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1.
Erscheinungsdatum:
02.04.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Als der Karfreitag zum "Carfreitag" wurde
Zwischenüberschrift:
Eine illegale Rennmeile ist die Pagenstecherstraße längst nicht mehr
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Es
gab
einmal
eine
Zeit,
da
galt
Osnabrück
als
deutsche
Autotuning-
Hauptstadt
und
die
Pagenstecherstraße
als
Allee
der
aufgemotzten
Automobile.
Das
ist
lange
vorbei.
Heute
ist
es
um
die
Straße
ruhig
geworden.
Ein
Rückblick.
Vergangene
Woche
kam
es
zu
einem
Unfall
auf
einer
Osnabrücker
Ausfallstraße.
Als
Ursache
wird
ein
illegales
Autorennen
vermutet.
Dass
man
bei
dieser
Nachricht
hellhörig
wird,
liegt
daran,
dass
es
sich
um
die
Pagenstecherstraße
handelt.
Denn
es
ist
keine
15
Jahre
her,
da
herrschte
hier
von
Frühling
bis
Herbst
wöchentlich
Ausnahmezustand:
Tausende
Schaulustige
standen
freitags
Hundertschaften
der
Polizei
gegenüber
–
und
die
Stadt
an
der
Hase
wurde
deutschlandweit
bekannt
als
Treffpunkt
für
die
Autotuning-
Szene.
Die
Anfänge
Angefangen
hat
es
jedoch
sehr
überschaubar,
fast
schon
idyllisch
im
Jahr
1988.
Zum
einen
eröffnete
in
dem
Jahr
an
der
Pagenstecherstraße
eine
McDonald′s-
Filiale.
"
Zum
anderen
hatten
viele
junge
,
Erwachsene′
zu
dieser
Zeit
ein
CB-
Funkgerät
im
Auto
verbaut"
,
erzählt
uns
Tuning-
Fan
Mike
von
Döbern
auf
Facebook.
"
Wir
Funker
verlegten
unseren
Treffpunkt
vom
Belmer
Funkturm
in
die
Stadt
zu
dem
damals
neuen
Fast-
Food-
Restaurant."
Ähnliches
beobachtete
Rainer
Schlingmeyer:
"
Ende
der
1980er-
,
Anfang
der
1990er-
Jahre
trafen
sich
an
der
Tankstelle
an
der
Pagenstecherstraße
freitags
10
bis
20
Leute,
die
sich
gegenseitig
ihre
getunten
Fahrzeuge
präsentierten."
Der
heute
55-
Jährige
arbeitete
von
2000
bis
2003
in
einer
Firma,
die
direkt
an
der
Pagenstecherstraße
lag
–
und
erlebte
damals
hautnah
die
Hochphase
der
"
Carfreitage"
mit.
"
Rennen
fuhr
dort
keiner
von
ihnen,
stattdessen
cruisten
die
Fahrer
die
Straße
zwischen
der
Ecke
Springmannskamp
bis
zur
der
Kreuzung
Römereschstraße/
Breite-
Güntke-
Straße
und
wieder
zurück."
Langsam,
versteht
sich.
Schließlich
wollten
sie
ja
zeigen,
was
sie
hatten.
Start
der
Saison
der
Pagenstecherstraße
wurde
der
Karfreitag:
Indem
das
"
K"
durch
ein
"
C"
ersetzt
wurde,
wurde
der
hohe
christliche
Feiertag
zum
Auto-
Freitag.
"
Von
dem
Tag
an
ging
es
die
darauffolgenden
Wochen
bis
in
den
Herbst
hinein
freitags
immer
um
getunte
Autos"
,
sagt
Schlingmeyer.
Auch
die
Polizei
zeigte
in
den
Neunzigern
schon
Präsenz,
erzählt
Schlingmeyer:
"
Die
fuhren
an
den
Abenden
ebenfalls
ihre
Runden,
mussten
aber
nie
eingreifen."
Schlingmeyer
selbst
war
ebenfalls
interessierter
Beobachter,
zählte
sich
aber
nie
zur
Tuning-
Szene.
Seine
Sympathie
gehört
ihr
trotzdem.
Die
Hochphase
Anfang
der
2000er-
Jahre
wurden
die
Treffen
bekannter
–
und
es
wurde
voller.
Schlingmeyer
vermutet,
dass
dies
am
Aufkommen
des
Internets
lag:
"
Plötzlich
konnte
sich
die
Szene
deutschlandweit
vernetzen,
der
,
Carfreitag′
in
Osnabrück
wurde
überregional
bekannt."
Ablesen
konnte
man
dies
auch
an
den
Kennzeichen:
"
In
den
ersten
Jahren
waren
sie
überwiegend
regional,
begannen
mit
OS,
ST
oder
BI.
Ab
dem
Jahr
2000
kamen
dann
immer
mehr
Autos
aus
dem
tiefsten
Ruhrgebiet
extra
nach
Osnabrück."
Statt
zu
cruisen,
wurden
vermehrt
kurze
Beschleunigungsrennen
– "
Stechen"
genannt
–
gefahren.
Im
sonstigen
Bundesgebiet
blieben
die
Treffen
nicht
unbemerkt:
Die
"
Süddeutsche
Zeitung"
und
"
Die
Welt"
berichteten
und
ernannten
Osnabrück
zur
"
Hauptstadt
für
illegale
Autorennen"
.
Außerhalb
der
Stadt
wurde
man
derweil
auf
"
die
Page"
angesprochen.
Infolgedessen
kamen
noch
mehr
Menschen,
um
sich
das
Spektakel
anzusehen.
Teilweise
ging
an
den
Freitagabenden
nichts
mehr
auf
der
Pagenstecherstraße,
und
über
300
Polizisten
versuchten,
der
Lage
Herr
zu
werden.
"
Der
Polizeieinsatz
erinnerte
an
ein
Derby
des
VfL
Osnabrück"
,
erzählt
Schlingmeyer,
der
damals
einen
Honda
CRX
in
Zitronengelb
fuhr.
Auf
dem
Weg
von
seiner
Arbeitsstelle
zum
Fitnesscenter
wurde
er
regelmäßig
kontrolliert,
durfte
aber
immer
weiterfahren.
Anders
erging
es
denen,
die
Platzverweise
bekamen
oder
deren
Fahrzeuge
gleich
ganz
beschlagnahmt
wurden.
Und
es
blieb
Müll
liegen:
Samstagmorgens
gingen
Mitarbeiter
der
ansässigen
Fast-
Food-
Ketten
mit
Säcken
die
gesamte
Straße
ab,
um
den
Abfall
einzusammeln.
Schaulustige,
Fans
und
Polizei
"
Je
mehr
Schaulustige
kamen,
desto
mehr
wollten
die
Leute
zeigen,
was
ihre
Autos
konnten"
,
erinnert
sich
Polizeisprecher
Georg
Linke.
Es
war
eine
Kettenreaktion:
Mehr
aufgemotzte
Autos
zogen
automatisch
mehr
Schaulustige
nach
sich,
und
all
das
wiederum
mehr
Polizisten.
Linke
spricht
von
"
Auswüchsen"
,
die
man
immer
restriktiver
habe
kontrollieren
müssen.
"
Es
gab
Übergriffe
gegen
Polizisten
und
gegen
Abschleppunternehmen."
Helge
Blischke,
der
seit
1998
die
Website
pagenstecher.de
betreibt,
erinnert
sich
an
die
Stürmung
der
Aral-
Tankstelle
im
Jahr
2002.
Der
Tuning-
Fan
erster
Stunde
bezeichnet
es
als
einen
der
"
schlimmsten
Carfreitage.
Zu
viele
Chaoten,
viel
zu
wenig
Polizei"
.
2003
blieb
die
Tankstelle
an
der
Straße
dann
gleich
geschlossen,
da
man
Randale
befürchtete.
Die
Polizei
reagierte.
Mit
Kontrollen,
die
schon
an
den
Autobahnabfahrten
begannen,
mit
Stahlschwellen
–
die
nicht
allen
Fahrzeugen
bekamen
–,
dann
mit
Schuttcontainern
und
letztendlich
mit
Straßensperren.
Diese
seien
im
Gegenzug
über
Schleichwege
umfahren
worden,
sagt
Schlingmeyer,
bis
auch
diese
von
der
Polizei
gesperrt
wurden.
Als
erfolgreich
erwies
sich
ab
2002
der
Einsatz
ausklappbarer
Schranken.
Diese
sorgten
dafür,
dass
die
Autos,
deren
Halter
nicht
gleich
einen
Platzverweis
erhielten,
nur
noch
im
Schritttempo
über
die
Pagenstecherstraße
fuhren.
Das
Ende
Die
Schranken,
das
massive
Polizeiaufgebot,
Beschlagnahmungen
von
Autos
und
auch
der
Massenandrang
von
Schaulustigen,
der
nicht
jedem
Tuning-
Fan
genehm
war:
Der
Erfolg
als
Partymeile
mit
PS
läutete
gleichzeitig
das
Ende
der
Pagenstecherstraße
als
Tuning-
Treffpunkt
ein.
"
Es
wurden
von
Jahr
zu
Jahr
immer
weniger,
sodass
es
Ende
der
2000er
quasi
keine
Vorkommnisse
mehr
gab"
,
sagt
Linke.
2009
hieß
es
dann
in
unserer
Zeitung:
"
Tote
Hose
auf
der
Pagenstecherstraße"
.
Und
die
Szene?
"
Die
zog
erst
gen
Bramsche,
Hannover
und
Bielefeld"
,
sagt
Schlingmeyer.
2005
kam
es
in
Bielefeld
zu
einem
schweren
Unfall,
als
bei
einem
"
Stechen"
einer
der
Wagen
in
die
Zuschauermenge
fuhr
und
eine
junge
Frau
tödlich
verletzte.
"
Seitdem
hat
der
,
Carfreitag′
wohl
generell
seine
Unschuld
verloren"
,
vermutet
Schlingmeyer.
Und
jetzt?
Freitage
–
ob
Kar-
oder
nicht
–
unterscheiden
sich
an
der
Pagenstecherstraße
seit
mehreren
Jahren
nicht
mehr
von
Donnerstagen
oder
Mittwochen.
Zwar
treffen
sich
immer
mal
wieder
Tuning-
Fans
auf
den
anliegenden
Parkplätzen,
doch
meldet
die
Polizei
schon
seit
Jahren:
"
Keine
besonderen
Vorkommnisse."
Auch
die
noch
auf
dem
Mittelstreifen
stehenden
Schranken
warten
seit
Jahren
auf
ihren
Einsatz.
Der
jüngste
Unfall
habe
jedenfalls
nichts
mit
den
berüchtigten
Carfreitag-
Rennen
zu
tun,
sagt
Georg
Linke.
Damit
hat
der
Polizeisprecher
wohl
recht,
schließlich
ereignete
sich
der
Unfall
auch
an
einem
Sonntag.
Ein
multimediales
Storytelling
finden
Sie
hier:
www.noz.de/
carfreitag
Bildtexte:
Massen
an
Schaulustigen
bevölkerten
2002
die
Pagenstecherstraße.
Das
gefiel
weder
der
Polizei
noch
allen
Tuning-
Fans.
Noch
im
Jahr
2007
wurden
die
Fahrzeuge
genauestens
geprüft.
Rainer
Schlingmeyer
war
einstmals
stolzer
Besitzer
eines
Honda
CRX
in
Zitronengelb.
Fotos:
Archiv/
Michael
Hehmann,
Archiv/
Jörn
Martens,
Corinna
Berghahn
Autor:
Corinna Berghahn