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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Minister Lies lobt die schnellen Helfer
 
Experte aus USA soll Unglücksursache finden
Zwischenüberschrift:
Geeste am Tag nach der Explosion im Erdölgebiet mit vier Verletzten
 
Am Tag nach der Explosion in Geeste haben die Aufräumarbeiten begonnen – Vier Verletzte
Artikel:
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Originaltext:
Geeste. Am Tag nach der Gasverpuffung an einer Erdölförderbohrung in Geeste, Kreis Emsland, bei der vier Arbeiter schwere Brandverletzungen erlitten hatten, haben die Aufräumarbeiten begonnen. Die Ermittlung der Unfallursachen läuft noch, geleitet vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG)
Wie die LBEG mitteilt, ereignete sich das Unglück am Dienstag gegen 19.10 Uhr bei Arbeiten an der Erdölbohrung. Damit waren sieben Mitarbeiter der GdF-Suez E & P Deutschland und einer weiteren Firma beschäftigt. Dazu wurde die Bohrung mit Salzwasser aufgefüllt und anschließend der Bohrlochverschluss demontiert. Beim Fortgang der Arbeiten stieg unerwartet Gas aus der Bohrung. Es kam zur Explosion und dem anschließenden Brand der Ölfeldwinde. Die genaue Herkunft des Gases und die Zündquelle sind noch nicht bekannt.
Vier Arbeiter im Alter von 30 bis 56 Jahren, die sich in unmittelbarer Nähe befanden, zogen sich bei der Explosion schwere Brandverletzungen zu. Drei wurden mit Rettungswagen und einer mit einem Rettungshubschrauber in Spezialkliniken für Brandverletzungen nach Dortmund, Gelsenkirchen, Hannover und Hamburg gebracht. Nach Angaben von Einsatzleiter Burkhard Kalmer schweben die Vier nicht in Lebensgefahr.
Am Mittwochnachmittag machten sich der niedersächsische Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Olaf Lies (SPD), der Landtagsabgeordnete Bernd-Carsten Hiebing (CDU), Landrat Reinhard Winter (CDU) und der Bürgermeister von Geeste, Hans-Josef Leinweber (CDU), ein Bild der Lage. Lies sprach den Angehörigen der Verletzten und deren Kollegen sein Mitgefühl aus. Die Einsatzkräfte hätten schnell, abgeklärt und sachgerecht den Verunglückten geholfen und den Schaden begrenzt. Ein Lob gab es für die gute Zusammenarbeit der Einsatzkräfte, der Unternehmen, des Landkreises und der LBEG. Als Nächstes gelte es das Unfallgeschehen aufzuarbeiten, die Unglücksstelle zu sichern und den Sachverhalt aufzuklären.
Landrat Reinhard Winter sagte, dass sich das ständig besetzte Lagezentrum im Kreishaus bewährt hat. Ebenso die vielfach erprobte Zusammenarbeit von Feuerwehren, THW, DRK und Malteser-Hilfsdienst.
Bildtext:
Ein Bild vor Ort machte sich der Präsident des Landesamts für Bergbau, Energie und Geologie, Andreas Sikorski (rechts).
Foto:
Ina Wemhörner

Kommentar
Fataler Höhepunkt

Das Unglück von Geeste ist der bisherige Höhepunkt einer nicht abreißen wollenden Pannenserie: Erst entging das Wattenmeer im Fall Etzel nur knapp einer Ölpest. Dann sprudelte das Öl aus einer Kaverne in Gronau-Epe. Und zuletzt machten marode Leitungen auf Erdölfeldern in der Grafschaft Bentheim Schlagzeilen. Jetzt das: Vier Arbeiter werden bei der Explosion an einem Ölbohrloch lebensgefährlich verletzt. Das Feuer ist auch Stunden später noch nicht gelöscht.

Wer den Vorfall nur als tragisches Unglück abstempeln will, macht es sich zu einfach. Vor dem Hintergrund der Ereignisse verstärkt die Explosion den Verdacht, der sich in den vergangenen Monaten aufgedrängt hat: Die Öl-Branche hat ein massives Problem in Sachen Sicherheit.

Umso wichtiger waren der Besuch des niedersächsischen Wirtschaftsministers und der Aufsichtsbehörde an der Unglücksstelle. Das bewirkt zwar zunächst wenig, vermittelt aber, dass die Branche unter Beobachtung steht. In den vergangenen Jahren scheint das nicht immer der Fall gewesen zu sein. Aber gerade vor dem Hintergrund der Expansionspläne im Emsland ist das wichtig. Es muss sichergestellt werden, dass sich Pannen wie in den vergangenen Monaten in der Zukunft nicht noch einmal ereignen.

Das kann nur im Sinne der Unternehmen sein, denn jeder Unfall gefährdet nicht nur die Umwelt und im schlimmsten Fall sogar Menschenleben. Er zerstört auch Vertrauen.

Geeste. Rußbedeckt und krumm ist am Tag nach dem Explosionsunglück auf einem Erdölförderplatz in Geeste im Emsland ein Windengerüst über ein Maisfeld hinweg zu sehen. Vier Arbeiter haben hier am Dienstagabend schwere Verbrennungen erlitten.

Die Unglücksstelle im Erdölgebiet Bramberge zwischen den Dörfern Osterbrock und Bramhar ist weiträumig abgesperrt. Bei einem Bauernhof in der Nähe steht einer der großen Einsatzleitwagen des Landkreises Emsland, in dem die Arbeit der bis zu 200 Einsatzkräfte von drei Feuerwehren, dem Deutschen Roten Kreuz und dem Technischen Hilfswerk mit dem Erdölbetrieb GdF Suez E & P Deutschland und den mit Instandsetzungsarbeiten an den Förderplätzen betrauten Firmen koordiniert werden.

Es wird mit großer Vorsicht gearbeitet. " Ein kleines, aber kontrolliertes Feuer brennt noch immer. Wenn das vollständig erlischt, werden wir mit den weiteren Maßnahmen voranschreiten. Zunächst muss jedoch das Gerüst am Bohrloch gesichert werden, weil noch immer Einsturzgefahr besteht", erzählte Burkhard Kalmer, Einsatzleiter der Feuerwehr, am Mittag. Wie man solche Brände eindämmt, haben die Feuerwehren der Umgebung einmal im Jahr an den Anlagen der GdF Suez geübt, entsprechend routiniert gingen sie in der Nacht an die Löscharbeiten. Denn die Gefahr durch das aus dem Erdöl entstehende Gas ist bekannt, große Warnschilder sind an jeder Anlage im Erdölgebiet zu finden, und die Arbeiter der Firmen, die hier tätig sind, entsprechend geschult.

" Wir stehen alle unter Schock. Ein solch heftiges Unglück ist seit Jahrzehnten nicht mehr geschehen, und ich möchte mich bei den Einsatzkräften für ihr schnelles Einschreiten bedanken", sagte Andreas Sikorski, Präsident des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) am Mittwoch bei einem Besuch an der Unfallstelle. GdF Suez plane das Bohrloch zu fluten, nachdem das Feuer erloschen ist, erklärte Sikorski. Die Untersuchungen zur Ermittlung der Unglücksursache durch das Landesamt zusammen mit Polizei, Staatsanwaltschaft und GdF Suez gehen weiter. " Wir werden einen Experten aus den USA einfliegen lassen, der diese Katastrophe untersuchen wird", sagte Sikorski.

Zum Ablauf des Unglücks hat das LBEG mitgeteilt, dass am Dienstagabend sieben Mitarbeiter von GdF-Suez und von beauftragten Firmen mit Instandsetzungsarbeiten an der Erdölförderbohrung beschäftigt waren. Es wurden mithilfe der Winde Anlagen am Kopf des Bohrlochs ausgebaut. Dabei gab es eine Gasentflammung, die vier Arbeiter erfasste und die sogenannte Aufwältigungswinde, die einem kleinen Bohrturm ähnelt, in Brand setzte. Drei Verletzte wurden mit Rettungswagen und einer mit einem Rettungshubschrauber in umliegende Krankenhäuser gebracht und noch im Laufe der Nacht in Spezialkliniken für Brandverletzungen nach Dortmund, Gelsenkirchen, Hannover und Hamburg verlegt. Nach Angaben von Burkhard Kalmer schweben die vier Verletzten nicht in Lebensgefahr.

Die Feuerwehren aus den Nachbarorten Osterbrock, Bawinkel und Meppen waren mit zwölf Löschfahrzeugen und über 120 Rettungskräften bei den Löscharbeiten tätig. Das Sprühen von Wasserschleiern verhinderte ein Übergreifen der Flammen auf die Anlagen und Baucontainer am Platz. In den Morgenstunden wurden sie von frischen Kräften abgelöst. Hinzu kamen die Schnelleinsatzgruppen des Roten Kreuzes aus Geeste und Lingen, die die Helfer versorgten, das Technische Hilfswerk, das den Unglücksort ausleuchtete, und der ABC-Zug des DRK aus Bawinkel, der Messungen vornahm, um Umweltgefahren erkennen zu können, und Gasmessgeräte aufstellte. Löschwasser wurde im dort vorhandenen Auffangbecken gesammelt. Das THW legte vorsorglich Ölsperren in die Gräben.
Bildtext:
Bohrspezialisten schreiten die Unglücksstelle am Erdölbohrloch bei Geeste ab.
Foto:
dpa

Explosives Gas
Aus den Überresten von Kleinstlebewesen in den Urmeeren ist in mehr als 100 Millionen Jahren Erdöl entstanden, das sich in durchlässigem Gestein unter undurchlässigen Erdschichten sammelte. Aber das Erdöl ist nicht allein. Salzwasser der Urmeere und Gas aus dem Erdöl sind mit dabei.
Die Erdölsucher bohren die durchlässigen Gesteinsschichten an und fördern das Gemisch zutage, wo es in seine Bestandteile getrennt wird. Das Lagerstättenwasser wird zurückgepumpt, das Erdöl wird zur Weiterverarbeitung zu Benzin, Diesel, Schmierstoffen, Kunststoffen und Arzneimitteln an Raffinerien abgegeben, und das Erdölgas kann wie Erdgas genutzt werden. Weil es so explosiv ist, gibt es strenge Sicherheitsbestimmungen bei der Erdölförderung und - verarbeitung.
Autor:
Manfred Fickers, Dirk Fisser, Ina Wemhörner


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