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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Felix Nussbaum als Beobachter seiner Zeit
Zwischenüberschrift:
Osnabrücker Museum bringt Maler mit seinem Lehrer zusammen – Bild aus Christian Wulffs Büro
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. So nah waren wir Felix Nussbaum schon lange nicht mehr. Bislang kaum ausgestellte Bilder zeigen den späteren Maler von Exil und Holocaust als aufmerksamen Beobachter des Alltags. Die Werke sind jetzt in Osnabrück zu sehen.
Dabei wirkt das Ausstellungsprojekt auf den ersten Blick wie eine hilfreiche, aber wenig publikumswirksame Rechercheleistung. Zudem ist der Zeichner und Radierer Hans Meid (1883–1957) heute nur noch Spezialisten geläufig. Auch seine Schüler Rudi Lesser (1902–1988) und Gunter Böhmer (1911–1986) sagen im Gegensatz zu Felix Nussbaum heute nur Spezialisten noch etwas. Kein Garant für eine spannende Ausstellung? Das Osnabrücker Felix-Nussbaum-Haus tritt umgehend den Gegenbeweis an mit einer dichten Erzählung von jungen Künstlern, die sich von ihrem Lehrer emanzipieren und mit engagierter Kunst auf ihre Zeit reagieren.
Gemeinsam mit Felix Nussbaum studierten Lesser und Böhmer bei Hans Meid an der Berliner Hochschule für bildende Kunst. Felix Nussbaum verbrachte 1928/ 29 nur ein halbes Jahr in der Obhut Hans Meids, allerdings als Meisterschüler mit eigenem Atelier.
Was brachte Nussbaum ausgerechnet zu Meid? Der 1904 in Osnabrück geborene Maler strebte ja eigentlich der ungestümen Malerei Vincent van Goghs nach. Im Gegensatz dazu pflegte Hans Meid eine konservative Zeichenkunst. Zyklen zu Shakespeares " Otello" oder biblischen Themen zeigen, wie sehr Meid ein Mann des klassischen Künstlerentwurfes war. Liegt es daran, dass sich Meid nach 1933 offenbar problemlos im nationalsozialistischen Deutschland einzurichten vermochte?
Seine drei Schüler sind alle in die Emigration gegangen. Und sie haben die Schrecken von Vertreibung und Krieg in ihren Werken ausgetragen. Das machte, wie bekannt, Felix Nussbaum am nachdrücklichsten. Aber gerade auch bei Rudi Lesser finden sich Reaktionen auf bedrängende Zeiterlebnisse. Seine Radierung " Hund im Ruinenviertel" (1956) zum Thema des kriegszerstörten Berlin oder der Holzschnitt " Nächtliche Überfahrt" (1955), eine Erinnerung an die Flucht 1944 nach Schweden, zeigen eindrucksvoll, wie Kunst mit starken Bildern auf Zeitereignisse reagieren kann.
Knapp 100 Werke umfasst diese, von der Frankfurter Hans-Meid-Stiftung ermöglichte Präsentation, die ab dem 11. September auch noch in der Städtischen Wessenberg-Galerie in Konstanz zu sehen sein wird. Der Clou aus Osnabrücker Sicht: In dieser Schau sind erstmals Werke von Felix Nussbaum zu sehen, die lange Jahre ein beschauliches Dasein im Museumsdepot geführt haben. Wer gerade die Darstellungen aus den Zwanzigerjahren nun sieht, fragt unwillkürlich: Warum eigentlich? Denn sie erweitern das Bild, das wir bislang von Felix Nussbaum hatten. Mit dem " Mädchenkopf" von 1926 oder der " Frau mit Haube und Augenschleier" (1928) erscheint Felix Nussbaum nun nicht nur in dem von ihm ungewohnten Medium der Grafik, sondern auch als aufmerksamer, fast reportagehaft arbeitender Zeitbeobachter. In Berlin lithografiert er den Jahrmarkt mit Schießbude, aber auch den Eingang zu einer U-Bahn-Station. Nussbaum durchstreift seine Epoche, er schaut wach auf die Motive aus d em Metropolengetriebe.
Einen klaren Einschnitt markieren die Gouachen, die seit 1933 in Italien entstehen. Im Gegensatz zu Hans Meids klassischen Italien-Darstellungen malt Nussbaum das Sehnsuchtsland als Ort der Verlassenheit und inneren Leere. Das macht kein Bild ansonsten so anschaulich wie das " Ristorante Saline in Rapallo". Das Gemälde von 1934 zeigt den Ferienort leer und abweisend. Eine echte Entdeckung. Das Bild hängt übrigens ansonsten im Berliner Büro des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff als Leihgabe der Stadt Osnabrück.
Osnabrück, Felix-Nussbaum-Haus: Traum und Wirklichkeit. Hans Meid und seine Schüler Felix Nussbaum, Rudi Lesser, Gunter Böhmer. Eröffnung: Sonntag, 29. März, 11.30 Uhr. Bis 16. August. Di.–Fr., 11–18 Uhr, Sa., So., 10–18 Uhr. www.osnabrueck.de/ fnh

Felix Nussbaum auf www.noz.de/ kultur
Bildtexte:
Die Kunsthistorikerin Julia Ortmeyer hat die Ausstellung im Felix-Nussbaum-Haus mit erarbeitet. Hier präsentiert sie Porträts rund um Felix Nussbaum und seine Akademie-Freunde.
In gelungenen Gegenüberstellungen werden Bilder von Nussbaum und Hans Meid präsentiert.
Hans Meids Radierung " Unter den Linden" von 1910.
Felix-Nussbaums Zeichnung " Boote" von 1928.
Fotos:
Jörg Martens
Autor:
Stefan Lüddemann


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Bestandsbeschreibung
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