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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wie ein Fels in der Brandung
Zwischenüberschrift:
Straßenkunde: Johannes Petermann diente in schweren Zeiten der gesamten Region
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Im Stadtteil Widukindland huldigen nicht alle Straßennamen dem Sachsenherzog und seinem Umfeld oder treudeutschen Begriffen wie Kameradschaft und Vaterland, die auf die Entstehungszeit der Siedlung ab 1936 hindeuten. In dem nach 1965 erschlossenen Siedlungsteil nächst der Grenze zu Belm-Powe sind die Straßen nach verdienten Osnabrücker Persönlichkeiten benannt. Eine davon ist Johannes Petermann. Er war von 1927 bis 1938 Bürgermeister und von 1945 bis 1951 Regierungspräsident.
Um es vorwegzunehmen: Er war in der turbulenten Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und in der Nazi-Zeit so etwas wie ein Fels in der Brandung, der sich um eine unpolitische und fachlich kompetente Führung seiner Ämter bemühte, stets das Wohl der Stadt und ihrer Bewohner verfolgend. Das galt auch für die Kriegszeit und den Neustart nach dem Zusammenbruch. Lange nach dem Tode Petermanns diskutierten Historiker die Nähe Petermanns zum NS-Staat kontrovers. Im Fazit von Gerd Steinwascher, dem früheren Leiter des Staatsarchivs, schneidet Petermann so ab: " Man wird […] nicht behaupten können, dass Petermann ein engagierter Gegner des NS-Regimes gewesen ist." Als überzeugter Katholik und Mitglied der Zentrumspartei habe er aber nie viel von den Nationalsozialisten gehalten. Er sei seinen christlichen Grundüberzeugungen treu geblieben und habe Schlimmeres verhindert. Er habe es vermieden, in offenen Gegensatz zur Partei zu geraten, und habe sich dadurch bis zum bitteren Ende Mitwirkungsmöglichkeiten erhalten.
Petermann wird am 25. Februar 1886 als Sohn eines Arztes in Sendenhorst bei Münster geboren. Schulzeit und Jugend verlebt er überwiegend in Dortmund, wo er 1905 das Abitur ablegt. Danach studiert er Jura und Volkswirtschaft. 1911 promoviert er in Münster. Am Ersten Weltkrieg nimmt Petermann bis zum Ende als Frontsoldat teil. Als im Juli 1919 in Osnabrück die Stelle eines Justizsenators ausgeschrieben wird, bewirbt er sich und wird mit 47 von 50 Stimmen der Bürgervorsteher gewählt. 1926 geht Stadtsyndikus Max Reimerdes in Pension. Petermann erhält wiederum eine breite Mehrheit, die ihn auf zwölf Jahre in dessen bisherige Funktion wählt. Damit ist er kraft Amtes Stellvertreter des Oberbürgermeisters Rißmüller. Ab 1927 führt er offiziell den Titel Bürgermeister. Sachgebiete, um die er sich zu kümmern hat, sind die Stadtkasse, das Steuerwesen, der städtische Schlachthof, das Friedhofswesen.
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten übersteht Petermann zunächst unbeschadet. So hart die neuen Machthaber gegen SPD, KPD und Gewerkschaften vorgehen, so wagen sie doch keine " Säuberung" der Verwaltungsspitze, sondern setzen auf Kontinuität. Als Petermanns Wahlperiode 1938 ausläuft, wird er jedoch nicht wiedergewählt. Ein linientreuer Parteigenosse, Hanns Windgassen, wird ihm vorgezogen. Als der 1939 zum Militärdienst einberufen wird, holt Oberbürgermeister Erich Gaertner seinen langjährigen Stellvertreter Petermann als " Hilfsarbeiter" außerhalb des Stellenplans zurück ins Rathaus. Er nimmt ähnliche Aufgaben wahr wie zuvor in seiner offiziellen Amtszeit, hält die Stadtsparkasse in ruhigem Fahrwasser und kümmert sich zusätzlich um Luftschutz und Lebensmittelverteilung.
Am 4. April 1945 besetzen die Engländer Osnabrück. Sie kommen gut vorbereitet: Der Stadtkommandant hat einen Zettel mit Namen unbelasteter Personen, die für Führungsaufgaben beim Aufbau der neuen Zivilverwaltung infrage kommen. Ganz oben steht der Name Johannes Petermann. Er wird zum " Headman" Osnabrücks berufen. Die Engländer verlangen viel von ihm: Er ist persönlich verantwortlich für das ordnungsgemäße Verhalten aller Bürger, er muss das Gebot, alle Feuerwaffen abzuliefern, durchsetzen, er muss für die ausreichende Ernährung der " displaced persons" wie auch der einheimischen Bevölkerung sorgen. Ganze 20 deutsche Hilfspolizisten werden ihm dafür zur Seite gestellt.
Er versieht seine Aufgabe so gut, dass die Militärregierung ihm die Verwaltung des gesamten Regierungsbezirks überträgt. Wie zuvor in Osnabrück schafft er es auch in diesem größeren Rahmen, wieder lebensfähige Gemeinwesen aufzubauen. Er gehört zu den Vätern des Emslandplans. Auf sein Betreiben hin wird 1950 im Bundestag die Erschließung des Emslandes zur nationalen Aufgabe erklärt. Bei seiner Pensionierung 1951 würdigt ihn die " Meppener Tagespost" als " Vater und Förderer des Emslandes". Am 22. Juni 1961 stirbt Johannes Petermann 75-jährig in Osnabrück.
Bildtexte:
Jurist und Volkswirt: Johannes Petermann (1886–1961).
Die Petermannstraße im Stadtteil Widukindland.
Foto:
Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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