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1
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1.
Erscheinungsdatum:
01.04.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Sanierungsstau im Hinterhof
Zwischenüberschrift:
Die Rückseite der Häuser Bierstraße 32 und Lohstraße 1 war nicht ihre Schokoladenseite
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Der
Ausspruch
"
Vorne
hui,
hinten
pfui"
drängt
sich
förmlich
auf,
wenn
man
die
historische
Hinterhofansicht
der
Häuser
Bierstraße
32
und
Lohstraße
1
mit
dem
tadellosen
Aussehen
auf
der
Straßenseite
vergleicht.
Die
damaligen
Anlieger
wussten
schon,
was
sie
dem
Postkartenmotiv
"
Bierstraße"
mit
seiner
Reihung
schmucker
Fachwerkgiebel
schuldig
waren,
und
hielten
die
Straßenfassaden
gut
in
Schuss.
Die
Hofseite
hatte
dann
eben
mitunter
das
Nachsehen.
Es
spricht
einiges
dafür,
dass
der
Osnabrücker
Fotografenmeister
Rudolf
Lichtenberg
die
Hinterhofsituation
im
Auftrag
des
Magistrats
einfing,
um
"
Sanierungsdruck"
auf
die
Hauseigentümer
auszuüben.
Vielleicht
war
die
Umgestaltung
zum
Zeitpunkt
der
Aufnahme
aber
auch
schon
beschlossene
Sache,
und
Lichtenberg
hat
lediglich
den
Altzustand
noch
einmal
dokumentiert.
Genaues
weiß
man
nicht.
Jedenfalls
atmet
der
Anblick
auf
dem
Lichtenberg′schen
Foto
noch
die
Atmosphäre
beengter,
unhygienischer
Wohnverhältnisse,
wie
sie
bis
zur
Abtragung
der
Stadtmauern
in
der
Altstadt
herrschten
–
und
letztlich
den
Ausbruch
einer
Cholera-
Epidemie
in
Osnabrück
am
17.
Juli
1859
begünstigten.
Damals
erkrankten
295
Menschen,
von
denen
etwa
die
Hälfte
die
Krankheit
nicht
überlebte.
Die
Seuche
hatte
innerhalb
von
drei
Monaten
ein
Prozent
der
Bevölkerung
hinweggerafft.
Zu
viele
Menschen
auf
zu
kleinem
Raum,
das
war
der
Kern
des
Problems.
Um
1800
zählte
Osnabrück
8564
Einwohner
in
1474
Wohngebäuden.
Jedes
Haus
wurde
somit
durchschnittlich
von
5,
8
Menschen
bewohnt.
Mit
der
beginnenden
Industrialisierung
wuchs
die
Bevölkerung
rasch.
1875
hatte
sie
sich
mit
30
000
bereits
fast
vervierfacht.
Jedes
Haus
war
nun
statistisch
mit
11,
5
Menschen
belegt,
die
Wohndichte
hatte
sich
also
fast
verdoppelt.
Zwar
war
das
Festungsgebot
bereits
1843
aufgehoben
worden,
doch
die
Stadt
breitete
sich
nur
sehr
zögerlich
außerhalb
der
Stadtmauern
aus.
Vier
Fünftel
der
Osnabrücker
hausten
weiterhin
in
der
durch
die
Wälle
und
den
Hasefluss
limitierten
Altstadtfläche
von
nur
142
Hek
tar.
Die
Bevölkerungsverdichtung
traf
auf
eine
nicht
mitgewachsene,
völlig
unzureichende
Ver-
und
Entsorgungsinfrastruktur.
Trinkwasser
wurde
aus
Brunnen
geschöpft,
die
oft
dicht
an
Aborten
lagen.
Abwässer
wurden
in
teils
noch
offene
Gerinne
geleitet,
die
ungeklärt
in
die
Hase
entwässerten.
Auch
eine
Müllabfuhr
gab
es
nicht.
Unrat
wurde
häufig
zusammen
mit
den
Fäkalien
von
Mensch
und
Tier
sowie
Schlachtabfällen
und
betrieblichen
Abwässern
jeder
Art
und
Konsistenz
in
die
Gräben
gegeben.
Abort-
Gruben
mussten
von
Zeit
zu
Zeit
entleert
werden,
was
eine
wenig
begehrte
Tätigkeit
darstellte.
Da
schien
es
schon
praktischer,
die
"
Abtritte"
direkt
über
den
Gräben
anzulegen.
Die
Wasserspülung
funktionierte
jedoch
häufig
nicht,
weil
die
Gräben
zu
wenig
oder
gar
falsches
Gefälle
hatten.
Zudem
wurden
sie
nicht
gereinigt,
sodass
der
Abfluss-
Querschnitt
immer
weiter
abnahm.
Bei
Starkregen
kam
es
zwangsläufig
zu
Stauungen
–
Erdgeschoss-
und
Kellerwohnungen
liefen
mit
stinkender
Brühe
voll.
Von
der
"
guten
alten
Zeit"
sollte
man
gerade
in
dieser
Hinsicht
also
besser
nicht
reden.
Jedenfalls
fand
die
Cholera
1859
zu
ihrer
Ausbreitung
ideale
Bedingungen
vor.
Der
Ausbruch
der
gefährlichen
Krankheit
lässt
sich
längs
des
Osnabrücker
"
Hauptcanals"
und
seiner
Nebengräben
und
Gossen
nachvollziehen,
die
seit
dem
Mittelalter
die
Wasser
des
aus
der
Wüste
kommenden
Poggenbachs
aufnahmen
und
westlich
an
der
Domburg
vorbei
beim
Hasetor
in
die
Hase
leiteten.
Krahnstraße,
Bierstraße,
Lohstraße,
Gerberhof
und
Vitihof
zeichnen
in
etwa
den
Verlauf
des
"
Hauptcanals"
nach.
Historiker
Michael
Haferkamp
schreibt:
"
Die
Ausscheidungen
der
ersten
Cholerafälle
waren
in
den
Abwassergraben
der
Bierstraße
entsorgt
worden.
Prompt
traten
daraufhin
die
nächsten
Fälle
in
der
Lohstraße,
Hasestraße
und
am
Vitihofe
auf,
folgten
also
dem
Verlauf
dieses
Abwasserkanals."
Der
Schrecken
der
Cholera
machte
den
Stadtverantwortlichen
Beine.
1860
gilt
als
Geburtsjahr
der
zentralen
städtischen
Abwasserkanalisation
in
Osnabrück,
die
1875
für
die
Innenstadt
zu
einem
ersten
Abschluss
kam
und
nach
und
nach
in
die
Außenbereiche
vordrang.
Städtisches
Trinkwasser
gibt
es
seit
1890,
Straßenreinigung
und
Müllabfuhr
seit
1898.
Insofern,
das
muss
zur
Ehrenrettung
der
Hausbesitzer
Bierstraße
32
(das
ist
das
Haus
in
der
linken
Bildhälfte
mit
der
Durchfahrt)
und
Lohstraße
1
(das
ist
das
Haus
mit
dem
Doppelgiebel
rechts)
gesagt
werden,
waren
die
gesundheitsfeindlichen
Verhältnisse
der
Cholerazeit
im
Augenblick
dieser
Aufnahme
um
1905
bereits
Geschichte.
Die
Bierstraße,
ehedem
mit
mehr
als
30
Brauereien
bestückt,
machte
ihrem
Namen
wieder
alle
Ehre.
Auf
der
Straßenseite
des
Hauses
Bierstraße
32
hing
über
der
Wirtshaustür
ein
prachtvolles
schmiedeeisernes
Schild.
Es
stellte
einen
Kranz
aus
140
Eichenblättern
dar,
in
den
die
Wappen
Osnabrücks
und
umliegender
Ortschaften
eingefügt
waren.
Oben
auf
der
Stange,
die
den
Kranz
hielt,
thronte
ein
Elefant.
Im
Wirtshaus
"
Zum
Elefanten"
wurde
natürlich
auch
Bier
gebraut,
und
zwar
als
Nebenerwerb
des
Bäckermeisters
Heinrich
Essen.
Der
buk
keine
kleinen
Brötchen,
sondern
riesige
Dinger,
die
im
Volk
als
"
Elefantenbrötchen"
bekannt
und
beliebt
waren.
Seinem
Schöpfer
trugen
sie
den
Beinamen
"
Elefantenbäcker"
ein,
und
bald
wurde
auch
die
Gastwirtschaft
entsprechend
benannt.
Sie
sollte
ihren
Namen
für
lange
Zeit
behalten
–
bis
ins
Jahr
1998.
Seither
bietet
dort
Cosimo
Vitale
im
Restaurant
"
La
Vecchia
Citta"
(italienisch:
"
die
Altstadt"
)
Speisen
der
gehobenen
italienischen
Küche
an.
Bildtexte:
Der
Innenhof
Bierstraße
32
/
Lohstraße
1
um
1905
zeigt
im
Erhaltungszustand
ein
gewisses
Gefälle
zu
der
straßenseitigen
Fassade
(kleines
Bild
unteen
links)
.
Beide
Fotos
wurden
von
Rudolf
Lichenberg
jr.
aufgenommen
(entnommen
aus
-
Bilder
einer
Stadt,
Bd.
II.
hrsg.
Rolf
Spilker,
Birte
Tost,
Bramsche
2007.
Auf
dem
historischen
Postkartenmotiv
"
Bierstraße"
präsentiert
sich
die
Osnabrücker
Altstadt
wie
aus
dem
Ei
gepellt.
Vorne
links
das
Geschäft
von
Uhrmacher
Carl
Kohsiek.
Mit
der
Nachkriegsbebauung
sind
die
Gebäudekanten
etwas
verschoben,
doch
die
enge
Durchfahrt
ist
an
Ort
und
Stelle
geblieben.
Foto:
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks