User Online: 17 |
Timeout: 18:22Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
14.03.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Über eine verlorene Kindheit und Jugend
Zwischenüberschrift:
Zeitzeuge Heinz Aulfes berichtet im EMA-Gymnasium über seine Erlebnisse im Nationalsozialismus
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Seine
erste
Begegnung
mit
Nazis
hatte
Heinz
Aulfes,
Jahrgang
1927,
bereits
mit
etwa
dreieinhalb
Jahren.
Als
es
in
einer
Gruppe
von
jungen
Leuten,
die
im
August
1930
am
Kränzen
waren,
zum
Streit
mit
dem
Nazi
Peter
Schmidt
kam,
trat
Wilhelm
Kropp,
ein
bekannter
Sozialdemokrat
dazwischen,
um
zu
schlichten.
Der
Nazi
stach
mit
dem
Messer
auf
ihn
ein,
und
Kropp
verblutete.
Schmidt
wurde
im
Spritzenhaus
der
Feuerwehr
festgesetzt,
das
bald
von
einer
wütenden
Menge
umlagert
wurde.
Aulfes
sieht
heute
noch
die
vor
Angst
weit
aufgerissene
Augen
in
dem
aufgedunsenen,
kreidebleichen
Gesicht
des
Mörders,
der
befürchtete,
man
werde
ihn
auf
der
Stelle
lynchen.
(Er
wurde
übrigens
schon
nach
gut
zwei
Jahren
aus
dem
Gefängnis
entlassen.)
Jetzt
war
Aulfes
zu
Gast
im
Ernst-
Moritz-
Arndt-
Gymnasium
(EMA)
und
sprach
vor
dem
Abiturjahrgang
über
seine
"
verlorene
Kindheit
und
Jugend
im
Nationalsozialismus"
.
Der
aus
Bramsche
stammende
Aulfes
war
zwischen
1941
und
1944
selbst
Schüler
des
EMA,
damals
noch
"
Staatliche
Oberschule
für
Jungen"
.
Nun
las
er
aus
seinem
Buch
"
Ihr
seid
die
beste
Jugend
des
tüchtigsten
Volkes"
und
erzählte
aus
seiner
Zeit
in
den
nationalsozialistischen
Jugendorganisationen
Pimpfe,
Jungvolk
und
Hitler-
Jugend
(HJ)
.
Damals
habe
man
in
Superlativen
geschwelgt,
"
die
größte
Zeit
des
deutschen
Volkes"
, "
die
tapfersten
Soldaten"
, "
die
heldenhaftesten
Schlachten
und
die
glorreichsten
Siege"
,
der
"
größte
Feldherr
aller
Zeiten"
und
so
weiter.
Sein
Vater,
ein
Sozialdemokrat,
habe
gegengehalten
und
ihm
geraten,
sich
"
anzupassen,
aber
ohne
Schaden
an
der
Seele
zu
nehmen"
.
Natürlich
habe
sich
die
Mehrheit
der
Jugendlichen
von
den
Sprüchen
der
Nazis
einwickeln
lassen,
und
natürlich
hätten
diese
das
Interesse
der
Jungen
an
Technik
schamlos
ausgenutzt,
indem
sie
die
Jungs
schon
früh
mit
Kriegsgerät
hätten
herumspielen
lassen,
und
beim
sogenannten
"
HJ-
Dienst"
sei
man
draußen
gewesen
mit
Geländespielen,
Marschieren,
Singen.
Über
die
Lehrer
der
damaligen
Zeit
berichtete
Aulfes,
dass
ungefähr
ein
halbes
Dutzend
Demokraten
wohl
so
unpolitisch
gewesen
sei,
wie
es
irgend
ging,
ein
Dutzend
seien
bekennende
Nationalsozialisten
gewesen
und
wohl
die
Mehrheit
Parteimitglieder.
Der
Schulleiter
Dr.
Heinze
und
ein
anderer
Lehrer,
der
sich
noch
"
Professor
Doktor"
nennen
durfte,
waren
überzeugte
Nazis.
Aulfes′
Respekt
vor
den
Titeln
und
der
wissenschaftlichen
Autorität
der
beiden
schmolz
dahin,
als
sie
den
"
Rassenquatsch"
vertraten
und
im
Unterricht
in
Geschichte
und
Biologie
die
wissenschaftlichen
Befunde
nach
Maßgabe
der
Rassenideologie
der
Nazis
umdeuteten.
Das
hätten
die
Jungs
schnell
durchschaut.
1944
war
dann
die
Schulzeit
Knall
auf
Fall
zu
Ende,
Aulfes
musste
Flakhelfer
werden,
auch
in
einer
Flakstellung
am
Sonnenhügel,
dann
zum
Arbeitsdienst
("
nichts
anders
als
militärischer
Drill"
),
und
im
Januar
1945,
da
war
er
noch
17
Jahre
alt,
wurde
er
zur
Armee
von
General
Wenk
eingezogen
und
musste
an
die
Front.
In
der
anschließenden
Diskussion
fragten
die
Schülerinnen
und
Schüler,
was
er
über
die
Verfolgung
von
Juden
wisse
(in
Bramsche
gab
es
nur
zwei
jüdische
Familien
und
keine
Synagoge
– "
wenn
das
anders
gewesen
wäre,
wäre
es
ganz
furchtbar
geworden!
")
und
über
Konzen
trationslager
gewusst
habe
("
Dass
es
die
gab,
wusste
jeder,
immerhin
hatte
Göring
das
sogar
in
einer
Rundfunkrede
spöttisch
erwähnt"
).
Ob
man
sich
getroffen
habe,
ob
Schriftstücke
oder
Flugblätter
verteilt
wurden?
"
Das
war
lebensgefährlich;
das
Schicksal
der
Geschwister
Scholl
war
bekannt
geworden.
Einzige
Informationsquelle
war
die
BBC,
das
Radio
der
Engländer."
Wie
er
es
denn
ausgehalten
habe
als
Kind
sozialdemokratischer
Eltern
unter
so
vielen
Nazis
und
deren
Mitläufern?
Manche
Lieder
habe
er
nicht
mitgesungen,
er
habe
versucht,
sich
herauszuhalten,
und
er
habe
eben
gelernt,
sich
zu
verstecken,
sich
anzupassen,
aber
ohne
Schaden
an
der
Seele
zu
nehmen.
Der
Autor
Helmut
Brammer-
Willenbrock
ist
am
Ernst-
Moritz-
Arndt-
Gymnasium
Lehrer
für
Geschichte,
Politik
und
Latein.
Bildtext:
Ein
Zeitzeuge
besucht
seine
alte
Schule:
EMA-
Schulleiter
Hartmut
Bruns
mit
Heinz
Aulfes
und
seinem
Verleger
Dr.
Wolfgang
Hesse
(von
links)
.
Foto:
Sebastian
Lücking
Autor:
Helmut Brammer-Willenbrock