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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Inhalt:
Überschrift:
Streifzug durch 200 Jahre Osnabrück
Zwischenüberschrift:
Der Hasefriedhof bleibt als außergewöhnliches Kulturdenkmal der Nachwelt erhalten
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Den Franzosen ist es zu verdanken, dass es in Osnabrück zwei außergewöhnliche Friedhöfe gibt, die als Kulturdenkmäler der Nachwelt erhalten bleiben. Insbesondere der Hase friedhof, der wie der Johannisfriedhof Ende 2015 entwidmet und in einen öffentlichen Park umgewandelt wird, zählt zu den Top-Sehenswürdigkeiten der Region. Wer an einer Führung teilnimmt, unternimmt einen Streifzug durch 200 Jahre Stadtgeschichte.

Ernst Kosche vom Förderkreis Hasefriedhof Johannisfriedhof kennt das 10, 5 Hektar große Areal 500 Meter nördlich der Altstadt wie seine Westentasche. Vor fünf Jahren hat er darüber ein Buch geschrieben, auf Anfrage bietet er Führungen an. An diesem Nachmittag empfängt er seine Gruppe an der ältesten Wageneinfahrt an der Bramscher Straße. Reliefs mit zwei Jünglingen schmücken dort die Pfeiler. Es sind Thanatos und Hypnos, die Sinnbilder für Tod und Schlaf aus der griechischen Antike. Hypnos, der mit der linken Hand den Lendenschurz von der Hüfte löst, scheint mit den eintretenden Besuchern zu flirten. Er nimmt dem Tod den Schrecken.

Bevor der Rundgang beginnt, erklärt Ernst Kosche die Entstehungsgeschichte des Hasefriedhofs. Von 1807 bis 1813 gehörte Osnabrück zum Königreich Westfalen, das vom kleinen Bruder Napoleons, Jérome Bonaparte, geführt wurde. In der Stadt galt daher französisches Recht, das Bestattungen innerhalb der Stadtmauern untersagte. Außerhalb der Befestigungsanlage wurden 1808 zwei Flächen zu neuen Friedhöfen bestimmt: der " Todtenhof vor dem Hasetore" (heute Hasefriedhof) für die Bürger der Altstadt und der " Todtenhof vor dem Johannistore" (heute Johannisfriedhof) für die Bürger der Neustadt. 1995 fanden auf beiden Friedhöfen die letzten Beisetzungen statt. 20 Jahre später können sie entwidmet werden.

Aber zurück in die Geschichte: Ernst Kosche zeigt der Gruppe die Grabplatte des seinerzeit angesehenen Juristen Justus Friedrich August Lodtmann. Er starb am 21. März 1808 und war der Erste, der auf dem Hasefriedhof beerdigt wurde. Seine Gedenktafel ist neben denen anderer bedeutender und wohlhabender Osnabrücker in die mächtige Mauer zur Bramscher Straße eingelassen. Die Ruhestätten entlang der Steinwand wurden " auf ewig" für die damals kaum erschwingliche Summe von zehn Reichstalern verkauft. Wer das nicht bezahlen konnte, musste seine Angehörigen in billigeren Reihengräbern im Inneren des Friedhofsareals bestatten lassen.

Kultur in der Kapelle

Viermal wurde der Hase friedhof erweitert. 1866 entstand die markante Kapelle, in der heute Konzerte und andere Kulturveranstaltungen stattfinden. An vielen Grabsteinen und Skulpturen hat der Zahn der Zeit genagt. Das sorgt einerseits für einen gewissen morbiden Charme, von dem sich viele Besucher begeistern lassen, ist andererseits für die Stadt und den Förderkreis eine große He rausforderung. Ernst Kosche spaziert mit der Gruppe zur Familiengruft des Raffinerie-Fabrikanten Wilhelm Lepenau aus Salzbergen, die 1874 in Form einer neugotischen Kapelle entstand. 2008 wurde das architektonische Schmuckstück aufwendig restauriert. Viele Spenden seien erforderlich, um auch an anderen Stellen bedeutende Ruhestätten vor dem Verfall zu retten, sagt Ernst Kosche.

Ein paar Schritte weiter gleicht das 1903 und 1904 errichtete Grufthaus der Familie Wegener eher einem Bunker. In ihrer Fantasie malen sich die Führungsteilnehmer aus, was sich wohl hinter den monumentalen Mauern verbirgt. Viele bekannte Namen säumen den Weg: Otto Kromschröder (Unternehmer, 1844 bis 1916) zum Beispiel oder Reinhold Tiling (Raketenkonstrukteur, 1893 bis 1933) und Friedrich Vordemberge-Gildewart (Künstler, 1899 bis 1962). In der Abteilung V des Hasefriedhofs beansprucht die Industriellenfamilie Schöller einen ganzen Grabbezirk, der von einer opulenten Mauer samt massiven Bronzepforten umgeben ist.

Die Besucher staunen und bummeln weiter durch eine Oase der Ruhe inmitten der dicht bebauten Stadt.

Geführte Rundgänge in der Region: Alle Beiträge der Serie auf www.noz.de/ fuehrungen
Bildtexte:
Aufwendig restauriert: Der Raffinerie-Fabrikant Wilhelm Lepenau aus Salzbergen ließ 1874 die Familiengruft auf dem Hasefriedhof in Form einer neugotischen Kapelle errichten.
Das monumentalste private Bauwerk auf dem Hasefriedhof ist das 1903 und 1904 erbaute Grufthaus der Familie Wegener.
Ernst Kosche vom Förderkreis Hasefriedhof Johannisfriedhof kennt das Areal wie seine Westentasche.
Fotos:
Jörn Martens, Arne Köhler

Infos im Überblick

Der Förderkreis Hasefriedhof Johannisfriedhof bietet Führungen nach Vereinbarung an (per E-Mail an info@ historische- friedhoefe-osna brueck.de). Der Verein freut sich über neue Mitglieder, Teilnehmer an Arbeitseinsätzen und Spenden für die Restaurierung von Grabstätten.

Das Unternehmen " Stadt-Land-Führungen" bietet auf Anfrage verschiedene Rundgänge an, die 90 Minuten dauern und 60 Euro pro Gruppe (zuzüglich 1 Euro pro Teilnehmer) kosten (Tele fon 05 41/ 2 02 99 72).

" Zeitseeing" bietet öffentliche Streifzüge über den Hase friedhof an, für die keine vorherige Anmeldung erforderlich ist, und zwar am 10. Mai, 12. Juli, 13. September und 22. November, jeweils um 14.30 Uhr, Treffpunkt Bramscher Straße/ Ecke Friedhofstraße, Kosten für Erwachsene 5 Euro, Kinder bis 16 Jahre zahlen 2 Euro.

Weitere Infos und ein Link zu einer Audioführung über den Hasefriedhof auf www.hasefriedhof-johannisfriedhof.de.
Autor:
Holger Jansing


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