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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Weise will gezielte Migration
 
Weise: Mindestlohn kostet nicht eine Million Jobs
Zwischenüberschrift:
BA-Chef: Zuwanderer sind sehr wichtig für Arbeitsmarkt
 
BA-Chef verteidigt "Programm-Hopping" für Langzeitarbeitslose – "Nichts unversucht lassen"
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück. Der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, hat in der aktuellen Debatte um Migration eine gezielte Zuwanderung als " kluge Strategie" befürwortet. In einem Interview mit unserer Redaktion betonte Weise, Migranten seien " sehr wichtig". Arbeitsmarktforscher rechneten damit, dass Deutschland 2030 über drei Millionen weniger Arbeitskräfte verfüge als heute. " Da die Zahl junger Menschen sinkt, die in den Arbeitsmarkt gehen, können auch Zuwanderer helfen, diese demografische Lücke zu schließen", erklärte der BA-Chef. Menschen, die es auf sich nähmen, ihre Heimat und ihre Familie zu verlassen, zeigten Kraft und Einsatz. " Das tut Deutschland gut", hob er hervor.

Osnabrück. Stillstand beim Abbau von Langzeit arbeitslosigkeit? Jobverlust durch Mindestlohn? Wie viele Zuwanderer braucht das Land? Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), im Interview.
Herr Weise, seit Mitte 2014 haben 255 000 Beschäftigte die Rente mit 63 beantragt, allein im Februar waren es 23 000. Sprengt diese Nachfrage das Angebot?
Das muss das Ministerium beantworten. Wir haben dieses Angebot immer verstanden als Einstieg in den flexiblen Ausstieg. So wie es gute Gründe gibt, dass jemand nach 45 Versicherungsjahren in Rente geht, sollte auch längere Berufstätigkeit attraktiv sein, wenn das jemand wünscht. Wir brauchen die Lebenserfahrung von Älteren auf freiwilliger Basis.
Welche Rolle spielen Migranten für den deutschen Arbeitsmarkt?
Migranten sind sehr wichtig. Da die Zahl junger Menschen sinkt, die in den Arbeitsmarkt gehen, können auch Zuwanderer helfen, diese demografische Lücke zu schließen Dabei gilt: Menschen, die es auf sich nehmen, ihre Heimat und ihre Familie zu verlassen, zeigen Kraft und Einsatz: Das tut Deutschland gut. Hinzu kommt: Deutschland lebt vom Export in viele Länder, Kulturen und Sprachregionen der Welt. Also brauchen unsere Firmen auch Beschäftigte mit dem Verständnis für diese Länder, Kulturen und Sprachen.
Wie viel Zuwanderung braucht Deutschland?
Arbeitsmarktforscher rechnen damit, dass wir 2030 drei Millionen weniger Arbeitskräfte haben als heute. Eine gezielte Zuwanderung ist also eine kluge Strategie. Deshalb begrüße ich auch die aktuellen Debatten.
Industrie und Handel rechnen 2015 mit 200 000 neuen Stellen, die Arbeitslosigkeit sank auf den tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung. Warum hält sich Ihr Jubel in Grenzen?
Jubeln kann man höchstens beim Blick auf die Entwicklung der Zahlen in den letzten Jahren. Grenzen sehe ich und deshalb auch unsere Zurückhaltung –, weil wir noch immer rund drei Millionen Arbeitslose haben.
Die Grünen nennen die Erfolge der BA " überschaubar". 2014 hätten 272 000 Arbeitssuchende eine reguläre, ungeförderte Stelle bekommen, das seien 28 Prozent oder 100 000 weniger als noch 2011…
Wir sollten die Dinge genau anschauen und alle Fakten benennen: 272 000 Menschen haben über " Vermittlung nach Auswahl und Vorschlag" eine Arbeitsstelle gefunden. Bei der BA waren also die Stellen gemeldet, und wir haben die dazu passenden Menschen vermittelt. Diese Kennzahl, stellt aber nur einen kleinen Teil unserer Arbeit dar. Fakt ist: Der größere Teil der Leistung der BA ist die Beratung und die Aktivierung von Menschen und das wird nur zum Teil abgebildet. Die Grünen haben zwar recht, dass die von ihnen ausgewählten Zahlen zurückgegangen sind. Aber sie haben auch als Basis ihrer Berechnungen das Jahr 2011 genommen. In jenem Jahr hatten wir nach der Finanzkrise einen Boom auf dem Arbeitsmarkt.
Stillstand beim Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit: 1, 1 Millionen Menschen sind nach wie vor davon betroffen. Steckt die BA hier in einer Sackgasse?
Diese 1, 1 Millionen Menschen sind nicht ein fester Block, der seit Jahren ohne jede Veränderung besteht. Auch bei den Langzeitarbeitslosen gibt es Kommen und Gehen. Dennoch: Für diese Herausforderung brauchen wir einen langen Atem. Denn: Drei Viertel dieser Menschen haben keinen Schulabschluss, keinen Berufsabschluss oder sind älter als 50. Das sind Hürden selbst in der besten Konjunktur. Das Beste ist das Vorbeugen gegen Langzeitarbeitslosigkeit durch Qualifizierung. In der Arbeitslosenversicherung wird ein Drittel des Budgets dafür eingesetzt, Jugendliche zu qualifizieren.
Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) will mit einem Förderprogramm bis 2017 insgesamt 10 000 Langzeitarbeitslose passgenau fördern. Ein Tropfen auf den heißen Stein?
Dieses Element ist nur ein Teil ihres Gesamtprogramms und kommt zu den bereits bestehenden noch hinzu. Es ist gut, dass die Politik uns einen größeren Mix an Möglichkeiten gibt.
Heißt Programm-Hopping so viel wie Warteschleife?
Nein. Arbeit ist immer besser als Arbeitslosigkeit. Da sollte man nichts unversucht lassen.
Stichwort Mindestlohn: Mittelständler klagen anhaltend über Bürokratie. Erwarten Sie Nachbesserungen des Gesetzes?
Die Bundesregierung hat ja erklärt, dass sie die Kritik prüfen und gegebenenfalls nachsteuern will. Es macht keinen Sinn, dass ich jetzt über das Ergebnis der Prüfung spekuliere.
Bewahrheiten sich Prognosen des Münchner Ifo Instituts, wonach durch diese Regelung eine Million Arbeitsplätze verloren gehen?
Das ist nicht zu erwarten. Es gibt bestimmte Regionen und Branchen, wo es in einzelnen Betrieben zu einem Jobabbau wegen des Mindestlohns kommen kann, zum Beispiel im Taxigewerbe.
Zum Schluss: Immer mehr Beschäftigte in Deutschland, vor allem Frauen, machen neben ihrem Hauptjob noch einen Minijob. Wie ist der Stand?
Derzeit sind etwas mehr Frauen als Männer zusätzlich in einem Nebenjob tätig. 1, 07 Millionen Männer machen neben ihrem Beruf noch einen Minijob, bei Frauen sind dies 1, 35 Millionen. Auch mehrere Minijobs kommen vor mehr bei Frauen als bei Männern. Der Handel, das Gastgewerbe und das Gesundheitswesen sind bei Frauen und Männern auf der Rangliste der Minijobs weit oben. Sicher ist oft das Motiv, durch Fleiß einen Urlaub oder den Hausbau zu finanzieren. Wie viele aber den Zweit- oder Drittjob brauchen, um den Lebensunterhalt zu bezahlen, ist offen.
Bildtext:
Frank-Jürgen Weise
Foto:
dpa
Autor:
Beate Tenfelde


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