User Online: 2 | Timeout: 21:29Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Stadt erhöht Standgebühr für Maiwoche
 
Werden Bier und Bratwurst teurer?
Zwischenüberschrift:
Maiwoche 2015: Stadt erhöht Standgebühren um 40 Prozent
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Um rund 40 Prozent zieht die Stadt Osnabrück die Standgebühren auf der Maiwoche an. Betroffen sind die Schausteller, die ihre Buden auf dem Marktplatz, vor dem Dom und dem Theater aufstellen wollen. " Das ist ein ganz gewaltiger Schlag", sagte der Vorsitzende des Schaustellerverbandes Weser-Ems, Bernhard Kracke. Die Schausteller würden versuchen, die schmerzhaften Mehrkosten zu kompensieren und Preiserhöhungen zu vermeiden. Ganz ausschließen könne er sie nicht. Hintergrund der kräftigen Gebührenerhöhung ist ein Beschluss des Rates von 2013, zu einer hundertprozentigen Kostendeckung zu kommen. Die Gebührenerhöhung betrifft nicht andere Maiwochen-Bereiche etwa am Nikolaiort oder auf der Großen Straße. Diese sind pauschal an Veranstalter verpachtet.

Osnabrück. Die Stadt zieht die Standgebühren für die Maiwoche 2015 um rund 40 Prozent an. Zahlen müssen die Schausteller, die die Zusatzkosten nicht auf die Preise umlegen wollen. Aber vielleicht können sie es gar nicht vermeiden.

" Das ist ein ganz gewaltiger Schlag" so reagierte der Vorsitzende des Schaustellerverbandes, Bernhard Kracke, auf die Ratsentscheidung. Die Erhöhung um rund 40 Prozent kommt nicht überraschend, weil der Schaustellerverband im Vorfeld der Ratsentscheidung angehört worden war. " Unsere Argumente sind aber nicht erhört worden", so Kracke.

Ausgangspunkt ist die Grundsatzentscheidung des Rates von 2013, dass die Gebühreneinnahmen die Kosten für die Märkte vollständig decken sollen. Das betrifft die Jahrmärkte und Wochenmärkte, den Weihnachtsmarkt und die Maiwoche. Zahlen müssen die Beschicker, die ihre Buden auf städtischem Boden vor dem Theater, am Dom und auf dem Marktplatz aufbauen. Die anderen Maiwochen-Bezirke in der Innenstadt werden von Veranstaltern pauschal vermarktet und sind von der aktuellen Gebührenerhöhung nicht betroffen.

Die Stadt rechnet mit Kosten von knapp 100 000 Euro. Die Gebühren werden in drei Kategorien erhoben: für Speise- und Getränkebuden, Verkaufsstände (zum Beispiel Süßwaren) und Karussells. Betreiber von Bratwurst- und Bierbuden zahlen jetzt pro Quadratmeter acht Euro pro Tag, bislang lag der Satz bei 5, 60 Euro. Das entspricht einer Steigerung um 42 Prozent. Verkaufsstände werden künftig mit zwei Euro (vorher 1, 40 Euro) belangt, Fahrgeschäfte mit 1, 39 Euro (vorher ein Euro).

" Nullsummenspiel"

Ursprünglich hatte die Verwaltung eine noch drastischere Anhebung um 62 Prozent vorgesehen, um das Minus aus dem Jahr 2013 von rund 27 000 Euro auszugleichen. Der Ausgleich soll nun auf zwei Jahre gestreckt werden, sodass 2016 eine weitere Erhöhung nicht ausgeschlossen werden kann. Das hängt auch vom Ergebnis der Maiwoche 2015 ab, die vom 8. bis 17. Mai gefeiert wird.

Schausteller Bernhard Kracke schließt nicht aus, dass die höheren Gebühren auf die Preise aufgeschlagen werden, auch wenn die Branche Preiserhöhungen unbedingt vermeiden will. " Kollegen haben schon gesagt, dass sie lieber gar nicht mehr kommen, als die Preise zu erhöhen." Die Maiwoche solle ein Volksfest bleiben und kein " Fest für Besserverdiener" werden, so Kracke. Es sei ein weitverbreiteter Irrtum, dass mit der Maiwoche viel Geld zu verdienen sei. Das Gegenteil sei richtig: " Es wird viel Geld umgesetzt, aber nur wenig verdient." Ein verregnetes Wochenende bedeute für die Beschicker meist ein Nullsummenspiel. " Mit Gebührenerhöhung setzen wir zu." Die Kosten für Infrastruktur und Personal seien enorm hoch, auch wegen der langen Öffnungszeit vom Vormittag bis in den Abend.

Kracke appelliert an die Stadt, das Ziel der hundertprozentigen Kostendeckung aufzugeben und Veranstaltungen wie die Maiwoche als Investition in den Tourismus und Teil des Stadtmarketings zu begreifen. Eine Studie belege, dass jeder Markt-Besucher etwa 50 Cent an Steuereinnahmen auslöse. Das mache bei 500 000 Maiwochen-Gängern immerhin 250 000 Euro für den Stadtsäckel, rechnet Kracke vor.

Stimmen Sie sich schon mal auf die Maiwoche 2015 ein: www.noz.de/ maiwoche
Bildtext:
Maiwoche in Osnabrück. Höhere Standgebühren setzten die Schausteller unter Druck und treiben möglicherweisen die Getränkepreise in die Höhe.
Foto:
Michael Gründel

Kommentar
Tiefe Kluft

Auf der Maiwoche prallen zwei Wirtschaftswelten aufeinander: hier die Gebührenkalkulation der Stadt, dort der freie Markt der Schausteller.

Nach dem Kommunalabgabengesetz soll das Gebührenaufkommen die Kosten der jeweiligen Einrichtung decken. Genau das geschieht hier: Die Stadt schaut auf ihre Kosten und bittet die Schausteller entsprechend zur Kasse. Sie muss keine Rücksicht darauf nehmen, was der Markt hergibt. In diesem Mechanismus gibt es auch keine Anreize, die Kosten gering zu halten.

Diese Kluft zwischen Gebührenordnung und Marktwirtschaft müssen die Schausteller überbrücken. Sie werden versuchen, die zusätzlichen Kosten irgendwie zu kompensieren, um bloß nicht die Preise erhöhen zu müssen. Sie haben gewiss keine Lust auf Preisdiskussionen an der Theke. Mehr noch fürchten sie aber, dass immer mehr Gäste mit gefüllten Rucksäcken kommen. Das Finanzierungsmodell der Maiwoche geriete damit in Gefahr, denn nur wenn viele Menschen viel konsumieren, bleibt auch die Musik bezahlbar.

Die Stadt muss aufpassen, mit ihrem Gebührendiktat nicht eine Spirale zu überdrehen, die dem schönsten Stadtfest im Nordwesten eines Tages die Luft abschnürt.
Autor:
Wilfried Hinrichs


Anfang der Liste Ende der Liste