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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Er war der Sohn des "tollen Bomberg"
Zwischenüberschrift:
Der Egon-von-Romberg-Weg erinnert an den einstigen Gutsherrn auf Sutthausen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. " Ehepaar v. Romberg verläßt das Schloß Sutthausen in Richtung Mecklenburg", lautet die Unterschrift unter dem Foto, das die " Geschichtswerkstatt Sutthausen" in ihrer Ortschronik abgedruckt hat.
Genau da liegt das Problem: Die Erben von Schloss und Gut Sutthausen hielten sich meistens auf einem ihrer zahlreichen weiteren Besitztümer auf und kamen nur auf Stippvisite nach Sutthausen. Entsprechend wenig ist in der Osnabrücker Geschichtsschreibung über von Romberg zu finden.
So viel ist aber klar: Egon von Romberg lebte von 1873 bis 1931. Er entstammte einem alten westfälischen Adelsgeschlecht und war das siebte Kind des Freiherrn Gisbert von Romberg (1839–1897), der die Vorlage für den Schelmenroman " Der tolle Bomberg" abgab.
Egon von Romberg heiratete 1909 Maria-Magdalena von Korff, die ältere Tochter des Freiherrn Gottfried von Korff. Die von Korffs waren 1622 Eigentümer des Gutes Sutthausen geworden. Letzter in der Linie war Gottfried von Korff, dessen Verdienst es war, die alte, baufällig gewordene Burgkapelle 1894 durch die heutige neuromanische Schlosskapelle ersetzt zu haben wie auch seine Tochter nach Magdalena, der Zeugin der österlichen Auferstehung, benannt. Von Korff starb 1924. Dadurch fiel der Besitz an eben diese Tochter und seinen Schwiegersohn Egon von Romberg.
Zu den wenigen Spuren, die das Ehepaar von Romberg in Sutthausen hinterlassen hat, gehört die Nachricht, dass sie das Land für den ersten Sutthauser Friedhof stifteten. 1937 benannte die Gemeinde Holzhausen, zu der Sutthausen bis 1970 gehörte, eine Straße nach Egon von Romberg. Sie zweigt von der Hermann-Ehlers-Straße ab und führt Zum Töfatt und weiter zur Gartensiedlung beim Forsthaus. In den 1930er-Jahren veräußerte Freiin Magdalena von Romberg-Korff, seit 1931 Witwe, dort zahlreiche Parzellen zu sehr sozialen Preisen an Bauwillige. Vielleicht wäre es angebrachter gewesen, die Straße " Magdalena-von-Romberg-Weg" zu nennen, aber die Zeit für Frauen auf Straßenschildern war 1937 noch nicht gekommen.
Die Freiin trennte sich nach und nach von ihrem Sutthauser Besitz. Das Gasthaus Sutthauser Mühle ging an den langjährigen Pächter Gottfried Voss (den Vater der heutigen Eigentümerin Renate Elixmann) und das Schloss an die Landvolkhochschule Haste, die dort die Niedersächsische Bauernschule einrichtete. Später übernahm das Bistum das Herrenhaus und richtete dort unter Leitung der Franziskanerinnen ein Kindergärtnerinnenseminar ein.
Über den Baron selbst sind Geschichten im Umlauf, die man glauben kann oder auch nicht. Tatsache ist, dass die 1886 eröffnete " Secundär-Bahn" von Osnabrück nach Brackwede zunächst keinen Bahnhalt in Sutthausen vorsah. Das ärgerte die Sutthauser Bürger. Und nicht nur sie, sondern auch den Gutsbesitzer von Romberg. Er soll sich das Recht ausbedungen haben, so kolportiert es die Bahnhistorikerin Petra Pieper, auf offener Strecke zuzusteigen. Zu diesem Zweck habe er an einer Bedarfshaltestelle auf seinem Gelände eine Fahne hissen lassen. Und wenn er auf dem Rückweg aussteigen wollte, habe er einfach die Notbremse gezogen und dann mit einem spöttischen Lächeln die fällig gewordene Strafe gezahlt. Im Jahr 1900 willigte die königlich-preußische Bahnverwaltung schließlich in eine Haltestelle ein. Ein Schönheitsfehler der Anekdote ist, dass Egon von Romberg erst 1909 die Freiin von Korff ehelichte und Gutsherr wurde, als es den Sutthauser Bahnhof schon längst gab.
Ferner fällt auf, dass eine ähnliche Geschichte über Egons Vater Gisbert von Romberg im Umlauf ist. Nur dass es dabei um die Bahnverbindung Münster–Dülmen ging. Der literarisch als " toller Bomberg" verklärte Baron pflegte demnach auf der Rückfahrt mit dem Zug von Münster in Buldern die Notbremse zu ziehen, dem Schaffner die für das Vergehen festgesetzte Strafe in die Hand zu drücken und mit den Worten " mal sehen, wer das länger durchsteht, der Fiskus oder ich" sich auf den Weg zu seinem Schloss zu machen. Viele Bulderaner gingen angeblich schon dazu über, den Baron zu fragen, wann er denn das nächste Mal in Buldern die Notbremse ziehen wolle, um dann ebenfalls den Weg von Dülmen zurück nach Buldern einzusparen . . .
Die Situation eskalierte, als der Baron wieder einmal einen aus Hannover kommenden Zug, in dem auch der Herzog von Cumberland nebst Gemahlin saß, in Buldern anhielt, diesmal aber nur ausstieg, um zu urinieren, sich wieder in den Zug begab, um schließlich in Dülmen auszusteigen, wo seine Kutsche auf ihn wartete. Die Bahnverwaltung hatte bald ein Einsehen und eröffnete in Buldern die kleinste Bahnstation des Münsterlandes. So jedenfalls kann man es in Josef Wincklers 1924 erschienenem Roman nachlesen. Doch wer weiß es schon der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm. Vielleicht hat sich ja in Sutthausen Ähnliches zugetragen . . .
Bildtexte:
Egon von Romberg in der Mitte, links seine Frau Magdalena und am Steuer Chauffeur Gottfried Witte vor dem Schloss Sutthausen.
Der Egon-von-Romberg-Weg befindet sich wo auch sonst im Stadtteil Sutthausen.
Quelle:
Geschichte aus Sutthausen, Osnabrück 1998
Foto:
Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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