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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Vorerst keine Elefantenzucht im Zoo
 
Zoo muss weiter auf Elefantenkühe warten
Zwischenüberschrift:
Politik bremst Tierkarussell: Aufbau der Zuchtgruppe stockt – Mutterlinie zum Jubiläum?
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Der Aufbau einer Zuchtgruppe für asiatische Elefanten im Zoo Osnabrück stockt. Die im Herbst aufgekeimte Hoffnung, kurzfristig eine fortpflanzungsfähige Mutterlinie am Schölerberg einstallen und von Bulle Luka decken zu lassen, hat sich nach Recherchen unserer Redaktion zerschlagen. Zoodirektor Michael Böer bedauert: " Unser großes Ziel verschiebt sich leider." Es sei völlig offen, wann die ersten Elefantenkühe zum Zweck der Arterhaltung nach Osnabrück transferiert werden können.
Bis dahin würden allerdings die beiden sechsjährigen Jungbullen Shanti und Shahrukh am Schölerberg bleiben und nicht wie ursprünglich vorgesehen in den Zoo von Athen reisen. Möglicherweise werde die vor Monaten von fünf auf drei Tiere verkleinerte Gruppe sogar aufgestockt.

Osnabrück. Der Zoo Osnabrück muss sich beim geplanten Aufbau einer Elefanten-Zuchtgruppe weiter gedulden. Grund sind kollidierende Interessen anderer Zoos. Wann nun die ersten asiatischen Elefantenkühe an den Schölerberg transferiert werden können, um mit Altbulle Luka für Nachwuchs zu sorgen, ist völlig offen.

Noch im Herbst sah alles so gut aus. " Der Zoo Osnabrück stellt sich auf die Übernahme einer Mutterlinie in den nächsten Monaten ein", hieß es in einer Mitteilung von Mitte September 2014. Ein knappes halbes Jahr später warten der Zoo und sein Millionenpublikum immer noch auf die neue Attraktion. Mit einem Unterschied: Das hiesige Elefantenhaus ist leerer geworden. Statt ursprünglich fünf stehen nur noch drei Exemplare der vom Aussterben bedrohten Tierart auf der Anlage.

In der sicheren Annahme, die zuständige Artkommission im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) teile ihm im Winter die ersehnten fortpflanzungsfähigen Weibchen zu, war der Zoo Osnabrück in Vorleistung gegangen. " Wir sind auf der Warteliste an erster Stelle", sagte damals Zoodirektor Prof. Dr. Michael Böer unserer Redaktion. Und war überzeugt: " Uns stehen spannende Zeiten bevor!"

Also schuf er Platz: Zwei der vier Jungbullen Nuka und Dinkar reisten nur Tage nach der Jubelmeldung in den Zoo Veszprém nach Ungarn. Der Abschied von Shanti und Shahrukh Richtung Athen wurde für wenig später angekündigt. Doch die beiden sind immer noch in Osnabrück. Und von den zwei bis fünf erwarteten Kühen keine Spur. Warum? Internationale Zoo- und Züchterpolitik hat das Elefantenkarussell ins Stocken gebracht.

Böer erklärt: Der Tiergarten, dessen überzählige Asiaten-Weibchen laut EEP eigentlich für Osnabrück vorgesehen waren, verzögere die Abgabe wegen stockender Umbaupläne. " Der Zoo möchte natürlich kein leeres Haus zeigen." Erschwerend komme hinzu, dass sich die Artkommission rund um den Jahreswechsel neu formierte und bisherige Absprachen auf den Prüfstand stellte. Wofür Böer ebenfalls Verständnis zeigt: " Auch das muss bei solch hochempfindlichen und sensiblen Tieren wie Elefanten jederzeit möglich sein."

Direktor gibt nicht auf

Um das Karussell dennoch wieder zu seinen Gunsten zu drehen, hat Osnabrücks Zoodirektor inzwischen den höchsten Entscheidungsträger im Elefanten-EEP eingeschaltet. Und einen Teilerfolg errungen: Im Sommer darf Böer den verantwortlichen Gremien Standpunkt und Konzept vortragen. " Dann wollen wir sagen, was wir wollen und was wir können. Und warum wir beim Transfer einer Mutterlinie im Sinne der Arterhaltung an der Reihe sind." Schließlich habe sich der Zoo Osnabrück im EEP, das auf den Aufbau einer eigenständigen Population abseits der freien Wildbahn zielt, " immer vorbildlich verhalten".

Es sei zwar schade, dass es hier zurzeit nur drei Elefanten gebe, räumt Böer ein. " Einen großen Attraktivitätsverlust bedeutet das aber nicht." Auch den Tieren selbst habe es nicht geschadet: Den nach Ungarn verschickten Jungtieren gehe es " blendend". Und dass die beiden anderen Kleinen vorerst am Schölerberg bleiben, anstatt nach Griechenland zu gehen, sei " nicht unbedingt von Nachteil". So könne man weiter wertvolle Erfahrung im Umgang mit Asiatischen Elefantenbullen sammeln.

Böer: " Wir brauchen einfach mehr Geduld." Mit ein bisschen Glück klappe es ja bis zum großen Jubiläum 2016 mit der Ankunft einer Zuchtgruppe. Dann feiert der Zoo Osnabrück 80-jähriges Bestehen. Auf eine hausgemachte Elefantengeburt wird man am Schölerberg allerdings wohl noch deutlich länger warten müssen: Im besten Fall wäre diese naturgemäß erst 22 Monate nach Eintreffen der Kühe möglich.
Bildtext:
Da war die Männer-WG im Osnabrücker Elefantenhaus noch komplett: Zuchtbulle Luka (links) und drei der vier Jungtiere aus der " Rüssel-Rasselbande" im Sommer 2013. Nach dem Transfer von Nuka und Dinkar im Herbst vergangenen Jahres ist aus dem Quintett ein Trio geworden.
Foto:
Zoo Osnabrück

Asiatische Elefanten
Elefanten sind die schwersten Landsäugetiere der Welt. Es gibt zwei Arten: Asiatische und Afrikanische Elefanten. Die Asiaten stehen unter besonderem Schutz. Ihre Population in der Wildbahn wird weltweit auf maximal 30 000 Tiere geschätzt. Von Afrikanischen Elefanten gibt es frei lebend 20-mal mehr. Asiatische Elefanten können über drei Meter groß werden und mehr als 5000 Kilogramm wiegen. Ihre afrikanischen Verwandten werden noch größer und noch schwerer. Unterscheiden kann man sie vor allem an drei Dingen: Asiatische Elefanten haben die kleineren Ohren, zwei Buckel auf dem Kopf und nur einen statt zwei " Finger" am Rüssel. Trotz ihrer Masse sind Elefanten flott unterwegs: Tempo 35 und mehr ist für die Dickhäuter kein Problem. Da hätte selbst Usain Bolt als schnellster Mensch der Welt Schwierigkeiten mitzuhalten. Bleiben Asiatische Elefanten gesund, erreichen sie ein Alter zwischen 60 und 80 Jahren. Als Pflanzenfresser ernähren sie sich vor allem von Gras, Heu, Ästen, Rinde und Früchten.

Kommentar
Dickhäutig

Auf dem Weg zur Elefantenzucht braucht der Zoo ein dickes Fell um nicht zu sagen: dicke Haut. Denn nach dem 2013 in letzter Minute gestoppten Transfer vermeintlich lungenkranker Tiere aus Emmen ist der jüngst geplatzte Tausch der zweite herbe Rückschlag.

Gab es im ersten Fall für den verantwortungsvollen Zoodirektor Böer überhaupt keine Alternative zur Notbremsung, so mag es im zweiten Fall durchaus etwas naiv erscheinen, die beliebte " Rüssel-Rasselbande" zu sprengen und zwei von vier Jungbullen abzugeben, ohne die ersehnten Kühe sicher zu haben. Doch Böer hat seine Lektion auf dem Parkett der internationalen Zoopolitik gelernt und kämpft. Zudem sind seine Motive ehrenwert: Er ging in Vorleistung, weil er bedingungslos an das Europäische Erhaltungszuchtprogramm glaubt und nur das Beste für die Tiere will. Möge ihm die Zeit recht geben. Und Osnabrück die konkrete Aussicht auf ein Elefantenbaby.
Autor:
Sebastian Stricker


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