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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Blindgänger schnell entschärft
Zwischenüberschrift:
Brandbombe ohne Sprengwirkung: Evakuierung in Voxtrup und Bissendorf nicht erforderlich
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Alles war für eine Evakuierung vorbereitet, doch dann entschärfte der Kampfmittelräumdienst die Bombe in Voxtrup, ohne dass die Anwohner gefährdet gewesen wären. Denn der Blindgänger hatte sich als Brandbombe entpuppt und die hätten normalerweise keine große Flächenwirkung, sagte Sprengmeister Hans Mohr.

Hans Mohr drehte den Zünder in der Hand hin und her. Eine Lehmkruste hatte sich auf dem Metall festgesetzt, doch das Gewinde glänzte. " M 126, amerikanischer Zünder für Brandbomben, ein sauberes ordentliches Gewinde", referierte der Sprengmeister, als stünde er vor einem Grundkurs der Kampfmittelräumer und nicht vor einem Erdloch, in dem eben noch eine 125 Kilogramm schwere Bombe gelegen hatte. Dann schob er nach: " Das Entschärfen hat vielleicht zehn Minuten gedauert."

Die Stadt Osnabrück hatte mit mehr Aufwand gerechnet. Schließlich hätte es sich bei dem Blindgänger auch um eine Sprengbombe handeln können. Dann hätten etwa 100 Anwohner rund um den Fundort, einen Acker zwischen Uphausener Weg und Rochusberg im Stadtteil Voxtrup, bis um 17.30 Uhr am Mittwochnachmittag ihre Häuser verlassen müssen. Außerdem wäre ein Teil des nahe gelegenen Gewerbeparks Bissendorf an der A 30 betroffen gewesen.

Nun aber war es noch nicht einmal 15 Uhr, und Sprengmeister Mohr schon seinen " Kuchen danach", während er erklärte, dass die Bombe gefüllt mit Lappen und randvoll mit Benzin gewesen sei. " Daher auch der Geruch", sagte er und zeigte vage zu dem Erdloch herüber, in dem die Überreste des Blindgängers lagen.

Neben ihm stand Hedwig Hagemann. Die 85-Jährige wohnt in einem Hof nur einige Dutzend Meter entfernt. Sie hatte sich vor Kurzem erinnert, dass im Frühjahr 1945 ein französischer Kriegsgefangener die Fliegerbombe in einen vorhandenen Krater rollen musste. Nach Kriegsende war das Loch zugeschüttet worden. Eine Oberflächensondierung hatte ergeben, dass in zweieinhalb Meter Tiefe tatsächlich ein großer metallischer Gegenstand schlummert.

" Wir gehen allen Hinweisen nach", sagte Karin Heinrich, Leiterin des städtischen Fachbereichs Bürger und Ordnung. Eine große Hilfe dabei sind die detaillierten Luftaufnahmen, die von Aufklärern der Alliierten nach den Bombenangriffen gemacht und archiviert wurden. Seit einigen Jahren sind sie öffentlich zugänglich. Inzwischen ist auch eine digitale und dreidimensionale Auswertung möglich.

Bis Kriegsende flogen alliierte Verbände 79 Luftangriffe auf Osnabrück, dabei wurden rund 181 Luftminen, fast 25 000 Sprengbomben, über 650 000 Brandbomben und etwa 12 000 Flüssig-Brandbomben (Kanister) abgeworfen. Es wird vermutet, dass 10 bis 15 Prozent davon Blindgänger waren.

Allein deshalb richtete sich Sprengmeister Hans Mohr darauf ein, nicht zum letzten Mal in Osnabrück gewesen zu sein. Und auch Hedwig Hagemann winkte auf die Frage nach möglichen weiteren Blindgängern nur ab. " Da sind noch Sprengbomben", mutmaßte sie.
Bildtexte:
Hedwig Hagemann hatte sich an den Blindgänger erinnert, ihr Neffe Franz-Josef Krönker gab den Hinweis an die Stadt weiter, die den Kampfmittelbeseitigungsdienst in Bewegung setzte.
Unter diesem Acker am Ortsrand von Voxtrup schlummerte die Brandbombe 67 Jahre lang.
Sprengmeister Hans Mohr mit dem Zünder der Brandbombe, der in einem sauberen Gewinde steckte.
Fotos:
Jörn Martens
Autor:
Holger Jansing, Michael Schiffbänker


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