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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Ein Schulmeister mit Gemeinsinn
Zwischenüberschrift:
Die Schwenkestraße in Eversburg erinnert an den Rektor und Bürgervereins-Vorsitzenden
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Die Schulstraße in Eversburg hieß so, weil sie, ausgehend von der Wersener Straße, schnurstracks auf die Volksschule an der Atter straße zulief. Doch 1972 bekam Osnabrück Zuwachs unter anderem wurde Hellern eingemeindet. Dort gab es bereits die Große und die Kleine Schulstraße, die insgesamt mehr Gewicht auf die Waage brachten und daher ihre Namen behalten durften. Die Eversburger Schulstraße musste umgetauft werden. Eine sinnvolle Alternative war bald gefunden: Man gab ihr den Namen des zwei Jahre zuvor gestorbenen Schulrektors Heinrich Schwenke. Der hatte nicht nur über 39 bewegte Jahre hinweg der Eversburgschule seinen Stempel aufgedrückt, sondern auch als Vorsitzender des Bürgervereins die Gesamtinteressen des Stadtteils verfolgt.
Heinrich Schwenke wurde am 27. Januar 1880 in Osnabrück geboren. Er durchlief die Lehrerausbildung an der Osnabrücker Präparandie und am evangelischen Lehrerseminar. Seine erste Lehrerstelle bekam er, wie damals üblich, in der Grafschaft Bentheim. Von dort ging es nach Rabber (heute Ortsteil von Bad Essen). Als " Kostgänger" fand er bezahlte Schlafunterkunft und Verpflegung im Haus der Kaufmannsfamilie Rullmann. Wie es sich so fügte, kam er dabei auch der Wirtstochter näher. Helene Rullmann wurde seine Ehefrau.
1906 versetzte ihn das Schulamt an die evangelische Volksschule in Eversburg. Das Gebäude an der Schulstraße 3/ 4 war mit fünf Klassen belegt. Dank der Verstärkung durch Lehrer Schwenke konnte eine sechste Klasse eingerichtet werden und 1908 eine siebte. Die Zahl der schulpflichtigen Kinder war zu dieser Zeit stark im Wachsen: Bergbau und Steinbruch am Piesberg hatten viele Arbeitskräfte angezogen, die in der Arbeiterkolonie Eversheide heimisch geworden waren und Familien gegründet hatten.
Die Schwenkes wohnten zuerst noch in dem kleinen alten Schulhaus an der Atterstraße, ehe sie im Bahnhofsgebäude Eversburg eine Dienstwohnung zugewiesen bekamen. Heinrich Schwenke stieg zum Konrektor und schließlich zum Rektor der Eversburgschule auf. 1938 wurden die evangelische Eversburgschule und die katholische Liebfrauenschule zur Gemeinschaftsschule zwangsvereinigt. Schwenke leitete auch diese Schule, und zwar bis zum Zusammenbruch des Nazi-Regimes 1945. Dann hatte er das 65. Lebensjahr erreicht und ging in Pension.
In dem Jahr, in dem Schwenkes Schulkarriere in Eversburg begann, schlossen sich besorgte Eversburger Bürger zu einer Interessenvertretung zusammen. Am 25. November 1906 gründeten sie im Gasthaus Klatte den " Verein zur Wahrnehmung berechtigter Interessen für den Polizeibezirk Eversburg", den Vorläufer des heutigen Bürgervereins. Einen Mann wie Schwenke konnten sie gut dabei gebrauchen. 1908 wurde er als Schriftführer in den Vorstand gewählt, von 1913 bis 1932 amtierte er als erster Vorsitzender.
Die Eversburger fühlten sich vom Magistrat notorisch vernachlässigt. Ständiger Anlass zur Beschwerde war der schlechte Straßenzustand. Die Stadt fühlte sich nicht zuständig, weil die Straßen dem Georgsmarienverein, also dem Eigentümer des Piesbergs, gehörten, der sich als Baulastträger aber gern aus der Verantwortung stahl.
Jedem Tierfreund müsse das Herz bluten, hieß es auf der Mitgliederversammlung 1914, wenn er sehe, wie die Fuhrwerke auf dem schlechten Pflaster der Atterstraße hin- und hergeschleudert und dadurch die Zugtiere durch die Stöße stark in Mitleidenschaft gezogen würden.
Ein anderes Aufregerthema: Die Eingabe des Vereins an den Magistrat, die Wasserleitung endlich bis zum Friedhof Eversburg zu verlängern, war abschlägig beschieden worden. Zur Begründung hatte es geheißen, dass bei der in Eversburg üblichen " einfachen Gräberpflege" die Wasserversorgung durch eine Handpumpe genüge. Das brachte die Eversburger auf die Palme. Energisch setzte Schwenke sich auch für den Anschluss an Stromnetz und Müllabfuhr ein, er forderte eine häufigere Postzustellung und den Ausbau der Schmutzwasserkanalisation. Gleichzeitig galt es, ungute Gerüche von der Kläranlage abzuwehren.
Heinrich Schwenke hat die Entwicklung des Stadtteils in der Nachkriegszeit, als viele alte Probleme gelöst wurden, aber auch neue entstanden, etwa durch das Zusammenwachsen von Wohnbebauung und Gewerbeflächen, noch sehr bewusst miterlebt. Er starb hochbetagt mit fast 90 Jahren am 2. Januar 1970.
Bildtexte:
Heinrich Schwenke (1880– 1970) prägte den Stadtteil Eversburg. Das Foto entstammt dem Privatarchiv Ilsetraut Lindemann.
Das Gebäude Schwenkestraße 2 ist die alte Wirkungsstätte von Heinrich Schwenke, die Eversburgschule.
Foto:
Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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