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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Inhalt:
Überschrift:
Treppauf, treppab durch Osnabrück
Zwischenüberschrift:
Ein Blick hinter sonst verschlossene Türen
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Wie oft läuft man durch die Stadt, immer und immer wieder an bestimmten Gebäuden vorbei, ohne ihnen großartig Beachtung zu schenken, geschweige denn hineinzugehen. Dabei verbirgt sich hinter so manch einem dieser Orte ein wahres Schätzchen, eine Überraschung, eine interessante Geschichte. Auf ihrer Führung " Innenansichten" öffnet Kunsthistorikerin Caroline Bäßler von Stadt-Land-Führungen Osnabrück den Teilnehmern Türen und Tore in der Altstadt.

Gespannt läuft die Teilnehmergruppe auf die " Kleine Kirche" zu, auch bekannt als Gymnasialkirche, die etwas versteckt im Schatten des Osnabrücker Doms liegt. Das im 17. Jahrhundert von Jesuiten erbaute Gebäude sei die einzige barocke Kirche in der Altstadt, erfährt die Gruppe und freut sich auf eine für den Barock typische üppig-schnörkelige Ausstattung. Und schon das erste Überraschungsmoment der Tour: Die Leute treten über die Schwelle und stehen wider Erwarten im schlichten Kirchenschiff. " Die Kleine Kirche hat das traurige Schicksal, direkt neben dem Dom stehend, im Zweiten Weltkrieg mehr abbekommen zu haben als ihr imposanter Nachbar", erklärt Caroline Bäßler. Einzig eine Gedenktafel sei aus der Barockzeit übrig geblieben. Im Gewölbe unter der Kirche lägen bis zu einem Meter hoch aufgetürmte Knochen. " Sie stammen, so wird vermutet, vom Friedhof, der sich früher an der Nordseite des Doms befand", erklärt die Tourleiterin.

Die nächste Überraschung dann am Nikolaiort. " Gehen wir da wirklich hinein?", fragt eine Teilnehmerin. Anstatt nur durch die von der Öffentlichkeit benutzte Passage zu laufen, führt Caroline Bäßler die Gruppe durch das Treppenhaus in die erste Etage des Achtziger-Jahre-Baus. Neben einem Hotel befinden sich dort auch Wohnungen mit Terrassengärten, die allerdings immer mehr ihren eigentlichen Verwendungszweck verlieren und in Büros umgewandelt werden. Die Architekten haben für das verwinkelte Gebäude, das innerstädtisches Wohnen mit Grünraum ermöglicht, einen Städtebaupreis erhalten erfahren die Teilnehmer, die durch den überdachten Gang an den Wohnungen vorbeischlendern.

Durch das Treppenhaus wieder hinunter, einmal über die Straße und um die Ecke, dort wartet Überraschungsmoment drei: das Fachgerichtszentrum, ehemaliges Staatshochbauamt. Beeindruckt das fünfgeschossige Hochhaus mit seiner schlichten Fassade heute die wenigsten, entpuppt es sich bei genauerem Hinsehen und dank der fachkundigen Erklärungen der Stadtführerin als Kleinod der Fünfziger-Jahre-Architektur. " Schauen Sie sich mal den Eingangsbereich an. Die Form erinnert an die Nierentische der Fünfziger, ein Stil, der inzwischen doch wieder in ist", so Caroline Bäßler. Nicht jeder darf im Gericht so einfach ein und aus spazieren. Die Stadtführung " Innenansichten" ist jedoch angemeldet und die Pförtner vorbereitet. Also nichts wie hinein, die Chance hat man nicht alle Tage. Die Gruppe steht unter der türkisen Mosaikdecke und kann sich nicht sattgucken am Treppenhaus, in dem sich die Stufen nach oben drehen, gewunden wie ein Schneckenhaus.

Treppauf, treppab geht es auch an den nächsten Etappen weiter. Im von außen auffällig, farbigen Renaissance-Gebäude Ledenhof befindet sich im Treppenturm die älteste Spindeltreppe Norddeutschlands und im Regierungsgebäude, heute Sitz der Polizeidirektion, genießen die Teilnehmer den Aufgang auf der alten, trutzigen Stein treppe. Gebaut wurde sie in den 1890er-Jahren, einer Zeit, in der Osnabrück noch zum Königreich Preußen gehörte.

Wenn die Gruppe nach so vielen Innenansichten noch immer neugierig ist, öffnet Caroline Bäßler manchmal noch eine letzte Tür, die der geschichtsträchtigen Villa Schlikker am Heger-Tor-Wall. Dort kann am Ende noch ein Blick in das Badezimmer geworfen werden. Die in den Boden eingelassene römischen Wanne, die bei Bauarbeiten 1986 entdeckt wurde, zeugt vom Reichtum der Familie Schlikker und beeindruckt so manchen Tour-Gast.

Carolin HlawatschGeführte Rundgänge in der Region: Alle Beiträge der Serie auf www.noz.de/ fuehrungen
Bildtexte:
Ein Blick in das eindrucksvolle Treppenhaus im Fachgerichtszentrum.
Zwischen der " Kleinen Kirche" und dem Dom (rechts) gab es mal einen Brückengang für den Bischof. Eine zugemauerte Tür in der Domwand zeugt heute davon.
Fotos:
Carolin Hlawatsch

Infos im Überblick

Die Stadtführung kann jederzeit auf Anfrage gebucht werden. Kosten je Gruppe 60 Euro Grundpreis plus ein Euro pro Person. Kontakt: Stadt-Land-Führungen Osnabrück, Telefon: 05 41/ 2 02 99 72. Die nächsten offenen Führungen, für die keine Anmeldung erforderlich ist, finden am 6. Mai, 5. August und 4. November jeweils um 13.30 Uhr statt und kosten 5 Euro für Erwachsene, 2 Euro für Kinder. Startpunkt der Führung ist am Hauptportal des Osnabrücker Doms. Dauer: eineinhalb Stunden.
Autor:
Carolin Hlawatsch
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