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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
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Überschrift:
Viele Mitbewerber aus dem Feld geschlagen
Zwischenüberschrift:
Kabinettsbeschluss vor 25 Jahren: Osnabrück bekommt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Vor 25 Jahren fiel eine politische Entscheidung, die sich als Segen für Osnabrück erweisen sollte: Die Hasestadt wurde zum Standort der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) bestimmt. Zuvor beschlich die Osnabrücker oft das Gefühl, von der Landesregierung benachteiligt zu werden. 1978 hatte Osnabrück den Sitz der Bezirksregierung an Oldenburg verloren das schmerzte noch immer.

Und Südostniedersachsen hatte es aus hiesiger Sicht sowieso schon immer besser. Im Städtedreieck Hannover–Braunschweig–Salzgitter wurden Forschungseinrichtungen und bedeutende Behörden angesiedelt zuletzt das Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter. So war es für Osnabrück ein strukturpolitischer Nachteilsausgleich, als sich das Landeskabinett in Hannover am 27. März 1990 auf den Standort Osnabrück festlegte und eine entsprechende Empfehlung an das Bundesfinanzministerium weiterleitete. " Damit war die Entscheidung praktisch gefallen", blickt Fritz Brickwedde auf den Tag vor 25 Jahren zurück. Er war damals Sprecher der Landesregierung und durfte die für seine Heimatstadt frohe Kunde verbreiten.

Lange Zeit hatte die Entscheidung Spitz auf Knopf gestanden. Wäre es nur nach dem aus dem bayerischen Schwabenland stammenden Bundesfinanzminister Theo Waigel gegangen, hätte Augsburg den Sitz bekommen. Er nahm sich das erste Vorschlagsrecht heraus, weil in seinem Ministerium die Idee geboren worden war, den Erlös aus dem Verkauf des bundeseigenen Salzgitter-Konzerns in eine Bundesstiftung mit der Zweckbestimmung Umweltschutz einzubringen. Sein damaliger Staatssekretär Hans Tietmeyer, der spätere Bundesbankpräsident, gilt als eigentlicher Ideengeber, während Waigel das Vorhaben, die 2, 5 Milliarden DM als Kapitalstock in eine gemeinnützige Stiftung einzubringen, gegen alle anderen Begehrlichkeiten am Kabinettstisch durchboxte.

Albrecht gegen Augsburg

Der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht hielt allerdings überhaupt nichts von Augsburg. Sein Argument: Die Salzgitter AG hat ebenso wie die Preussag, die dem Bund die Anteile abkaufte, ihren Sitz in Niedersachsen, also muss auch die Stiftung im Lande bleiben. " Zum Glück war Ernst Albrecht als stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender nicht ohne Einfluss auf den Bundeskanzler Helmut Kohl", urteilt Brickwedde im Rückblick, " und nicht zuletzt brauchte der Bund auch die Unterstützung Niedersachsens im Bundesrat, weil die SPD sich gegen die Privatisierung gestellt hatte." Vom Vorsitzenden der Landes-SPD, Johann Bruns, ist die Äußerung überliefert, er halte die Finanzierung einer Umweltstiftung aus dem Salzgitter-Verkauf für " demagogisch und fahrlässig". Als Sprecher der Landesregierung war Brickwedde damals bei allen Gesprächen um den Stiftungsstandort dabei, " freilich ohne auch nur im Entferntesten zu ahnen, dass ich einmal der Generalsekretär dieser neuen Einrichtung werden würde", wie er heute sagt.

Zahlreiche Interessenten

Nachdem feststand, dass der Sitz der Stiftung nicht nach Bayern, sondern nach Niedersachsen gehen würde, war es an der niedersächsischen Landesregierung, einen Standortvorschlag zu machen. Zahlreiche Städte bewarben sich: Hannover, Salzgitter, Wolfenbüttel, Goslar, Peine, Braunschweig, Papenburg und Osnabrück, und zwar auf Initiative des damaligen Vorsitzenden der CDU-Ratsfraktion, Christian Wulff. Ministerpräsident Albrecht ließ seine Staatskanzlei eine Aufstellung aller Bundeseinrichtungen in Niedersachsen erarbeiten. Dabei stellte sich heraus, dass Braunschweig, Salzgitter und Hannover Bundesämter-Sitze hatten, Westniedersachsen aber keinen einzigen. Albrecht legte Wert auf eine gute Verkehrsanbindung, weil Mitarbeiter aus ganz Deutschland dort arbeiten und auch internationale Gäste empfangen sollten. Dadurch schied Papenburg aus. " Die Minister aus dem Emsland, die sich zuvor für Papenburg ausgesprochen hatten, also die Remmers-Brüder und Burkhard Ritz, schlugen sich jetzt auch auf die Seite Osnabrücks", erinnert sich Brickwedde, " und Wissenschaftsminister Johann-Tönjes Cassens, der hier seinen Wahlkreis hatte, und Innenminister Josef Stock aus Melle natürlich sowieso."

Osnabrück hatte dadurch gute Karten. Auch die Erreichbarkeit mit Bahn und Auto wurde als günstig eingeschätzt. Aber mit dem Flieger? Brickwedde: " Der Ministerpräsident, sein Stellvertreter Josef Stock und ich saßen vor der entscheidenden Kabinettssitzung zu dritt zusammen und berieten. Per Kurier ließen wir auf die Schnelle Unterlagen über den Flughafen FMO herbeischaffen, die Auskunft gaben über die positive Entwicklung und die Ausbauplanungen. Damit konnten Stock und ich schließlich die letzten Bedenken Ernst Albrechts zerstreuen."

Die Nachricht von der Entscheidung löste freudiger Reaktionen in Politik, Verwaltung und Wirtschaftsverbänden in Osnabrück aus. Sogleich gingen Vorschläge für den Geschäftsstellensitz ein: Das alte Klinikgebäude am Natruper-Tor-Wall wurde genannt, der Hasepark und das Kasernengelände am Westerberg in Nachbarschaft zu den Hochschulen. Die Entscheidung fiel schließlich für einen Neubau neben der Villa Möller An der Bornau. Als die DBU am 1. März 1991 die Arbeit aufnahm, war der aber noch längst nicht fertiggestellt. Die erste Geschäftsstelle befand sich klein und bescheiden in gemieteten Räumen, zunächst im Ingenieurzentrum an der Mindener Straße und an der Weißen Breite, dann Im Nahner Feld. 1995 wurde der architektonisch spektakuläre Neubau bezogen.

Große Strahlkraft

Seit eineinhalb Jahren steht Heinrich Bottermann als Generalsekretär und Nachfolger Brickweddes an der Spitze der Geschäftsstelle. " Wir fühlen uns sehr wohl in Osnabrück", sagt er, " wir sind mit Unterstützung der Stadt hier schnell heimisch geworden." Die guten Infrastrukturen vor Ort hätten dazu beigetragen, dass die DBU und Osnabrück sich zu einem Zentrum für den Umweltschutz in Deutschland " mit nationaler, ja durchaus auch internationaler Strahlkraft" entwickeln konnten. Nicht zuletzt hätten Stadt und Region von zahlreichen innovativen Modellprojekten wie etwa dem " Unterirdischen Zoo" oder dem Ausbau des Lernstandorts Noller Schlucht profitiert.

Mehr zur Arbeit der Stiftung lesen Sie auf noz.de/ dbu
Bildtext:
Zentrum für den Umweltschutz: das DBU-Gelände An der Bornau.
Foto:
Gert Westdörp

Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Die DBU ist die größte Umweltstiftung der Welt. Ihr Stiftungskapital stammt aus dem Privatisierungserlös der Salzgitter AG. Es betrug anfangs 1, 28 Milliarden Euro und ist mittlerweile auf zwei Milliarden Euro angewachsen. Aus den Kapitalerträgen wurden seit der Gründung rund 8800 Projekte mit mehr als 1, 5 Milliarden Euro gefördert. Der gesetzliche Auftrag lautet, Vorhaben zum Schutz der Umwelt unter besonderer Berücksichtigung kleiner und mittelständischer Unternehmungen in den Bereichen Umwelttechnik, Umweltforschung/ Naturschutz und Umweltkommunikation/ Kulturgüterschutz zu fördern. Das Tochterunternehmen DBU Naturerbe GmbH sichert 60 000 Hektar an Naturflächen (Wälder, Offenland, Moore) langfristig für den Erhalt des heimischen Reichtums an Tier- und Pflanzenarten. Einschließlich der Tochterunternehmen beschäftigt die DBU 150 Mitarbeiter.
Autor:
Joachim Dierks


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