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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Als das Stahlwerk auf Frauen setzte
Zwischenüberschrift:
März 1915: Pferdelazarett am Westerberg, fauler Briefträger, Zugunglück bei Lotte
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. " Gesunde und kräftige Frauen und Mädchen im Alter von 20 25 Jahren finden lohnende Beschäftigung. Stahlwerk Osnabrück." Mit derartigen Stellenanzeigen im " Osnabrücker Tageblatt" versuchen Industriebetriebe im März 1915, die Rüstungsgüter produzieren, ihre " zu den Fahnen gerufenen" männlichen Arbeiter zu ersetzen.

Zwei Wochen später erscheint die gleiche Anzeige mit erweiterter Altersgrenze: " Frauen und Mädchen von 20 35 Jahren" sollen sich nun melden. Nur Männer stellt hingegen die Städtische Sparkasse für ihren Neubau am Neumarkt ein: " Tüchtiger, nüchterner Helfer oder Hilfsmonteur für Zentralheizung auf sofort", während die Eisengießerei und Maschinenfabrik H. W. Ortmann " einen energischen Vorarbeiter (Schlosser) für die Gussputzerei" sucht.

" Pferdelazarett"

Verwundete und kranke Pferde werden, sofern transportfähig, von der Front in die leeren Ställe am Westerberg zurückgebracht und dort von Tierärzten behandelt, berichtet das " Tageblatt". Auch wenn sie danach nicht mehr militärtauglich sind, so können sie doch wenigstens als Zugtiere in der Landwirtschaft eingesetzt werden und dort für requirierte Pferde einspringen, wofür die Landwirte sehr dankbar sind. Die Osnabrücker sprechen respektvoll vom " Pferdelazarett", was eine hohe Wertschätzung für die vierbeinigen Kameraden ausdrückt. Schussverletzungen heilen meist recht schnell und oftmals vollständig. Satteldrücke sind langwieriger in der Behandlung. Davon betroffene Pferde sind meist nicht mehr reitbar.

Gräber an der Front

Über die Rückführung von Leichen Gefallener vom Kriegsschauplatz nach der Heimat schreibt das Generalkommando: " Der für das Vaterland Gefallene ruht am ehrenvollsten im Soldatengrab, wo er stritt und fiel, inmitten seiner Kameraden, deren Ruhe nicht um eines willen gestört werden darf. Dort haben Kameradenhände an vielen Grabstätten bereits harmonisch wirkende Anlagen geschaffen, die erhalten bleiben sollen." Die Rückführung werde nur in absoluten Ausnahmefällen und nur aus Einzelgräbern gestattet. Und dann auch nur mit Eisenbahn und Pferdefuhrwerk. Die Verwendung von Kraftwagen ist verboten.

Wie überhaupt die private Verwendung von Kraftfahrzeugen stark eingeschränkt wird. Laut Verordnung des Bundesrates bedarf der Verkehr von Kfz auf öffentlichen Straßen vom 15. März ab einer erneuten Zulassung, die nur erteilt wird, wenn im Einzelfall ein öffentliches Bedürfnis dazu besteht. Industriewichtige " Vorräte an Gummi, Treiböl und Schmieröl" müssten einer " in Kriegszeiten entbehrlichen Verwendung im Dienste des Luxus und der Bequemlichkeit" entzogen werden. Man erwartet, dass von den bislang zugelassenen 50 000 Kfz nur noch die Hälfte, darunter Kraftomnibusse und Kraftdroschken, verkehren dürfe.

In der Rubrik " Kunst und Wissenschaft" wird eine Therapie empfohlen, die heutigen Medizinern die Haare zu Berge stehen lässt: eine Knochenbruchbehandlung mit Röntgenstrahlen. Normalerweise sei ja der gesunde Knochen durch die Röntgenstrahlen unangreifbar. " Ist er jedoch krankhaft verändert, etwa gebrochen, so reagiert er in merkwürdiger Weise auf die Bestrahlung. Sie reizt das Wachstum und das Neubildungsvermögen, die sogenannte Callus-Bildung." Auch der Heilungsprozess der offenen Wunde werde abgekürzt. Die Bedeckung mit Granulationen und die Vernarbung gingen schneller vonstatten.

Ein Wort in eigener Sache richtet " die Expedition des Osnabrücker Tageblatts" an ihre Postabonnenten in Dodesheide: " Wenn der dort in Frage kommende Landbriefträger seine Bestellungsversäumnisse immer wieder damit begründet, dass er zu wenig Tageblätter bekäme, so ist dies eine Unwahrheit. Leider sind wir durch derartige wiederkehrende Vorkommnisse genötigt, den Weg der Öffentlichkeit zu beschreiten. Wir werden dies so lange tun, bis dem Übelstande begegnet ist."

Schlimmes Unglück

Am Bahnhof Lotte hat sich ein entsetzliches Zugunglück mit zwei Toten ereignet. Drei Bahnarbeiter machten sich nach der Arbeit um 18 Uhr auf den Heimweg. Um den Weg nach Hause abzukürzen, gingen Munsberg und Schwermann den Gleisen nach, während Wiethölter noch einen Augenblick in der Gastwirtschaft Wulff blieb. " Plötzlich erblickten die zwei den Eilgüterzug, der gegen halb 7 Uhr aus Rheine kommt. Sie traten nun zur Seite in das andere Gleise und bemerkten nicht, dass ihnen der Abendzug, der 6, 14 aus Osnabrück abfährt, in den Rücken fuhr. Beide wurden von der Maschine ergriffen und zermalmt."

Stadt im Wandel: Mehr Texte und Fotos auf www.noz.de/ historisch-os
Bildtext:
Das Stahlwerk ersetzt eingezogene männliche Arbeitskräfte durch Frauen. Das Foto von Alois Wurm aus dem Jahr 1915 ist erschienen im Ausstellungskatalog " Eine deutsche Stadt im Ersten Weltkrieg" (Hrsg. Rolf Spilker, Rasch-Verlag, 2014).
Autor:
Joachim Dierks


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