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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Inferno am Palmsonntag 1945
Zwischenüberschrift:
Palmarum – Qualmarum: Vor 70 Jahren wird Osnabrück vom letzten und einem der schwersten Luftangriffe getroffen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. 25. März 1945. Palmsonntag. Osnabrück wird vom letzten und einem der schwersten Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges heimgesucht. Allein 2518 Spreng- und 1500 Brandbomben fallen nach deutschen Angaben auf die Stadt. Hinzu kommen 35 Luftminen und 200 000 der heimtückischen Stabbrandbomben. Innerhalb von nur 27 Minuten werden viele der Bauten vernichtet, die nach 78 Luftangriffen zuvor unzerstört geblieben waren.

Der Historiker Wido Spratte hat in seinem Buch " Im Anflug auf Osnabrück" die Tragödie dokumentiert. 178 Menschen wurden getötet, 241 verletzt. Noch einmal 15 000 Osnabrücker wurden obdachlos. Die materiellen Schäden sind nicht zu beziffern. Auf dieser Seite kommen Zeitzeugen zu Wort, die als junge Leute den Palmsonntag 1945 miterlebt haben. Nächsten Mittwoch, am 25. März 2015, zeichnen wir in einem multimedialen Experiment auf noz.de die Ereignisse vor 70 Jahren nach zeitgetreu zwischen 7 und 14 Uhr. Das Protokoll dieses schlimmen Tages kann eine Mahnung sein, sich angesichts der vielen Krisen und Konflikte für den Frieden in Europa und der Welt einzusetzen.

Vor 70 Jahren hatten auch viele Menschen in der Region den Krieg satt. Sie sehnten ein schnelles Ende von Tod und Verderben herbei. Britische und amerikanische Radiosender vermeldeten am 24. März, dass alliierte Truppen an mehreren Stellen den Rhein überquert hatten. Die Hoffnung in Osnabrück, der schwere Angriff vom 23. März möge der letzte gewesen sein, wurde am Palmsonntag frühmorgens jäh zerstört.

Vollalarm um 8.28 Uhr

Nachdem über der holländischen Zuidersee (heute IJsselmeer) starke Bomberverbände gesichtet werden, gibt es um 8.28 Uhr Vollalarm, und die Menschen flüchten in die Bunker und Luftschutzräume. Um 9.48 Uhr bricht das finale Inferno des Krieges in Osnabrück aus. Aus einer Höhe von 4800 Metern überziehen die Briten die Neustadt und die Wüste, den Güterbahnhof und das Stahlwerk mit einem wahren Bombenteppich. Auch in anderen Stadtteilen gibt es Explosionen. Um 10.10 Uhr detoniert an der Sutthauser Straße eine Luftmine vor dem Eingang eines Stollens und tötet mindestens 125 Menschen, die darin Zuflucht gesucht haben. Fünf Minuten später ist der Angriff vorüber.

Perfide Taktik

Durch das Flächenbombardement entwickelten sich in kurzer Zeit so gewaltige Rauchwolken, dass der 25. März 1945 (mit Anspielung auf das Palmarum-Fest) als " Qualmarum" in die Stadtgeschichte einging. Anneliese Volpert beobachtete als junges Mädchen den Angriff vom Osterberg in Vehrte, wo ihre Großeltern wohnten. Sie erinnert sich, wie die Bomberformationen die Stadt förmlich einkreisten: " Immer neue Geschwader kamen, wir dachten nur noch an unser Leben." Am Mittag fuhren ihr Vater und sie mit Fahrrädern nach Osnabrück. Ihr Haus an der Kokschen Straße war bis auf die Grundmauern ausgebrannt.

Die Taktik des Angriffs folgte erneut einem perfiden Muster. Zunächst wurden Luftminen und Sprengbomben abgeworfen, um Dächer abzudecken und Fensterscheiben zu zertrümmern. Anschließend sollten Stabbrandbomben ihr unheilvolles Werk verrichten, in den ungeschützten, luftigen Gebäuden Brände und in den Straßenzügen ganze Feuerstürme verursachen. Anders als am 13. September 1944, als die Osnabrücker Altstadt in Schutt und Asche fiel, blieben diese am 25. März 1945 großflächig aus. Wahrscheinlich waren die Lücken in der gebeutelten Innenstadt inzwischen schon zu groß.

Nach britischen Angaben waren 156 Flugzeuge an dem Angriff beteiligt darunter 132 viermotorige Bomber des Typs Halifax. Ihre explosive Fracht traf eine letztlich schon zerstörte Stadt. Und doch waren die neuen Schäden enorm. So stürzte das Dach des Katharinenkirchturms ein, auch Schloss und Theater wurden schwer getroffen.

Als die Menschen gegen 11.30 Uhr die Bunker verlassen konnten, standen sie in weiten Teilen der Stadt vor einer Trümmerwüste. Es sollte nur noch zehn Tage dauern, bis Briten und Kanadier in Osnabrück einmarschierten.
Bildtexte:
Nach dem Luftangriff am Palmsonntag 1945bildeten sich dichte Qualmwolken über der östlichen Innerstadt.
Der Rosenplatz glich im Frühjahr 1945 einer Trümmerwüste.
Am Bahnhof wurden die Gleise zerstört.
Fotos:
Imperial War Museum/ NOZ-Archiv,
Autor:
Holger Jansing, Joachim Dierks


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