User Online: 1 | Timeout: 00:57Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Ärger um Sanierung des Theaters
 
Theatersanierung sorgt für Ärger
Zwischenüberschrift:
Unterlegene Bieter beschweren sich, ein Restaurator stellt den Aufwand infrage
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
 
Kleinbild
 
Kleinbild
 
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Die denkmalgeschützte Fassade des Osnabrücker Theaters soll nach Ostern saniert werden. Doch schon im Vorfeld gibt es Ärger. So haben sich mindestens zwei Unternehmen über die Vergabe des Auftrags beschwert. Fünf Unternehmen wurden bei der Ausschreibung zugelassen. Der Auftrag ging an einen Betrieb aus Greven, dessen Angebot sich auf knapp 180 000 Euro belief. Die Mitbewerber haben ihre Preise mindestens 66 000 Euro höher kalkuliert. Sie beklagen, es sei unmöglich, zum Preis des Grevener Steinmetzbetriebes die Arbeiten in geforderter Qualität auszuführen. Sie haben das Rechnungsprüfungsamt der Stadt und die Nachprüfstelle des Wirtschaftsministeriums eingeschaltet. Ein sachverständiger Restaurator bezweifelt derweil, dass eine umfassende Sanierung überhaupt notwendig ist.

Osnabrück. Das Baugerüst steht wieder, in der kommenden Woche soll die Sanierung der denkmalgeschützten Theaterfassade beginnen. Aber der Ärger ist schon in vollem Gange. Mindestens zwei Unternehmen haben sich über die Vergabe beschwert, eines davon auch beim Wirtschaftsministerium. Ein sachverständiger Restaurator bezweifelt, dass eine so umfangreiche Sanierung überhaupt notwendig sei. Die Stadt sieht jedoch keinen Anlass, das Verfahren infrage zu stellen.

Kernstück der Sanierung ist die Jugendstilfassade von 1909 mit ihren wertvollen Sandsteinelementen. Fünf Unternehmen wurden bei der Ausschreibung zugelassen, darunter eines aus Süddeutschland. Der Auftrag ging an einen Steinmetzbetrieb aus Greven, dessen Angebot sich auf knapp 180 000 Euro belief. Dieser Zuschlag bringt nun die Mitbewerber auf den Plan, die ihre Preise mindestens 66 000 Euro höher kalkuliert haben. Zum Preis des Grevener Steinmetzbetriebes sei es unmöglich, die Arbeiten in der geforderten Qualität auszuführen, sagen unterlegene Konkurrenten. Sie haben das Rechnungsprüfungsamt der Stadt und die Nachprüfstelle des Wirtschaftsministeriums in Oldenburg eingeschaltet.

Die Antwort kam innerhalb von acht Tagen: Nach den vorliegenden Unterlagen habe die Stadt Osnabrück das vorgeschriebene Verfahren eingehalten, heißt es im Schreiben aus Oldenburg. Alles spreche dafür, dass der günstigste Bieter seine Leistung zuverlässig und vertragsgerecht erbringen werde. Ähnlich äußerte sich Gerhard Meyering als Sprecher der Stadtverwaltung. Die Vorwürfe seien bekannt, bislang gebe es aber keinen Anlass, an der Kompetenz und Seriosität des Unternehmens zu zweifeln. Eine weitere Prüfung werde aber folgen.

Auffällig ist, wie die Weichen für die Theatersanierung gestellt wurden: Es ging um zwei Bauabschnitte, um mehr als 700 000 Euro, und alles musste ganz schnell gehen: Ende November bewilligte der Kulturausschuss die Theatersanierung, kurze Zeit später auch der Finanzausschuss.

Die ungewöhnliche Eile wurde mit der Hoffnung auf Fördergelder aus dem EFRE-Kulturförderungsprogramm begründet. Die konkrete Aussicht, dass die Kosten für den ersten Bauabschnitt insgesamt 518 000 Euro zu 49 Prozent von der Europäischen Union finanziert werden, machte die Angelegenheit zum Selbstläufer. Am 9. Dezember gab der Rat dem Bauvorhaben seinen Segen einstimmig.

Mit einer genaueren Betrachtung hätte die Stadt viel Geld sparen können, sagt der Restaurator Werner Paetzke aus Hörstel, der auch als vereidigter Sachverständiger für Naturstein tätig ist. Nach seiner Auffassung ist die Theaterfassade noch in einem guten Zustand. Substanzielle Schäden seien nicht zu erkennen, allenfalls Oberflächenverluste, Rostsprengungen und rostende Eisenklammern. Doch das, was der Zahn der Zeit angerichtet habe, lasse sich mit einem Zehntel der Bausumme reparieren, behauptet Paetzke. Pikantes Detail: Sein Unternehmen, das inzwischen von seiner Tochter geführt wird, gehört zu den Bietern, die nicht zum Zuge kamen.

Mit der Schadenserfassung, die der Hörsteler Restaurator kritisiert, wurde die Probst Projektierung GmbH aus Husum bei Nienburg beauftragt. Das Unternehmen arbeitet seit Jahren eng mit der städtischen Denkmalpflege zusammen. Inhaber Christoph Probst erklärte auf Anfrage unserer Redaktion, die Sanierung sei notwendig und dulde keinen Aufschub.

So ist es auch in der Vorlage für den Kulturausschuss nachzulesen: " Die Außenfassaden, der Balkon und Teile der Dachbereiche des Gebäudes sind in einem schlechten und sanierungsbedürftigen Zustand." Während der Untersuchung habe man bereits einzelne abgelöste Sandsteinstücke und Schalen abgenommen. Es sei jedoch " nicht auszuschließen", dass sich weitere Bruchstücke und Fugenmörtel aus der Sandsteinfassade oder Abplatzungen in den geputzten Fassadenflächen lösen und herabfallen könnten.

Probst hat nicht nur die Schäden erfasst, sondern auch die Ausschreibung formuliert, auf die sich die fünf Anbieter beziehen. Noch vor wenigen Jahren war das eine Aufgabe für städtische Mitarbeiter. Eine Vergabe an externe Gutachter sei ein ganz normaler Vorgang, teilte dazu Stadtsprecher Gerhard Meyering mit. Er bekräftigte auch in diesem Zusammenhang, dass es keinerlei Hinweise auf Unregelmäßigkeiten gebe.

Mehr über das Theater, das umgestürzte Baugerüst und die Sanierung auf noz.de
Bildtexte:
Nächste Woche soll die Theatersanierung beginnen: Jetzt gibt es Zweifel, ob sie so aufwendig sein muss.
Stadttheater Osnabrück auf einer Postkarte von 1914
Theater Osnabrück - Zum Tag der Architektur verschiedene Fotos vom Theaterfoyer innen und außen (auch innen oben). - Außenaufnahme bitte auch Neubau und Jugendstil-Altbau zusammen. 2013
Luftbild Theater Osnabrück (neue Fassade), Osnabrück, 02.02.2012
Fotos:
Gert Westdörp, Wiro, Swaantje Hehmann

Kommentar
Ohne Tabus

Die Stadt muss sparen. Da wird Personal abgebaut, obwohl die Arbeit nicht weniger wird. Mit der Folge, dass die verbleibenden Mitarbeiter Aufgaben an externe Gutachter delegieren, die bislang zu ihrem Kerngeschäft gehörten. In der städtischen Denkmalpflege ist diese Kooperation schon zur Routine geworden. Eine enge Zusammenarbeit hat sich entwickelt, vielleicht schon zu eng.

Es stellt sich die Frage, ob die städtischen Sachwalter überhaupt noch den Überblick behalten können, wenn das Detailwissen ausgelagert wird. Wo ein und dasselbe Unternehmen immer wieder mit Schadensermittlungen und Ausschreibungen beauftragt wird, kann sich daraus ein Eigenleben entwickeln, das den städtischen Interessen zuwiderläuft. Etwa, indem Geld verpulvert wird, das eigentlich gar nicht vorhanden ist. Ob das beim Theater gerade geschieht? Aussage steht gegen Aussage, da hilft nur eine Untersuchung weiter. Von Fachleuten, die ihr Handwerk verstehen. Gründlich und ohne Tabus.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


Anfang der Liste Ende der Liste