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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
In einer Wellblechbaracke die ersten Filme gezeigt
Zwischenüberschrift:
Hans Calmeyers Engagement in der Kulturszene der Nachkriegszeit war Thema beim Stadtgespräch in der Villa Schlikker
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Von Hans Calmeyer (1903–1972) wissen viele Osnabrücker, dass er im Zweiten Weltkrieg Tausende niederländische Juden vor dem Holocaust gerettet und sich dabei selbst in Gefahr gebracht hat. Welche Rolle der Rechtsanwalt nach dem Krieg im Osnabrücker Kulturleben gespielt hat, war Thema beim Stadtgespräch des Kulturgeschichtlichen Museums in der Villa Schlikker.
An den Filmclub im Haus der Jugend konnten sich einige Zeitzeugen noch erinnern. Bis 1966 wurden dort anspruchsvolle Filme gezeigt, die sich vom Angebot aus den kommerziellen Kinos abhoben. " Ich hatte ein Abo", berichtete eine Frau, die als Schülerin zusammen mit ihrer Freundin regelmäßig die Vorstellungen besucht hatte. " Es kostete nicht viel Geld", erklärte sie. Aber damals habe sie das gar nicht als etwas Besonderes empfunden.
Hans Calmeyer, der die braune Ideologie und ihre Nachwirkungen zutiefst verabscheute, hat diesen Filmclub 1952 zusammen mit Gleichgesinnten gegründet. Die ersten Filme wurden in einer Wellblechbaracke hinter dem Offizierskasino der Briten auf dem Ledenhof gezeigt, wie Peter Niebaum, der Verfasser der Calmeyer-Biografie, erklärte. Calmeyer habe nach zwölf Jahren Diktatur einen " riesigen Nachholbedarf" gesehen, um die Deutschen an die Kultur heranzuführen. Ihm sei es ein Herzensanliegen gewesen, in Osnabrück französische und italienische Filme zu zeigen, zum Beispiel von Roberto Rossellini. Zeitzeugen, die in die Villa Schlikker gekommen waren, erinnerten sich außerdem an Titel wie " Die Brücke", " Nacht und Nebel", " Des Teufels General" und " Die Mörder sind unter uns". Aufgeführt wurden solche Streifen auch in der Jungen Filmgemeinde, einem Ableger des Filmclubs.
Die Erinnerungen der Anwesenden in der Villa Schlikker reichten bis in die 60er-Jahre zurück, nicht aber bis in die Anfänge des Filmclubs im Jahrzehnt davor. Wohl auch deshalb streifte Peter Niebaum in seinem Vortrag nur die anderen kulturellen Aktivitäten Calmeyers in jener Zeit. Der Jurist gilt als Mitbegründer der Hochschulwochen, einer Veranstaltungsreihe mit namhaften Referenten.
Schon zum Auftakt 1950 kamen zwölf Göttinger Professoren, um Vorträge zu halten. Dabei seien fast 1000 Zuhörer in die Aula des Realgymnasiums gekommen, berichtete Niebaum. In den Folgejahren wurden die Hochschulwochen eine feste Einrichtung des Osnabrücker Kulturbetriebs. 1962 fanden sie zum letzten Mal statt.
Konzerte organisiert
Calmeyer gehört aber auch zu den Gründern der Literarischen Gesellschaft, die Schriftsteller wie Werner Bergengruen zu Lesungen nach Osnabrück einlud. Als ein weiteres Betätigungsfeld des Rechtsanwalts nannte Niebaum Klavierkonzerte, die Calmeyer mitorganisiert habe.
Eindrücke vom musikalischen Leben der Nachkriegszeit vermittelte ein Teilnehmer des Stadtgesprächs, der sich an Schallplattenkonzerte mit Werken von Schubert oder Beethoven erinnerte. Sie wurden ebenfalls in der Nissenhütte auf dem Ledenhof veranstaltet, wo auch schon die ersten Filme zu sehen waren.
Die Motivation Hans Calmeyers für dieses Engagement sieht Biograf Niebaum in dessen Feststellung, dass der Weltkrieg nicht nur kaputte Städte, sondern auch kaputte Menschen hinterlassen habe. Nach Nationalsozialismus, Propaganda und kultureller Verarmung habe er bei den Menschen die Sinne für künstlerische Ausdrucksformen wecken wollen.
Als starke Energiequelle bezeichnete Niebaum dabei, dass Calmeyer in seinen reiferen Jahren eine Affäre mit der erheblich jüngeren Ines Hentschel hatte. Ein Ergebnis dieser Liebesbeziehung ist ein Sohn, der 1953 geboren wurde.
Bildtext:
Hans Calmeyer engagierte sich nach dem Krieg für den Filmclub, die Hochschulwochen und die Literarische Gesellschaft.
Autor:
rll


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