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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Aufatmen beim Tortenbäcker
 
Oetker: Es wird alles beibehalten
Zwischenüberschrift:
Bielefelder geben Mitarbeitern von Coppenrath & Wiese umfassende Garantien
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Konzernchef Richard Oetker sprach persönlich zu den Beschäftigten von Coppenrath & Wiese: Nach der Übernahme des Tortenbäckers durch den Bielefelder Nahrungsmittelhersteller soll das Geschäft wie gewohnt fortgeführt werden. Auf einer Betriebsversammlung in Ibbenbüren erneuerte er am Sonntagvormittag die Garantien für die rund 2200 Arbeitsplätze und den Erhalt beider Standorte.
Während der zehnmonatigen Verkaufsverhandlungen sorgten sich vor allem die Mitarbeiter in Osnabrück um ihre Arbeitsplätze: Im Stadtteil Atter sitzen Verwaltung und Logistik. Beides könnte bei einer Übernahme durch Oetker entfallen, wurde befürchtet. Coppenrath-&- Wiese-Geschäftsführer Andreas Wallmeier zeigte sich unterdessen " zutiefst erleichtert, dass dieser Prozess zu Ende ist".

Osnabrück. Neuer Eigentümer, sonst alles beim Alten: Nach der Übernahme der Osnabrücker Conditorei Coppenrath & Wiese durch Dr. Oetker soll das Geschäft wie gewohnt weiterlaufen. Unternehmenslenker Richard Oetker gab den Mitarbeitern am Sonntag eine Garantie für den Erhalt aller Arbeitsplätze und Standorte.

Inkognito hatte er am Samstag die Werke in Osnabrück und im westfälischen Mettingen besucht, am Sonntag trat er persönlich vor die Belegschaft: Oetker-Chef Richard Oetker, sonst fast nie in der Öffentlichkeit zu sehen, stellte auf einer Betriebsversammlung des Tortenbäckers sich und das Unternehmen Dr. Oetker vor. Mitgebracht hatte er die komplette Führungsetage des Nahrungsmittelherstellers. Im anschließenden Gespräch stellte er gleich einmal klar: " Es wird alles beibehalten, wir haben großes Vertrauen in die Geschäftsführung und werden keine Änderungen vornehmen."

Das bedeutet: Coppenrath & Wiese wird mit der bisherigen Geschäftsführung als eigenständiges Unternehmen weitergeführt. Die im Sommer 2014 ausgesprochene Beschäftigungsgarantie für alle Mitarbeiter bis 2018 und den Erhalt beider Standorte bestätigte Oetker erneut. Auch das Geschäft mit Handelsmarken werde fortgeführt. Er rechnet damit, dass die letzte Hürde für die Übernahme, die Zustimmung des Bundeskartellamtes, in vier bis sechs Wochen genommen sein dürfte.

Die weitere Zusammenarbeit stellt sich Oetker so vor: " Wir werden herausarbeiten, wo wir uns fruchtbar ergänzen können." Damit meint er die weitere Internationalisierung von Coppenrath & Wiese. Der Unternehmenslenker will die Oetker-Auslandsgesellschaften " nutzen, um die Produkte in so viele Länder wie möglich zu tragen".

Ein großer Andrang blieb bei der Betriebsversammlung im Bürgerhaus Ibbenbüren aus. Weniger als 1000 der rund 2200 Mitarbeiter erschienen. Im Sommer 2014, als der Belegschaft eine Beschäftigungsgarantie gegeben worden war, kamen fast 1800. Eine Erklärung dafür war vor der Tür oft zu hören: Etliche Kollegen seien sauer, dass sie von der Übernahme am Donnerstag nur aus Medien erfahren hätten, nicht aus dem Betrieb.

Dabei wurden die Verantwortlichen von den Ereignissen überholt. " Bis Donnerstag zur Vertragsunterzeichung wusste ich auch nicht, ob das was werden wird oder nicht", beteuerte Oetker. Er sei freundlich empfangen worden. Davon sei er " hochemotionalisiert", das müsse er erst einmal verarbeiten.

Damit kommt Coppenrath & Wiese nach zehn Monaten der Übernahmeverhandlungen wieder in ruhiges Fahrwasser. Mit der ausstehenden Verkaufsentscheidung waren Investitionen ausgeblieben. Nun sollen innerhalb der von zwölf Monaten 16 Millionen Euro in den Ausbau der Bereiche Frische und Brötchen fließen. Es geht um eine Erweiterung der Produktionskapazitäten um satte 15 000 Quadratmeter.

" Unsere Firma hat in dieser Zeit wirklich gelitten", sagte Geschäftsführer Andreas Wallmeier. " Wir haben eine zehnmonatige Kreuzfahrt hinter uns." Die Marke habe bei Kunden zwar nicht an Reputation eingebüßt, wohl aber das Unternehmen im direkten Umfeld. " In der Region hat uns die Diskussion um die Zukunft nicht gutgetan."

Auch aus Sicht der Arbeitnehmervertreter dürfte jetzt alles gut werden. Am Freitag habe er in der Bielefelder Oetker-Zentrale ein " offenes und ehrliches" Gespräch führen können, sagte Betriebsratsvorsitzender Karl-Heinz Hukriede. " Das erste Mal seit Monaten haben wir wieder lachen können."

Während Richard Oetker als künftiger Hausherr seine komplette Führungsetage als Fahrgemeinschaft mit VW-Bussen mit nach Ibbenbüren gebracht hatte, blieben andere Verantwortliche der Versammlung fern. Kein Mitglied der Familie Coppenrath ließ sich am Sonntagvormittag blicken, auch keiner ihrer Rechtsbeistände. " Wir hätten uns sehr gefreut, wenn wir hier persönlich Abschied hätten nehmen können", sagte Geschäftsführer Wallmeier.

Alle Hintergründe zur Übernahmeschlacht: noz.de/ coppenrath

Regionale Wirtschaftsnachrichten auf noz.de/ regionale-wirtschaft
Bildtext:
Sie verstehen sich: Coppenrath-&- Wiese-Chef Andreas Wallmeier, Betriebsratschef Karl-Heinz Hukriede und Dr. Oetker-Konzerchef Richard Oetker (von links).
Foto:
Alexander Klay

Kommentar
Schnell Fakten schaffen

Die Stimmung auf der Betriebsversammlung war gelöst, die Nachricht erfreulich: Der vergleichsweise kleine Tiefkühlkonditor Coppenrath & Wiese darf auch unter dem Dach des großen Oetker-Konzerns nach eigenem Rezept weiterbacken. Richard Oetker persönlich hat es den Beschäftigten zugesichert. Der Senior hat in dem Bielefelder Familienunternehmen das Sagen. Sein Wort gilt.

Aber wird auch sein Nachfolger sich daran gebunden fühlen? Familienzwist hat nicht nur unter den Coppenrath-Erben unternehmerisches Vorankommen behindert er plagt auch den Oetker-Clan. An dessen Spitze ist binnen drei Jahren ein Generationswechsel fällig. Die als zerstritten geltenden Halbbrüder August und Alfred Oetker wollen gegensätzliche Führungsmodelle durchsetzen und wissen jeweils Teile der Familie hinter sich.

Unter Richard Oetker konnten sich die Gesellschafter auf den Kauf des Osnabrücker Spezialisten für Tiefkühltorten einigen. Werden sie auch künftig so kompromissfähig sein, dass Coppenrath & Wiese sich entwickeln kann? Für dessen Geschäftsführung gilt es nun, flink zu sein und die Zeit bis zum Bielefelder Führungswechsel geschickt zu nutzen. Erstens, weil sie auf wichtige Investitionen etwa in der Sparte Tiefkühlbrötchen schon viel zu lange warten musste. Zweitens, weil ein eskalierender Streit um die Oetker-Spitze erneut strategische Entscheidungen blockieren könnte. Dann geriete Coppenrath & Wiese vom Regen in die Traufe.
Autor:
Alexander Klay, Christian Schaudwet


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