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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Dr. Oetker kauft Coppenrath & Wiese
 
Sorge um Handelsmarken und Logistik
 
Erben einigen sich nach langem Zwist
Zwischenüberschrift:
Beschäftigungsgarantie bestätigt – Gemischte Gefühle bei Mitarbeitern
 
Coppenrath & Wiese-Mitarbeiter erwarten Aufklärung von Käufer Dr. Oetker
 
Verkauf von Coppenrath & Wiese: Wer sind die Witwe und die Kinder des Patriarchen?
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Das Rennen ist entschieden: Der Bielefelder Lebensmittelkonzern Dr. Oetker kauft den Osnabrücker Tiefkühlkonditor Coppenrath & Wiese. Das teilte die Unternehmensleitung mit. Die Verträge seien am Donnerstag unterschrieben worden. Bei Mitarbeitern löste die Nachricht gemischte Gefühle aus.
" Für Dr. Oetker ist die geplante Akquisition von Coppenrath & Wiese ein historischer Meilenstein der Unternehmensgeschichte und bedeutet den Markteintritt in für uns bisher nicht bearbeitete Segmente", sagte Gesellschafter Richard Oetker der Mitteilung zufolge. Er betonte, die Marke Coppenrath & Wiese und auch das Handelsmarkengeschäft des Unternehmens werde man " unverändert weiterentwickeln".
Die vom Betriebsrat mit den Alteigentümern im vergangenen Jahr vereinbarte Beschäftigungsgarantie bis 2018 bestätigte Oetker. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Mit dem Hinweis auf das Handelsmarkengeschäft reagierte Oetker sehr wahrscheinlich auf Bedenken des Betriebsrats. Dieser hatte die Befürchtung geäußert, bei einem Verkauf an das Bielefelder Familienunternehmen könnte die wichtige Produktion für Eigenmarken von Supermarktketten zurückgefahren werden, was zu Stellenstreichungen führen könnte.
Die Kunde vom Verkauf vor der für den 8. März angesetzten Betriebsversammlung hat die Arbeitnehmervertreter überrascht. " Die Entscheidung ist getroffen, alles Weitere muss man sehen", sagte Hermann Lange lage, Mitglied des Betriebsrats. Positiv bewertete er, dass überhaupt eine Entscheidung gefällt wurde: " Wir sind froh darüber, unter den Mitarbeitern herrschte angesichts der unklaren Lage extreme Unruhe."
Einige Mitarbeiter zeigten sich am Donnerstag erfreut über die Nachricht. " Endlich hat das lange Warten und Bangen ein Ende", sagt ein Mitarbeiter am Standort Osnabrück-Atter, der dort seit zehn Jahren beschäftigt ist. Doch gänzlich ist die Unruhe nicht verschwunden. " Wir haben eine Garantie bis 2018 aber was ist danach?", fragt sich eine Mitarbeiterin, die seit 23 Jahren in Atter arbeitet. " Ich bin Mitte 50 das macht mir schon Sorgen", sagt sie mit Blick auf 2018.
Stefan Berlemann, Betriebsratsvorsitzender am Standort Osnabrück, versteht die Ängste einiger Mitarbeiter: " Wir haben zwar die Garantie bis 2018, aber die Sorgen sind erst mal da." Sorge bereite ihm, Dr. Oetker könnte die Verwaltung nach Bielefeld verlegen.
Dr. Oetker wies darauf hin, dass der Verkauf noch unter dem Vorbehalt einer behördlichen Genehmigung stehe. Üblicherweise werden Bedenken des Bundeskartellamts bei solchen Transaktionen im Vorfeld ausgelotet. Die Chancen für eine Zustimmung zur Übernahme dürften gut stehen. Brigitte Coppenrath, die für die Erbengemeinschaft sprach, äußerte sich optimistisch. Sie sei " sicher, dass wir mit Dr. Oetker den richtigen Partner" gefunden hätten.

Tiefkühlkonditor in der Krise wie es dazu kommen konnte: noz.de/ coppenrath
Wie steht es um die Unternehmen in der Region? noz.de/ regionale-wirtschaft
Bildtext:
Künftig unter der Flagge von Dr. Oetker: die Unternehmenszentale von Coppenrath & Wiese in Osnabrück.
Foto:
David Ebener

Kommentar
Oetker muss Perspektiven bieten

Nun also doch Dr. Oetker. Nach monatelangem Gerangel um die Osnabrücker Konditorei Coppenrath & Wiese hat sich das von vielen erhoffte Traumpaar endlich gefunden. Damit herrscht Klarheit: Bei den jüngsten Spekulationen um Mitbieter wie den Finanzinvestor Cinven handelte es sich um Störfeuer.

Die Einigung zwischen den Coppenrath-Erben und Dr. Oetker ist gut für die Zukunft der Marke aus Osnabrück und für den überwiegenden Teil der Mitarbeiter. Das Unternehmen kommt in erfahrene Hände. Mit Tiefgekühltem kennt sich der weltweit agierende Familienkonzern aus Bielefeld bestens aus durch die Übernahme dürfte der Weg zu weiterem Wachstum geebnet sein. Und die Beschäftigen haben Gewissheit, wie es weitergeht.

Doch was bedeutet der Verkauf für die rund 2200 Mitarbeiter konkret? Am Produktionsstandort im westfälischen Mettingen dürfte sich unter neuer Regie kaum etwas ändern. Aber am Unternehmenssitz in Osnabrück? Es bleibt abzuwarten, wie viel das Wort der Coppenrath-Erben wert ist: Sie hatten im Herbst zugesagt, das Unternehmen nur als Ganzes und mit einer Beschäftigungsgarantie bis 2018 zu verkaufen.

Letztere hat Dr. Oetker am Donnerstag noch einmal bestätigt. Aber nach 2018? Eine Verwaltung ist bei Dr. Oetker im nahen Bielefeld vorhanden. Und was geschieht mit der Tiefkühl-Spedition Overnight? Für einen guten Einstand muss Dr. Oetker jetzt schnell Perspektiven aufzeigen.

Osnabrück. Mit Spannung, teils mit Bangen, erwarten die mehr als 2000 Mitarbeiter des Tiefkühlkonditors Coppenrath & Wiese an den Standorten Osnabrück und Mettingen die für Sonntag angesetzte Betriebsversammlung. Erfahren sie dort endlich, wie es mit dem Unternehmen weitergeht?

Monatelang zogen sich die Gespräche der Gesellschafter mit den Kaufinteressenten hin. Im Rennen zuletzt: der Bielefelder Nahrungsmittelriese Dr. Oetker, aber auch die internationalen Finanzinvestoren Cinven und Montagu. Nun also Dr. Oetker ein Familienunternehmen übernimmt das andere.

Zumindest der Betriebsrat des wohl bald von Bielefeld aus kontrollierten Spezialisten für Tiefkühltorten weiß bald mehr. Am Samstag treffen seine Mitglieder in der Oetker-Zentrale mit Managern des weltweit agierenden Konzerns zusammen. Dort wollen sie unter anderem erfahren, wie sich Dr. Oetker die Zukunft des Handelsmarkengeschäfts von Coppenrath & Wiese vorstellt. Denn eigentlich passt die Produktion für günstige Eigenmarken der großen Lebensmittelketten nicht zum Profil von Dr. Oetker. Der Konzern setzt ausschließlich auf eigene Marken. " Wir werden deshalb fordern: Sagt uns konkret, was ihr mit den Handelsmarken vorhabt′", sagt auch Mohamed Boudih, Geschäftsführer der für Coppenrath & Wiese zuständigen Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Region Münsterland. Sollten tatsächlich Jobs im Handelsmarkengeschäft wegfallen, werde die NGG für die Mit arbeiter eine Kompensation durch die Fertigung anderer Produkte einfordern.

Auch jenseits der Produktion machen sich Mitarbeiter Gedanken über Dinge, die Oetker künftig nicht mehr ins Konzept passen könnten. " Ich bin sehr skeptisch, wie es nach 2018 weitergeht", sagt ein Lkw-Fahrer in Bezug auf das Auslaufen der bisherigen Beschäftigungsgarantie. Dr. Oetker habe keine eigene Spedition werden die Bielefelder ihn langfristig beschäftigen, fragt er sich.

Brennend interessieren wird viele " Cowi"- Mitarbeiter auf der Betriebsversammlung auch: Wo will Dr. Oetker investieren? Zwar ist das Image der Marke Coppenrath & Wiese exzellent, und die Ware verkauft sich gut. Doch dem Unternehmen entgehen Chancen: Von der stark wachsenden Nachfrage nach Tiefkühlbrötchen profitiert Coppenrath & Wiese nur wenig, da es an Produktionskapazitäten mangelt.

Hängepartie: Die Vorgeschichte des Verkaufs auf noz.de/ coppenrath
Bildtext:
Hat künftig das Sagen: Richard Oetker, persönlich haftender Gesellschafter der Dr. August Oetker KG.
Foto:
dpa

Osnabrück. Nun haben sich die Erben des 2013 verstorbenen Firmenpatriarchen Aloys Coppenrath doch geeinigt und dem Bielefelder Nahrungsmittel- und Schifffahrtskonzern Dr. Oetker den Zuschlag gegeben.
Das gewöhnlich gut informierte Fachblatt " Lebensmittelzeitung" hatte von einem schweren Zerwürfnis unter der Witwe und den Kindern Coppenraths berichtet. Der Zwist soll lange Zeit alle unternehmerischen Entscheidungen blockiert haben. Unserer Redaktion sagte der Geschäftsführer von Coppenrath & Wiese, Andreas Wallmeier, im vergangenen Sommer: " Die Unfähigkeit zu strategischen Entscheidungen ist der Grund für den Verkauf des Unternehmens."
Wer sind die Gesellschafter, die sich nicht zu einer Unternehmensstrategie, nun aber wenigstens zum Verkauf durchgerungen haben? Das Osnabrücker Unternehmen gehört zu 100 Prozent der Witwe und den Kindern des Firmengründers:
Jens Coppenrath lebt laut " Wirtschaftswoche" seit 15 Jahren mit Frau und Kindern in den USA, wo er sich mit Immobilien- und Vermögensverwaltung beschäftigt.
Schwester Anne-Caroline Ramm wohnt demnach mit ihrer Familie in Berlin. Sie soll sich schon früh zu einem Ausstieg aus dem Unternehmen bereit gezeigt haben.
Erbe Rolf Coppenrath betreibt der " Wirtschaftswoche" zufolge den Hamburger Life! Verlag, der Zeitschriften mit Titeln wie " Food and Travel" und " Das Karibik-Magazin" herausbringt.
Brigitte Coppenrath, die Mutter der drei und Witwe von Aloys Coppenrath, soll diejenige sein, die am vehementesten auf den Erhalt des Vermächtnisses ihres Mannes gedrungen hat.
Kenner des Unternehmens glauben, dass dieses Motiv in den Verhandlungen mit möglichen Investoren zuletzt kaum noch eine Rolle spielte und die Erben vor allem darauf aus waren, den höchstmöglichen Preis zu erzielen.
Autor:
Jörg Sanders, Christian Schaudwet, Alexander Klay, Jann Weber


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