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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Bombenfund: Evakuierung in Osnabrück
 
Spontane Bombenräumung in Eversburg
Zwischenüberschrift:
4000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen – Entschärfung dauerte bis in die Nacht
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Eine Fünfzentnerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg wurde am ges trigen Donnerstag in Osnabrück gefunden. Der Blindgänger aus britischer Produktion war am Morgen entdeckt worden. Aufgrund seiner Gefährlichkeit und Lage entschied der diensthabende Sprengmeister des Kampfmittelbeseitigungsdienstes, Hans Mohr, aus Oldenburg, dass der Sprengkörper sofort entschärft werden sollte.
Daraufhin mussten etwa 4000 Menschen das Evakuierungsgebiet im Stadtteil Eversburg verlassen. Polizei, Technisches Hilfswerk und Rettungsdienste sorgten ab 16 Uhr dafür, dass die Menschen ihre Wohnungen verließen. Es kam zu erheblichen Störungen im Berufsverkehr. Von der Evakuierung betroffen war auch das Klinikum am Natruper Holz. Gehfähige Patienten wurden aus der Klinik gebracht. Alle anderen wurden in einem sicheren Teil des Gebäudes untergebracht. Entdeckt worden war die Bombe nach dem Hinweis eines 81-jährigen Osnabrückers, der als Kind regelmäßig in der Nähe des Fundortes im Natruper Holz gespielt hatte. Er hatte Mitarbeitern der zuständigen Abteilung im Ordnungsamt am Morgen den entscheidenden Hinweis gegeben. Die spontane Bombenräumung war notwendig geworden, weil von dem Blindgänger durch seine Lage direkt unter der Oberfläche und an einem Waldweg eine erhebliche Gefahr ausging. Die Arbeiten am Fundort gestalteten sich schwierig.
Erst um 22.45 Uhr war der Zünder freigelegt. Da es sich um einen konventionellen Zünder handelte, entschied sich Mohr für die Entschärfung vor Ort. Diese Arbeiten waren bis Redaktionsschluss, eine Sprengung war bis zuletzt nicht auszuschließen.

Osnabrück. Die letzte Spontanräumung eines Weltkriegblindgängers liegt fünf Jahre zurück. Seinerzeit lag die Bombe an der Humboldtstraße. Gestern war es eine britische Fünfzentnerbombe im Natruper Holz, die ad hoc entschärft werden musste. Die Bombe hatte einen konventionellen Zünder. Die Arbeiten zogen sich bis tief in die Nacht hin. Die Lage der Bombe, die Dunkelheit und die bis zuletzt anhaltende Ungewissheit über das Zündsystem zogen die Entschärfung in die Länge.

Etwa 4000 Menschen hatten das Evakuierungsgebiet in Eversburg verlassen müssen. Polizei, Technisches Hilfswerk und Rettungsdienste sorgten ab 16 Uhr dafür, dass die Menschen ihre Wohnungen verließen oder erst gar nicht betraten, wenn sie gerade vom Job in den häuslichen Feierabend gehen wollten. Von der Evakuierung betroffen war auch das Klinikum am Natruper Holz. Gehfähige Patienten wurden aus der Klinik gebracht. Alle anderen wurden in einem sicheren Teil des Gebäudes untergebracht. Die Evakuierung verlief weitestgehend reibungslos, wenngleich einige Anwohner den Sinn der Maßnahme nicht immer auf Anhieb einsehen wollten. Ein Anwohner der Wersener Straße, der sich partout nicht den Anweisungen beugen wollte, wird nun durch seine Verweigerung mit einem Strafverfahren rechnen müssen.

Dass die Bombe entschärft werden konnte, hat die Stadt einem 81-jährigen Osnabrücker zu verdanken, der als Kind regelmäßig im Natruper Holz gespielt hat. Damals hätten alle Kinder aus der Umgebung gewusst, dass dort noch eine Bombenmulde sei. " Als ich am Dienstag auf dem Weg zum Einkaufen einen Trupp der Stadt gesehen habe, der nach Blindgängern sucht, habe ich mich erinnert", erzählt er. Der Mann hatte vor vielen Jahren schon einmal Kontakt zum Kampfmittelbeseitigungsdienst: Auch damals hatte er eine Bombe gemeldet, auch sie wurde entschärft.

" Wir sind dankbar, wenn wir solche Zeitzeugen haben", sagt Jürgen Wiethäuper, bei der Stadt verantwortlich für die systematische Suche nach und Entschärfung von Blingängern. Ein Ortstermin mit dem 81-Jährigen habe am frühen Donnerstag zur Entdeckung des Blindgängers geführt. " Er hat auf die Stelle gezeigt und unsere Sonde hat auch sofort angeschlagen." Danach reichte ein bisschen Kratzen mit dem Spaten und schon war das Metall der Bombe zu sehen. " Wir haben dann den Kampfmittelbeseitigungsdienst angerufen und die Situation geschildert. Es war sofort klar, dass wir nicht warten konnten und die Bombe sofort entschärft werden musste", so Wiethäuper weiter. Das sei eine " klare Ansage" von Sprengmeister Hans Mohr gewesen. Die Bombe habe zu dicht an der Oberfläche gelegen und zu nah an einem Waldweg. Hinzu kam, dass es sich um eine britische Bombe handelte, die mit einem der gefährlichen Langzeitzünder hätte ausgerüstet sein können.

Durch die Lage der Bombe und die Dunkelheit gestaltete sich die Räumung schwierig. Quälend langsam verging die Zeit für die Evakuierten, die bei Freunden oder im Evakuierungszentrum im Gymnasium in der Wüste Unterschlupf gefunden hatten. " Wir müssen vor allem bei den schwierigen Lichtverhältnissen äußerst vorsichtig sein. Die Sicherheit der Leute steht an erster Stelle", so Wiethäuper. Zwar sei der Fundort gut ausgeleuchtet, starke Schlagschatten machten die Arbeiten aber gefährlich. Erst um 22.45 Uhr war der Zünder freigelegt. Da es sich um einen konventionellen Zünder handelte, entschied sich Mohr für die Entschärfung vor Ort. Die Arbeiten dauerten bis Redaktionsschluss an.

Weitere Infos auf www.noz.de
Bildtexte:
Trotz Stress ein freundliches Lächeln: Ramona Schult von den Johannitern am Evakuierungszentrum.
Die mobile Evakuierungsleitstelle der Feuerwehr. Hier liefen viele Fäden zusammen.
Freiwillige Helfer vom THW gingen von Tür zu Tür, um die Evakuierungsmaßnahme umzusetzen.
Fotos:
Michael Gründel

Kommentar
Es ist besser so

Die spontane Bombenräumung am Donnerstagnachmittag hat Tausende Osnabrücker aus ihrer gewohnten Feierabendroutine geworfen. Der überwiegende Teil von ihnen hat es mit stoischer Ruhe ertragen.

Das mag zum einen dem Gewöhnungsfaktor zu danken sein, zum anderen aber sicherlich auch der besseren Einsicht, dass einfach wegmuss, was sonst Tod und Verderben bringen könnte, denn die Hinterlassenschaften aus dem Zweiten Weltkrieg werden von Jahr zu Jahr gefährlicher.

Den letzten Uneinsichtigen sei ins Stammbuch geschrieben, dass diese Blindgänger auch durch Selbstzündung von einer Sekunde auf die andere in die Luft gehen können.

Deshalb sollten wir dankbar sein, dass so viele hauptamtliche und ehrenamtliche Helfer bereit und willens sind, auch ganz spontan anzupacken, wenn es gilt einen Blindgänger zu entschärfen.
Autor:
Dietmar Kröger, Christian Lang, Kim Ulpts, Meike Baars, Martina Grothe


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