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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Kein Mann großer Worte
Zwischenüberschrift:
Straßenkunde: Im Neubaugebiet "Auf der Hegge" wird an Friedrich Große Siebenbürgen erinnert
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Ein gradliniger Mann, der im richtigen Moment genau das tat, was getan werden musste so beschreiben Pyer Bürger, die ihn noch gekannt haben, ihren langjährigen Bürgermeister Friedrich (Fritz) Große Siebenbürgen. Im Neubaugebiet " Auf der Hegge" ist eine Straße nach ihm benannt keine 300 Meter von der alten Hofstelle entfernt, die er geerbt und bewirtschaftet hatte.

Über sein " Vorleben" bis zu dem Tag, als er Bürgermeister wurde, ist relativ wenig bekannt. Großneffe Michael Große Siebenbürgen, Bank-Manager in Hamburg, kennt den Grund: " Onkel Friedrich war kein Mann großer Worte und machte vor allen Dingen nie viel Aufhebens um seine Person. Es wurde so gut wie nichts aufgeschrieben. Was ich weiß, weiß ich aus Erzählungen."

Nach dem hierzulande geltenden " Jüngstenrecht" der Höfeordnung bekam der am Nikolaustag 1905 geborene Friedrich als jüngster der acht Geschwister den elterlichen Hof übertragen, der heute unter der Anschrift Fürstenauer Weg 210 zu finden ist. Es war ein stattlicher Betrieb, dem Große Siebenbürgen sich mit großer Kraft widmete. Da er unverheiratet und kinderlos blieb, hatte er aber auch etwas Zeit übrig, sich um öffentliche Belange zu kümmern. 1932 gründete er mit anderen den Piesberger Sportverein und übernahm den Vorsitz. Das Amt verlor er nach wenigen Jahren, weil er nicht Mitglied der NSDAP werden wollte.

Das Gehabe der " Braunen" war ihm aus tiefster Seele zuwider. Das ließ er die örtlichen Parteigänger auch spüren. " Friedrich stand auf der Abschussliste der Gestapo. Der Krieg ging gerade noch rechtzeitig zu Ende, sonst wäre er verhaftet worden", weiß der Großneffe. Für die britische Besatzungsmacht war der Großbauer, dessen Wort bei seinen Mitbürgern etwas galt, der ideale Mann der ersten Stunde. Er wurde von den Briten als kommissarischer Bürgermeister eingesetzt.

Es blieb nicht bei der ersten Stunde. Aus den Kommunalwahlen 1947 ging er als Pyes erster gewählter Bürgermeister hervor. Die von ihm geführte CDU behielt eine stabile Mehrheit im Gemeinderat, er blieb bis 1968 Bürgermeister, bis er nach 23 Jahren sein Amt niederlegte.

Pye verdankt ihm sehr viel. Bis heute sichtbare Ergebnisse seiner Amtszeit sind die Erweiterung der Schule, der Sportplatz und die Anlage des Friedhofs mit dem Gedenkkreuz für die Gefallenen der Kriege. Grund und Boden für das Ehrenmal stellte er kostenlos zur Verfügung. Er war Mitbegründer des Kirchenbauvereins und setzte sich energisch für den Bau der katholischen St.-Matthias-Kirche ein.

Am stärksten ist Friedrich Große Siebenbürgen im kollektiven Gedächtnis der Pyer Bürgerschaft aber wohl durch seinen Einsatz für die Flüchtlinge und Vertriebenen verankert. Anderswo stießen die ankommenden verlumpten Habenichtse, die dazu auch noch oftmals die falsche Konfession hatten, auf Gleichgültigkeit bis Ablehnung, auch von offizieller Seite. Nicht so in Pye. Der Bürgermeister hieß sie mit offenen Armen willkommen, einfach weil er ihre unverschuldete Not erkannte. Er sorgte für ihre Integration, auch wenn das Wort damals noch keiner benutzte. Er kümmerte sich um Arbeitsplätze für sie im Piesberg, gegen den Hunger pflanzte er verstärkt Kartoffeln an, er trieb die Erschließung von Bauplätzen voran.

Die Siedlung rund um die Münsterberger Straße trägt seine Handschrift. Der Straßenname erinnert an die alte Heimat vieler Pyer Neubürger, Münsterberg in Niederschlesien.

Dass 1968 der Stern Große Siebenbürgens zu sinken begann und er die Lust am Amt verlor, hängt mit CDU-internen Querelen zusammen. Als Initiator und erster Vorsitzender des mit der nördlichen Nachbargemeinde Hollage zusammen gegründeten Wasserversorgungsverbands befürwortete er bei der anstehenden kommunalen Neuordnung ein Zusammengehen mit Hollage. Einige Parteifreunde sahen das anders, sie waren für den Anschluss an Osnabrück. Die CDU-Fraktion brach darüber auseinander. Große Siebenbürgen und seine Anhänger traten als " Bürgerblock" zur Gemeinderatswahl 1968 an. Das führte zu einem Erstarken der SPD als " lachender dritter" Partei. Der neue Bürgermeister hieß Theo Kahmann (SPD).

Friedrich Große Siebenbürgen, mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und weiterhin von seinen Mitbürgern hochverehrt, starb im Alter von 82 Jahren am 7. April 1988.
Bildtexte:
In der Siedlung " Auf der Hegge" ist eine Straße nach dem ersten Pyer Nachkriegsbürgermeister benannt.
Nie viel Aufhebens um seine Person machte der langjährige Pyer Bürgermeister Friedrich Große Siebenbürgen.
Foto:
Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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