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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Gleitflieger starten vom Piesberg
 
Gleitschirmflieger heben vom Piesberg ab
Zwischenüberschrift:
Osnabrücks höchster Punkt soll Startbasis werden – Test bis Ende des Jahres
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Der Piesberg könnte bald um eine Attraktion reicher sein: Gleitschirmflieger aus der Region wollen die 190 Meter hohe Felsrippe zur Startbasis machen. Die ersten Gleiter sind bereits zu kurzen Flügen abgehoben. Die Infrastruktur auf dem Piesberg sei " perfekt", sagt Rolf Igelmann vom Deutschen Hängegleiterverband (DHV). Der Osnabrücker übt den Luftsport seit über 25 Jahren aus. Fraglich ist, ob die Winde tragfähig sind. Bei den bisherigen Tests wehte er zu stark und unberechenbar. Bis Ende des Jahres wollen die Gleitschirmflieger die Tests fortsetzen und dann entscheiden, ob sie auf dem Berg eine Basis errichten. Das letzte Wort hat die Stadt, der keine Kosten entstünden. Touristik-Chefin Petra Rosenbach würde die Gleitflieger gerne aufnehmen, weil sie die Strahlkraft des Berges erhöhten.

Osnabrück. Gleitschirmflieger haben den Piesberg entdeckt. Sie wollen vom höchsten Berg der Stadt starten, wenn es die Winde erlauben. Bis Ende des Jahres werden die Bedingungen getestet.

Mit über 190 Metern ist die Felsrippe der höchste Punkt Osnabrücks. Inwieweit aber die Aufwinde reichen, um das Plateau mit der Rundum-Panoramaaussicht als Startrampe auch für längere Flüge zu nutzen, muss sich erst noch im buchstäblich schwebenden Verfahren erweisen. Bislang kam der Wind entweder aus der falschen Richtung oder war mit mehr als zehn Knoten zu schnell und zu turbulent. Immerhin ein kleinerer Flug bis zur Deponie sei aber bereits gelungen, berichtet der Osnabrücker Rolf Igelmann vom Deutschen Hängegleiterverband (DHV), der bereits seit einem Vierteljahrhundert den Sport ausübt und stets nach geeigneten Start- und Landemöglichkeiten auch in seiner Heimatregion sucht. Die sind aber rar.

Perfekte Infrastruktur

Die Infrastruktur auf dem Piesberg sei für Gleitflüge " perfekt". Ein Teilstück des Gitterzaunes kann für den Start in Windeseile demontiert und danach wieder zusammengeschraubt werden, die Überfluggenehmigung für den Steinbruch ist erteilt, und Landeflächen sind vorhanden. Nur die Thermik müsse nun noch mitspielen. Dann sei Paragliding am Piesberg " gut vorstellbar".

Um die konkreten Flugbedingungen auszuloten, ist bis Ende des Jahres Zeit für den einen oder anderen Probelauf. Wenn diese buchstäblich wie im Flug vergangen ist, wird auf der Grundlage der Ergebnisse zunächst verbandsintern entschieden, ob das reizvolle Areal auch längerfristig für den Gleitschirmsport genutzt werden kann und soll. Fällt die Entscheidung positiv aus, wird sie konkret an die Stadt weitergeleitet, der durch eine Umsetzung keinerlei zusätzlichen Kosten entstehen würden. Die Gleitschirmflieger selbst schaffen die Voraussetzungen für den neuen Startpunkt und sorgen für Absperrungen, Baumpflege, Windsäcke und Rettungsausrüstung.

Ein wenig überrascht gewesen seien sie schon, als der Verband das Ansinnen, Gleitschirmflüge auch vom Dach der Friedensstadt aus zu erproben, an sie herangetragen hat, erinnert sich Karl-Heinz Uthmann vom Projektbüro Piesberg. Aus einem " breiten Meinungsspektrum" heraus sei man sich dann aber schnell einig geworden, nicht abzuwiegeln und in einer sachlichen Vorgehensweise den Versuch zu wagen. Schließlich gehe es auch darum, aus dem Areal " alles herauszuholen", was es hergebe. Und im Gegensatz etwa zu den Motorrädern, die jährlich auf dem Piesberg um die deutsche Trial-Meisterschaft fahren, verursachen die Flieger weder Abgase noch Lärm.

Vögel als Begleiter

Allein, ob sich in der wärmeren Jahreszeit die Vögel von ihren künstlichen Artgenossen, die maximal 20 Kilogramm wiegen und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 35 km/ h bis zu 300 Kilometer zurücklegen können, gestört fühlen, muss noch durch ein Vogelschutz-Gutachten geklärt werden. Die Erfahrung zeige aber, dass Greifvögel oftmals mit genau so viel Spaß wie die Paraglider mitfliegen und diese mitunter sogar eskortieren, sagt Detlef Kirchhoff vom Para-Sport-Club (PSC) Verl. Und nur wer viel fliege, fliege auch sicher, plädiert er zudem für eine möglichst ganzjährige Nutzung. Flugschulen, die Paragliding-Kurse anbieten, gibt es im näheren Umkreis in Melle, Dortmund und in Beelen im Münsterland.

Auch bei der Osnabrück Marketing- und Tourismus GmbH (OM) stößt das windige Vorhaben auf offene Ohren. Grundsätzlich sei " alles, wofür wir unsere Berge nutzen, gut", sagt OMT-Geschäftsführerin Petra Rosenbach. " Wichtig ist aber, dass es gut funktioniert, technisch möglich, für den Flieger risikoarm und sicher, umweltverträglich und mit allen Beteiligten abgestimmt ist." Sie kenne Paragliding bislang nur aus dem Schwarzwald und freue sich über die " witzige und spannende Idee", mit der man sicher noch mehr " Aufmerksamkeit für die Region" erzeugen könne. Wenn diese Voraussetzungen gegeben seien, wäre man auch bereit, ein entsprechendes Angebot mit zu vermarkten. So hoffen alle Beteiligten auf frischen Wind am Piesberg.

Der Piesberg ist immer einen Ausflug wert, zu jeder Jahreszeit. Was der Kultur- und Landschaftspark bietet: www.noz.de/ os
Bildtext:
Im Aufwind: Matthias Hagemann startet mit seinem Gleitschirm von der Felsrippe des Piesbergs.
Bodenübungen: Paraglider Detlef Kirchhoff testet die Windbedingungen auf dem höchsten Punkt der Stadt.
Startvorbereitungen. Die Infrastruktur auf dem Berg sei " perfekt", sagen die Flieger.
Fotos:
Hermann Pentermann

Kommentar
Berg im Aufbruch

Als Osnabrück 2008 von der Bundesgartenschau im Piesberg Abstand nahm, blieb der Vorsatz, in dem geschundenen Berg behutsam einen Kultur- und Landschaftspark zu entwickeln. Schritt für Schritt hat die Stadt den Piesberg seither für die Menschen erschlossen: Industriemuseum, Feldbahn, Südstieg, Aussichtsplattformen, Rundwanderweg, Kunst am Berg, Fossilien-Expeditionen, Trial-Meisterschaften, Bergfest und Nachtführungen. Der Piesberg, der noch gut zwanzig Jahre als Steinbruch dienen wird, bietet immer neue Einblicke. Er fasziniert als geologisches Bilderbuch und Dokument der Industriegeschichte. Welch glückliche Fügung wäre es, wenn er jetzt auch noch zum Anziehungspunkt der Gleitschirmflieger würde. " Ein Berg im Aufbruch blühende Aussichten", so wurde damals die Buga beworben. Der Slogan passt. Auch ohne Buga.
Autor:
Matthias Liedtke, Wilfried Hinrichs


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