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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Nicht ausschließlich ein Opfer der Textil-Krise
Zwischenüberschrift:
Leser-Reaktionen auf unseren Beitrag zur Textilfabrik Hammersen – Ex-Mitarbeiter erinnert sich an gravierende Managementfehler
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. In der Serie " Was sagt uns der Straßenname?" haben wir am 6. Februar die Hammersenstraße im Stadtteil Schölerberg vorgestellt und im Zusammenhang mit Sozialleistungen wie dem Bau von Werkswohnungen auch die allgemeine Firmengeschichte der Großweberei F. H. Hammersen und deren Ende skizziert. Dazu haben uns Leserreaktionen erreicht.
So merkt Wilfried Meyer-Koop an, dass die landläufigen Darstellungen nicht die ganze Wahrheit abbildeten. Nicht allein der globale Strukturwandel in der Textilindustrie mit Billigimporten aus Fernost habe zum unrühmlichen Ende von Hammersen in Osnabrück und in den Zweigwerken Rheine, Bocholt und Rheydt geführt, sondern auch gravierende Managementfehler. Er kenne die Nachkriegsentwicklung recht genau, da er von 1951 bis 1973 bei Hammersen beschäftigt gewesen sei, zuletzt als Textilingenieur mit den Aufgabenbereichen Produktionsplanung und Produktivitätskontrolle. In der Konzernmutter Dierig, Augsburg, und auch hier vor Ort sei es zu einer ganzen Reihe von Fehlentscheidungen gekommen, die zu einem großen Teil von dem damaligen Technischen Direktor zu verantworten gewesen seien.
Dieser Direktor, ehemaliger Generalstabsoffizier ohne Kenntnisse der Textilwirtschaft, sei mithilfe von " Vitamin B" nach dem Krieg in die Stellung gekommen. Mit militärischem Drill und nach den Prinzipien von Befehl und Gehorsam habe er sich über wohlmeinende Ratschläge der " alten Hasen" hinweggesetzt. Meyer-Koop schilderte haarsträubende Details. So sei mit immensem Aufwand eine Ausrüstungslinie für einen speziellen Blusenstoff installiert worden, und hinterher habe man festgestellt, dass es so doch nicht geht alles sei für die Katz gewesen. Der größte Fehler aber sei gewesen, noch 1978, als andere Textiler längst die Zeichen der Zeit erkannt und den geordneten Rückzug angetreten hatten, ein Investitionsprogramm von 20 Millionen DM aufzulegen. Christian Dierig, der Vorstandsvorsitzende der Dierig Holding, hatte das Land und die Stadt um öffentliche Hilfen gebeten. Mit Erfolg: Die Stadt gab ein zins- und tilgungsfreies Darlehen von einer Million, das Land sagte eine Bürgschaft von zwölf Millionen zu. " Die Millionen wurden sinnlos verbraten", kritisiert Meyer-Koop. Anbauten seien geschaffen und ganz neue Websäle eingerichtet worden. Die neuen Webmaschinen seien noch nicht einmal eingefahren gewesen, da habe das endgültige Aus schon in der Zeitung gestanden. Das Ende vom Lied: Für einen ausgewogenen Sozialplan sei kein Geld mehr da gewesen.
Leser Wolfgang Mauritz schreibt, dass das Hammersen-Schicksal in seinen Augen unabwendbar war. Er stammt aus Rheydt, wo auch Hammersen ein Zweigwerk hatte. Über familiäre Bande hatte er Einblicke auch in andere Baumwollspinnereien. Er weist auf eine geschichtliche Besonderheit hin: Als der linke Niederrhein französisch war, hatte Napoleon durch die Kontinentalsperre gegen England indirekt dafür gesorgt, dass sich hier die Textilindustrie ballte, weil die zuvor führenden Engländer als Lieferanten ausfielen. Diese Monostruktur, die sich bis ins Münsterland erstreckte, sei extrem anfällig gewesen. Als die Konkurrenz in Fernost mit guten neuen Maschinen oftmals deutscher Herkunft bei niedrigen Löhnen in großem Stil nach Europa zu liefern begann, habe keine der niederrheinischen Webereien mithalten können. Eine nach der anderen sei bis Ende der 1970er-/ Anfang der 1980er-Jahre in Konkurs gegangen, " Hammersen war da keine Ausnahme."
Bildtext:
Das war mal Hammersen: Das Werksgelände der Großweberei an der Iburger Straße in den 1980er-Jahren nach dem Abriss der Fabrikationsanlagen und kurz vor Beginn der Neubebauung.
Foto:
Archiv/ Klaus Lindemann
Autor:
Joachim Dierks


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