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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Schärfere Regeln für den Ferienpass
 
Wird der Ferienpass künftig einkassiert?
Zwischenüberschrift:
Bäderchef Hermle will schärfere Regeln für das Nettebad durchsetzen
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Osnabrücks Bäderchef Wolfgang Hermle will strengere Regeln für Ferienpassbesucher im Nettebad einführen. Nachdem im vergangenen Jahr 156 Tageshausverbote ausgesprochen worden seien, sollen künftig die Ferienpassinhaber durch einen Ausweis belegen, dass sie die tatsächlichen Besitzer sind. Für die Dauer des Aufenthaltes sollen die Ferienpässe an der Kasse einbehalten, erst bei Verlassen des Bades zurückgegeben werden und bei Bedarf ganz einkassiert werden. Von den Krawallmachern sollen die Daten notiert werden, um ihnen beim eventuellen zweiten Regelverstoß ein dauerhaftes Hausverbot zu erteilen. Laut Hermle sind die jungen Krawallmacher eindeutig als Ferienpass-Jugendliche zu erkennen: Sie trügen ein anderes Chip-Armband als die regulär zahlenden Badegäste.

Osnabrück. Seit Jahren beklagt sich das Nettebad über Randale, die fast ausschließlich von Ferienpass-Besitzern ausgehe. Um die Daten der Krawallmacher problemlos aufnehmen zu können, sollen nach Wunsch der Stadtwerke künftig alle Ferienpass-Inhaber das Dokument während der Schwimmzeit an der Kasse abgeben nachdem sie nachgewiesen haben, dass der Ferienpass tatsächlich ihnen gehört.

Zwei Tageshausverbote in den Monaten bis zu den Sommerferien und 156 Tageshausverbote während der Sommerferien das sind die Zahlen des vergangenen Jahres, auf die sich Wolfgang Hermle stützt. " Die allermeisten Ferienpass-Besitzer sind völlig friedlich", unterstreicht er, " aber wenn es Ärger gibt, dann machen den die Ferienpass-Kinder."

Das Problem ist nicht neu, der Osnabrücker Bäderchef bemüht sich seit einigen Jahren intensiv darum, die Mehrheit der Badegäste im Nettebad vor den wenigen Randalierern zu schützen. Besonders populär waren die Maßnahmen bislang nicht. 2013 durften Ferienpass-Kinder von freitags bis sonntags nur in Begleitung ihrer Eltern das Nettebad besuchen. Potenzielle Randalierer sollten so dazu gebracht werden, nicht an den oft überfüllten Wochenenden das Bad zu besuchen. Viele Ferienpass-Inhaber und deren Eltern beschwerten sich daraufhin über die unbequeme Regelung und fanden Gehör im Jugendhilfeausschuss der Stadt, wo von " Sippenhaft" die Rede war.

Kritik am Rat

Wolfgang Hermle hat grundsätzlich Verständnis für die Verärgerung, denn natürlich träfen solche Regelungen auch die falschen. " Die Politik will aber auch nicht wahrhaben, dass wir hier ein riesiges Problem haben." Die wenigen " faulen Eier" würden einer unvertretbar großen Zahl friedlicher Gäste den Aufenthalt im Nettebad vermiesen. Weil etwa immer wieder kleine Kinder im Rutschenturm umgerannt würden, kämen viele Badegäste irgendwann überhaupt nicht mehr ins Bad.

Dass der Ärger fast ausschließlich von Ferienpass-Inhabern ausgeht, ist laut Wolfgang Hermle völlig eindeutig. " Die tragen ein anderes Chip-Armband, deswegen erkennen wir das sofort." Mehr als die Zuordnung erlaubt das Armband allerdings nicht und deshalb will Hermle nun zu anderen Maßnahmen greifen. In den kommenden Sommerferien sollen zunächst alle Ferienpass-Kinder durch einen Ausweis nachweisen, dass sie auch tatsächlich der Inhaber des Ferienpasses sind. Oft hätten die Krawallmacher nämlich überhaupt keinen Anspruch auf den Ferienpass und benutzten das Dokument eines Freundes oder Bruders, erzählt Hermle. Für die Dauer des Badebesuchs soll nach seinem Wunsch nun der Ferienpass an der Kasse einbehalten werden. " Beim Verlassen bekommt jeder den Ferienpass wieder zurück auch die, die Ärger gemacht haben." Bevor die Krawallmacher das Dokument aber wieder ausgehändigt bekommen, soll sich das Kassenpersonal künftig ihre Daten notieren. Sollte jemand dann erneut über die Stränge schlagen, könne man eindeutig nachweisen, dass es sich um einen Wiederholungstäter handele. " Bislang sind solche Leute ja immer nur dann aufgefallen, wenn sie zufällig vom selben Mitarbeiter erwischt wurden."

Dauer-Hausverbot droht

Wie genau Hermle und seine Angestellten mit den chronischen Randalierern verfahren wollen, steht noch nicht fest. " Aber ich denke mal, nach dem zweiten Tages-Hausverbot ist Schicht im Schacht." Heißt im Klartext ein dauerhaftes Hausverbot. Wer dann trotzdem wiederkommt, begeht Hausfriedensbruch und macht sich somit strafbar.

Zusätzlich droht den Krawallmachern die Einziehung des Ferienpasses, wie Stadträtin Rita Maria Rzyski bestätigt. Diese Maßnahme sei aber " nicht kriegsentscheidend". Rzyski glaubt vor allem an den erzieherischen Effekt durch die bloße Androhung von Konsequenzen.

Laut der Stadträtin hat es in dieser Angelegenheit bislang ein Gespräch zwischen den Stadtwerken und der Verwaltung gegeben. Entschieden sei noch nichts. " Letzten Endes handeln wir das bei der Vertragsschließung aus." Anders als Hermle geht Rzyski bislang davon aus, dass nicht alle Badegäste ihren Ferienpass an der Kasse hinterlegen müssen, sondern nur diejenigen, die schon einmal auffällig geworden sind. Darauf angesprochen, dass der Bäderchef hier einen deutlich anderen Plan verfolgt, sagt die Stadträtin wiederum, dass die konkrete Ausgestaltung " nicht kriegsentscheidend" sei.

Bevor die Neuregelung in welcher Form auch immer in Kraft treten kann, muss aber ohnehin erst einmal der Jugendhilfe-Ausschuss darüber beraten.

Eine vernünftige Idee? Diskutieren Sie mit auf www.noz.de/ os

Kommentar
Ein Plan mit vielen Fragezeichen

Dass Bäderchef Hermle Sicherheit im Nettebad will, ist seine Pflicht. Dabei ist unerheblich, ob er selbst oder ein ganz normaler Badegast von einem Teenager attackiert wurde. Der Plan zur Kontrolle und einem Einzug der Ferienpässe wirft aber noch jede Menge Fragen auf.

Wie soll die Kontrolle der einzelnen Jugendlichen und ihrer Ferienpässe samt Ausweispapieren an einem schönen Sommertag bei Ansturm auf das Nettebad laufen? Warum eigentlich gibt es solche Vorfälle nur im Nettebad und nicht im Moskaubad? Darf ein Badbetreiber den käuflich erworbenen Ferienpass einkassieren?

Trotz aller gegenteiliger Beteuerung werden erneut alle Ferienpassinhaber in Misskredit gebracht: 8400 Ferienpässen stehen 156 Hausverbote gegenüber.
Autor:
Heinrich Grupe, Ulrike Schmidt


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