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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Zuzug junger Familien sehr erfreulich
 
Zu viele Lastwagen auf dem Ickerweg
Zwischenüberschrift:
Interview mit Franz-Josef Schwack (CDU) – "Widukindland besonders liebenswert"
 
Redaktion vor Ort: Bürger beklagen, dass Brummis Straße als Schleichweg benutzen
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Für Franz-Josef Schwack (CDU) ist das Widukindland ein " besonders liebenswerter Stadtteil". Der 64-jährige Diözesanreferent (derzeit in Altersteilzeit) ist vor einem Jahr im Wahlbereich 2 (Widukindland, Schinkel-Ost und Lüstringen) mit 541 Stimmen in den Osnabrücker Rat gewählt worden. Im Interview sagt der Voxtruper, der 15 Jahre sozialpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion war, dass es eine sehr erfreuliche Entwicklung sei, dass junge Familien in den Stadtteil zögen.
Zwischen Schinkelberg und Bahnlinie liegt das vor 75 Jahren erschlossene Widukindland abseits der Durchgangsstraßen. Viele Osnabrücker sind noch nie dort gewesen. Sie haben bestimmt ein paar Gründe parat, warum sich ein Umweg lohnt.
Das Widukindland ist eine wunderschöne Wohnsiedlung mit großen Gärten und wenig Verkehr. Dadurch entsteht eine gute Wohnqualität. Der Gedanke war damals, dass man sich durch die großen Gärten selbst versorgen können sollte. Kinder können hier geschützt aufwachsen.
Was ist für Sie der markanteste Ort im Widukindland?
Der Widukindplatz. Hier, im Herzen des Stadtteils, sind die Grundschule und die beiden Kirchen, die evangelische Timotheuskirche und die katholische Bonifatiuskirche. Sportanlagen und Kindergärten sind ganz in der Nähe.
Der Stadtteil hat ja insofern einen gewissen dörflichen Charme, mit Vorteilen aber auch mit Nachteilen. So gibt es kaum noch Geschäfte im Widukindland. Was kann die Stadt tun, um die Infrastruktur nachhaltig zu stärken?
Der Widukindplatz lädt durchaus zum Verweilen ein, weil er das Zentrum dieses Stadtteils bildet. Leider fehlt hier die Infrastruktur. Früher gab es außer der Bäckerei auch einen Metzger und Lebensmittelgeschäfte, die diesen Platz belebten. Vor allem ältere Menschen vermissen die Nahversorgung. Vonseiten der Stadt ist es schwer, hier etwas zu ändern. Die Stadt kann ja nicht selbst ein Geschäft eröffnen.
Welche anderen Herausforderungen gibt es Ihrer Meinung nach für das Widukindland?
Eine große Herausforderung für das Wohngebiet ist, dass durch den Wohnungsbau in der zweiten Reihe in den vergangenen zehn Jahren wieder viele junge Menschen in das Widukindland ziehen. Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung. In den beiden Kindergärten werden wieder um die 100 Kinder betreut. In der katholischen Bonifatius-Kita wird Ende September eine Krippe für die unter Dreijährigen eingeweiht. Der Zuzug bedeutet aber auch, dass auf Dauer über die verkehrliche Situation im Wohngebiet neu nachgedacht werden muss.
Ist es nicht schade, dass durch das Bauen in zweiter Reihe die schönen großen Gärten verloren gehen?
Die Gärten waren ursprünglich für die Selbstversorgung gedacht. Aber was können die Bewohner heute noch bewirtschaften? Viele wollen daher nicht mehr diese großen Grundstücke. Es ist doch eine gute Sache, wenn zum Beispiel Kinder am Elternhaus günstig Bauland bekommen können. Außerdem gibt es innerhalb der engen Grenzen der Stadt nur begrenzt Platz und Osnabrück setzt auf Zuzug.
Im Widukindland leistet der TSV wichtige Jugend- und Stadtteilarbeit. Seit 30 Jahren nutzt der Sportverein für seine Arbeit einen Trakt der Grundschule. Die Möglichkeit fällt nächstes Jahr weg, weil die Schule die Räume selbst benötigt. Was können Rat und Verwaltung tun, damit der Verein dann nicht auf der Straße steht?
Der TSV Widukindland ist ein aktiver und junger Sportverein und eine wichtige soziale und verbindende Komponente im Stadtteil. Von den 850 Mitgliedern sind 320 Kinder und Jugendliche. Zurzeit werden Gespräche des TSV mit der Stadt bezüglich der Räume in der Grundschule geführt. Ein Teil des Sports findet schon in der Sporthalle am Lindenberg auf dem früheren Kasernengelände statt. Im Moment bemühen sich alle Seiten um eine optimale Lösung.
Ein ganz anderes Thema: Das Widukindland wurde während der NS-Zeit erschlossen. Können Sie sich vorstellen, an einem öffentlichen Ort im Stadtteil an diese schwierige Vergangenheit zu erinnern?
Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, zum Beispiel eine Gedenktafel aufzustellen, zumal die Straßennamen die Vergangenheit wachhalten. Es gibt Gedenkstätten im Stadtgebiet, wie die Stolpersteine oder das Felix-Nussbaum-Museum, wo an die NS-Zeit erinnert wird. Außerdem ist der größte Teil der Siedlung nach dem Krieg entstanden.
Herr Schwack, Sie sind vielen Osnabrückern als engagierter Voxtruper bekannt. Wie kommt es, dass Sie für den Wahlbereich, zum dem auch das Widukindland gehört, für den Rat kandidiert haben?
Man muss nicht unbedingt in dem Wahlbereich wohnen, in dem man für den Rat kandidiert. Zu meinem jetzigen Wahlbereich gehören neben dem Widukindland auch Schinkel-Ost und Lüstringen. Die Kreis-CDU hat mich auf den ersten Platz für diesen Wahlbereich gewählt. Ich war bereits von 1991 bis 2006 im Rat und habe durch meine Tätigkeit als Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses und in anderen Ausschüssen meinen jetzigen Wahlbereich und auch das Widukindland gut kennengelernt.
Bildtexte:
Franz-Josef Schwack
Das Zentrum des Widukindlandes aus der Vogelperspektive vorne die katholische Bonifatiuskirche. Am Widukindplatz stehen außerdem die evangelische Timotheuskirche und die Grundschule. Die Aufnahme stammt aus dem Sommer 2008.
Foto:
Gert Westdörp

Osnabrück. Wer im Widukindland wohnt, fühlt sich dort alles in allem sehr wohl. Das brachten Freitagmorgen die Besucher der Redaktion vor Ort übereinstimmend zum Ausdruck. Es gibt allerdings nicht nur positive Seiten. So ist einigen Bewohnern der Verkehr auf dem Ickerweg ein Dorn im Auge.
Zur Ruhe im Stadtteil passt die Situation auf der Nord-Süd-Verbindung ganz und gar nicht. Seitdem es die modernen Navigationsgeräte gebe, benutzten viele Brummis die Tempo-30-Strecke als Schleichweg zwischen der A 33 und der A 1, beklagte Kurt Maßbaum, der am Freiheitsweg zu Hause ist. Eine Zeitersparnis bringe das den Lastwagenfahrern sicher nicht, denn die Straße ist schlecht ausgebaut, und am Bahnübergang sind häufig die Schranken minutenlang geschlossen.
Auch Horst von Dielingen ist nicht gerade glücklich mit dem Schwerlastverkehr auf dem Ickerweg, an dem sein Haus steht. Vor allem morgens zwischen 5 und 6.30 Uhr seien viele Lkw unterwegs, und im Sommer, wenn die Fenster geöffnet seien, sei das ganz schön lästig.
Horst von Dielingen lebt seit mehr als 70 Jahren im Widukindland. Er kann sich noch gut daran erinnern, dass der Ickerweg eine Schotterpiste war. Auf den unbefestigten Seitenstreifen bauten seine Eltern in der Nachkriegszeit Kartoffeln an und zahlten dafür jährlich eine symbolische Pacht in Höhe von einer Mark an die Stadt.
Die Redaktion vor Ort machte Station vor der Bäckerei Grave am Widukindplatz. Das 1948 an der Bremer Straße gegründete Familienunternehmen hatte dort 1974 die erste der inzwischen 19 Filialen eröffnet. Heute ist die Bäckerei das letzte Lebensmittelgeschäft im Stadtteil, die Fleischerei und den kleinen Supermarkt gibt es nicht mehr, und Anfang des Jahres hat auch noch die Schlecker-Filiale geschlossen. Vor allem von den älteren Bewohnern des Widukindlandes wird diese Entwicklung sehr bedauert. Für die Nahversorgung müsse ein kleiner Laden her, wurde am Redaktionsstand immer wieder gefordert. Zum Glück fahre an Werktagen der Stadtteilbus, um ins Zentrum zu kommen, sagte eine Seniorin, die kein eigenes Auto besitzt. Es sei allerdings schade, dass es diesen Service nicht am Wochenende gebe.
Wilfried Brauner wies auf ein ganz anderes Problem hin. Sein Grundstück liegt zwischen Teutonenweg und der Bahn. Ärgerlich findet er die großen Pappeln, die dort viel zu nah an den Häusern stehen. Die Wurzeln machen den Radweg kaputt – " und andauernd fallen Äste runter". Das sei sehr gefährlich, sagte Wilfried Brauner. Bisher habe die Stadt seinem Wunsch, die Pappeln zu beseitigen, nicht entsprochen.
Eine interessante Geschichte erzählte Frank Petersmann, der seit seiner Geburt 1959 im Widukindland lebt. Als die evangelische Timotheuskirche am 1. Advent des Jahres eingeweiht wurde, wurde er dort als erstes Kind getauft. Er besitzt noch das Tonband mit der Aufnahme des Gottesdienstes.
Bildtext:
Angeregte Diskussion vor dem Bäckerei-Café Grave: Redakteur Holger Jansing (Zweiter von links) im Gespräch mit Bewohnern des Widukindlandes.
Foto:
Jörn Martens
Autor:
Holger Jansing


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