen. Außerdem müsse nach Alternativen gesucht werden, bestimmte Kenntnisse nicht in der Schule, sondern in Firmen zu erwerben. Paul Meimberg, Sprecher für Integration der SPD, erklärte, er würde Böhmer gerne einmal zu einem Impulsvortrag im Schulausschuss einladen, dem er angehört.
Bildtext:
Die Ausstellung " Aus Niedersachsen nach Auschwitz" nutzten die Sinti, um auf ihre Situation und Diskriminierungen aufmerksam zu machen.
Foto:
Elvira Parton
Autor:
sarr


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