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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Den Nationalsozialisten war er ein Dorn im Auge
Zwischenüberschrift:
Die Adolf-Staperfeld-Straße in Sutthausen erinnert an einen aufrechten und hilfsbereiten Kommunalpolitiker
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück. Seit 1970 erinnert eine freundliche Wohnstraße im Stadtteil Sutthausen an den früheren Bürgermeister und stellvertretenden Landrat Adolf Staperfeld. Zuvor hieß die Straße Grenzweg. Denn sie folgt dem Verlauf der Landwehr als Grenze der mittelalterlichen Stadtfeldmark, die später näherungsweise die Grenze zwischen Osnabrück und der Gemarkung Sutthausen wurde, als diese noch ein Teil der damaligen Gemeinde Holzhausen war.
Die Grenzsituation passte gut zu dem neuen Namensgeber. Denn Adolf Staperfeld war 1890 in Osnabrück geboren worden und hatte dort auch seine erste berufliche Wirkungsstätte gehabt. Nach dem Krieg lebte er aber in Sutthausen und war dort auch als Kommunalpolitiker aktiv. Aus einer Arbeiterfamilie stammend, lernte Staperfeld zunächst Buchdrucker und legte die Meisterprüfung ab. Von dem, was er zu Papier brachte, ließ er sich auch inhaltlich ansprechen. Staperfeld fand den Weg zur Sozialdemokratie. Bei der SPD-nahen Tageszeitung " Freie Presse" arbeitete er sich zum Leiter der Setzerei, zum " Faktor", hoch. Die " Freie Presse" wurde 1933 verboten, lebte aber nach dem Krieg wieder auf und ist bis heute der Name des Monatsmagazins der Osnabrücker SPD.
Nach seiner aktiven Dienstzeit im kaiserlichen Heer wurde Staperfeld in der Weimarer Zeit Gewerkschaftsfunktionär und Vertrauensmann. 1929 zog er für die SPD als Bürgervorsteher in den Rat ein. Der " Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold", ein Kampfbund von überwiegend sozialdemokratischen Kriegsteilnehmern zum Schutz der Weimarer Republik vor ihren Feinden von rechts und links, wählte Staperfeld zum Vorsitzenden des Bezirks Osnabrück.
Mit auf seine Initiative geht die Aufstellung des Ebert-Erzberger-Rathenau-Denkmals am Hasetor zurück. Das an die neue Bauhaus-Architektur anklingende Denkmal für die drei aufrechten Republikaner war politisch umstritten. Zur Grundsteinlegung am 1. Juli 1928 erschien kein Vertreter des Magistrats. " Es blieb ein Denkmal des Reichsbanners, die Stadt lehnte es ab", sagt dazu Adolf Staperfelds einziger noch lebender Sohn, der in Sutthausen wohnende 83-jährige Bauingenieur, Lehrer und Keramikkünstler Kurt Staperfeld. In seinem Besitz befindet sich die grafisch aufwendig gestaltete Urkunde zur Grundsteinlegung. Aus Erzählungen des Vaters weiß er, dass SA-Leute zuvor den Sockel beschmiert hatten. Sie störten auch die Feier mit Zwischenrufen wie: " Alles mit Judenkapital gebaut!"
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Staperfelds Arbeitgeber, die " Freie Presse", verboten und " sein" Denkmal zerstört. Das Aus für die SPD kam am 22. Juni 1933. Die zwölf wichtigsten Vertreter der Osnabrücker Sozialdemokratie wurden verhaftet, unter ihnen Adolf Staperfeld. Er verbrachte einige Nächte in den Verhörzellen der Gestapo im Schloss. Nach dem Hitler Attentat am 20. Juli 1944 wurde der unter verschärfter Beobachtung stehende Staperfeld erneut abgeholt und im Arbeitslager Augustaschacht inhaftiert.
Nach dem Krieg gründete Adolf Staperfeld zusammen mit seinem Bruder August die Druckerei A. Staperfeld an der Meller Straße, die bis zum Sommer 2012 existierte. Ehrenamtlich engagierte er sich in der Kommunalpolitik. Von 1945 bis zu seinem Tod war er Kreistagsmitglied und stellvertretender Landrat. Seiner Wohngemeinde Holzhausen diente er von 1948 bis 1952 als Bürgermeister. Mit seinem Namen verbunden bleiben der Schulneubau in Sutthausen, Gewerbeniederlassungen, die Siedlung am Kniebusch und der Friedhof.
" Er war sehr beliebt bei seinen Mitbürgern. Sonst hätten die nie einen SPD-Mann gewählt, wo sie doch überwiegend katholisch waren", sagt dazu Kurt Staperfeld. Andere Quellen rühmen Adolf Staperfelds Hilfsbereitschaft, seinen Sinn für Gerechtigkeit, seine tiefe Menschenkenntnis, seinen Humor. Vielen Mitbürgern, die Probleme im Umgang mit Behörden hatten, half er völlig selbstlos, etwa wenn sie mit dem Ausfüllen von Lastenausgleichsanträgen nicht zurechtkamen.
Während der Heimfahrt im Auto von Osnabrück nach Sutthausen erlitt Adolf Staperfeld am 16. August 1954 einen Schlaganfall und verstarb kurz darauf. Oberkreisdirektor Heinrich Backhaus sagte in seiner Trauerrede: " Wir nannten ihn den alten Staperfeld′, nicht wegen seines Alters, sondern wegen des abgeklärten Urteils des geist- und humorvollen Menschen, aus dessen Tür niemand ohne Rat ging."
Das Ebert-Erzberger-Rathenau-Denkmal wurde 1983 auf Antrag der CDU-Fraktion mit Zustimmung des gesamten Rates am Herrenteichswall wieder aufgebaut. Erst vor wenigen Tagen weihte Oberbürgermeister Boris Pistorius eine erläuternde Tafel ein. Ihre Aufschrift lautet: " Ebert-Erzberger-Rathenau-Denkmal Architekt: Justus Haarmann (1884–1968) Erbaut: 1928 Zerstört: 1933 Wiedererrichtet: 1983."
Bildtexte:
Allseits beliebt: Adolf Staperfeld (1890–1954).
Freundliche Wohngegend: die Adolf-Staperfeld-Straße im Stadtteil Sutthausen.
Die Adolf-Staperfeld-Straße in Sutthausen.
Fotos:
Joachim Dierks, Archiv
Autor:
Joachim Dierks


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